10 km Straße: U23-Team gewinnt DM-Bronze

04.03.2024 | Wärme machte dem weiblichen Feld bei den deutschen 10 Kilometer-Meisterschaften zu schaffen. Lohn für die Willensstärke der LG-Läuferinnen: Team-Bronze in der U23. In der Einzelkonkurrenz überzeugte Lea Brückner.

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v.l.n.r. Katja Tegler, Pia Schlattmann, Franziska Dinkelborg, Christina Lehnen, Leonie Kruse, Lea Brückner © Jonas Janßen

Erst am vorvergangenen Wochenende hatten zwei weibliche Mittelstrecken-Teams der LG Brillux die Spikes für die 3×800 Meter-Hallen-DM geschnürt. Acht Tage später wechselten Belag, Distanz und Schuhwerk, indes stand erneut eine deutsche Meisterschaft auf dem Programm. Drei von sechs Protagonistinnen absolvierten beide Events und auch die nominell stärkste Einzel-Akteurin, Lea Brückner, stellte sich der Straßen-DM kurz nach der Hallensaison. Wofür würde es reichen? Athletinnen ebenso wie Trainer standen vor den 10 Kilometern am „Bayerkreuz“ vor einer Wundertüte. Indes ging das Männer-Team ohne die Top-Mittelstreckler Marco Sietmann und Silas Zahlten mit der Courage der Chancenlosen auf der Jagd nach persönlichen Bestzeiten ins Rennen.

Temperaturanstieg stellt Läuferinnen vor große Herausforderung

Zum Scharfrichter des weiblichen Feldes entwickelte sich am Sonntagmittag das Wetter. Der rapide Aufschwung innerhalb eines Tages traf die Frauen (Startzeit: 13:00 Uhr) vor allem auf der zweiten Rennhälfte mit voller Wucht: Bis auf 18 Grad Celsius kletterte das Thermometer, Wärme und starke Sonneinstrahlung stellten das Herz-Kreislauf-System vor eine große Herausforderung und machten den Ausflug auf die Straße zu einer veritablen Tortur.

„Ich glaube, wir hatten alle mit dem Temperaturanstieg zu kämpfen. Ich selbst hatte mir für meine Einzelleistung deutlich mehr erhofft, fühlte mich aber schon vor der Hälfte der Strecke nicht so gut.“ (Leonie Kruse)

Mit klaren Medaillen-Ambitionen waren Leonie Kruse, Pia Schlattmann und Christina Lehnen in der weiblichen U23 gestartet. Das Unterfangen wurde zu einer harten Prüfung für Körper und Geist: „Ich glaube, wir hatten alle mit dem Temperaturanstieg zu kämpfen. Ich selbst habe leider schon vor der Hälfte der Strecke gemerkt, dass ich mich nicht so gut fühlte“, kommentierte Leonie Kruse, für die noch ein guter erster 5 km-Split notiert wurde (18:45 Minuten), ehe die avisierte PB stetig außer Sichtweite geriet. In 38:33 Minuten führte sie das Team dennoch zu DM-Bronze. Mit Pia Schlattmann (38:49 Minuten) und Christina Lehnen (39:05 Minuten) zeigte das LG-Trio eine zwar homogene Teamleistung; „zufrieden waren wir mit unseren Einzelleistungen aber nicht“, nahm Leonie Kruse die Medaille eher als Anerkennung der schieren Willensleistung zur Kenntnis.

1500 Meter-Spezialistin Pia Schlattmann, die sich nach überstandenem Eisenmangel in den Dienst des Kollektivs stellte, ordnete ihre 10 Kilometer-Premiere ebenso sachlich ein: „Meine Aufgabe war es, mich nicht mitreißen zu lassen, um konstant durchzulaufen. Das hat recht gut geklappt, obwohl es mit zunehmender Distanz hart wurde. Durch die tolle Stimmung hat es aber insgesamt Spaß gemacht.“ Christina Lehnen als Dritte des Bronze-Trios sank hinter dem Zielstrich vollkommen entkräftet auf den harten Asphalt, ihre Splits (18:50 min. / 20:15 min.) sprachen Bände.

Lea Brückner führt Frauen-Team in 36:19 min an

Dass die LG Brillux in der Frauen-Wertung in die Nähe der Top 10 lief, war zuvorderst das Verdienst von Neuzugang Lea Brückner: Die 24-Jährige präsentierte sich bei ihrem ersten 10 Kilometer-Rennen seit drei Jahren in sehr guter Verfassung und finishte in 36:19 Minuten. Dabei durchlitt auch Lea ein letztes Renndrittel im tiefroten Bereich: „Bis Kilometer 6 rollte ich in einer perfekten Gruppe im angepeilten Tempo. Danach haben mich die Temperaturen in Kombination mit den womöglich fehlenden Wochenkilometern in der sehr kurzen Vorbereitung hart getroffen. Mit Schwindel, enormem Durst, Kopf- und Bauchschmerzen wurde es unschön“, so Lea Brückner, die sich von Kurve zu Kurve kämpfte. Im beständigen Ringen mit der sich abzeichnenden physischen „Shutdown“ behielt sie die Oberhand: „Mir selbst zu zeigen, dass ich so ein Rennen irgendwie ins Ziel bringen kann, war bei allen Schmerzen eine coole Erfahrung – darauf bin ich stolz und das macht mich unterm Strich zufrieden“, bilanzierte Brückner, die gemeinsam mit den U23-Läuferinnen Leonie Kruse und Pia Schlattmann Rang 13 in der Team-Wertung belegte (1:53:41 Stunden).

„Mir selbst zu zeigen, dass ich so ein Rennen irgendwie ins Ziel bringen kann, war bei allen Schmerzen eine coole Erfahrung – darauf bin ich stolz und das macht mich unterm Strich zufrieden.“ (Lea Brückner)

Die Studentin der Humanmedizin ist enorm motiviert, mit einem 10 Kilometer-spezifischen Training im gerade erst begonnen Frühjahr eine deutliche Steigerung erzielen zu können. Ihre persönliche Bestzeit beträgt 35:01 Minuten. Nach dem Straßen-Intermezzo wird sie dann erneut die Spikes schnüren, um auf der 400 Meter-Bahn möglichst hochwertige Premiere-Marken zu setzen. Lea Brückner hatte sich seit dem Herbst konzentriert auf die 3000 Meter Hallen-Distanz vorbereitet und Anfang Februar in 9:53,83 Minuten die Ernte eingefahren. In Kombination mit der zu reaktivierenden Grundlagenausdauer ist ihr insbesondere auf der 5000 Meter-Freiluft-Distanz ein starkes Debüt zuzutrauen.

Katja Tegler steigt mit Kreislaufproblemen aus

Gemeinsam mit Lea Brückner hat sich zum Jahreswechsel Katja Tegler der LG Brillux angeschlossen. Beide sind seitdem unter zwei Flaggen unterwegs: Einen Großteil der Straßenläufe absolvieren sie wie bisher für die „Running Crew Münster“, bei Meisterschaften und Bahnläufen tragen sie den roten LG-Dress. Die ohnehin gut besetzten Trainingsgruppen von Jörg Riethues und Robert Welp erfahren mit den beiden starken Läuferinnen vor allem in der Verzahnung von Mittel- und Langstrecken-Kapazitäten eine weitere Aufwertung. Auch die 27-jährige Katja Tegler bringt mit einer 10 Kilometer-Bestzeit von 36:04 Minuten ein enormes Pfund auf die Qualitäts-Waagschale.

Entsprechend ambitioniert startete Katja in ihre erste deutsche Meisterschaft, die 5 Kilometer-Marke passierte sie etwa zehn Sekunden hinter ihrer Teamkollegin in glatten 18 Minuten. Danach erlebte sie bittere Momente: „Ich wollt eigentlich nach der kontrollierten ersten Rennhälfte das Tempo anziehen. Leider stellten sich dann Kreislaufprobleme ein und haben mich kurze Zeit später zur Aufgabe des Rennens gezwungen“, so Katja Tegler, die von umsichtigen Sanitätern rasch mit dem Nötigsten versorgt wurde. Für Katja war es das erste „dnf“ in ihrer Karriere überhaupt. „Natürlich hätte ich gerne mehr gezeigt, aber für mich war die Wärme einfach zu viel. Ich weiß dennoch um meine gute Form und freue mich jetzt auf die bevorstehende Freiluftsaison“, richtet sie den Blick bereits nach vorne und peilt für den Sommer ihr Bahn-Debüt an.

Männer-Team mit homogener Leistung und drei persönlichen Bestzeiten

Mit Justin Lukas, Jari Bender, Jens Kassebeer und Philipp Pfeiler schickte die LG Brillux ein Quartett ins Männer-Rennen. Die um eine Stunde frühere Startzeit verlieh dem Wettbewerb einen gänzlich anderen Charakter als das Frauen-Rennen: 13 bis 14 Grad Celsius bei freundlichem Sonnenschein brachten die Muskulatur vom ersten Meter an auf angenehme Betriebstemperatur, ohne indes den Körper zu überhitzen. Entsprechend purzelten an der Spitze des Feldes die Hausrekorde: Richard Ringer (Platz 1 / 28:33 Minuten), Hendrik Pfeiffer (Platz 2 / 28:49 Minuten) und Frederik Ruppert (Platz 4 / 28:59 Minuten) stellten jeweils neue persönliche Bestzeiten auf. Weiter hinten im Feld war auch das Brillux-Team auf der „Mission PB“ erfolgreich: Jari Bender (32:58 Minuten), Justin Lukas (32:59 Minuten), Jens Kassebeer (33:33 Minuten) und Philipp Pfeiler (34:27 Minuten) erzielten jeweils persönliche Straßen-Bestzeiten – Justin Lukas kompensierte dabei sogar das immense Schlaf- und Erholungsdefizit nach seiner Nachtschicht im Rettungsdienst der Feuerwehr.

Jari Bender kommentierte als Schnellster des Quartetts: „Bei meinem aktuell geringen Trainingsvolumen tut die lange Strecke doppelt weh. Dafür bin super happy über die Bestzeit, zumal ich mich unter die 33 Minuten quetschen konnte. Dass alle von uns Bestzeiten gelaufen sind hat uns überrascht, denn Jens, Justin und ich sind nicht in Topform.“ Als Team platzierte sich die LG Brillux mit einer addierten Zeit von 1:39:30 Stunden (Bender/Lukas/Kassebeer) im vorderen Mittelfeld der 104 Mannschaften starken Konkurrenz. Kurios: Weil das Feld und damit das Gedränge am Start so groß waren und Jari Bender mit seinem Zeitmess-Chip später die Startlinie passierte, erreichte er zwar hinter Teamkollege Justin Lukas das Ziel, kassierte Lukas aber in der Netto-Auswertung der Zeiten.

Jörg Riethues zieht gemischte Bilanz und lobt Kampfgeist

Für das Team der LG Brillux zog Chefcoach Jörg Riethues eine gemischte Bilanz: „Wir hatten uns bei den Mädels zeitenmäßig mehr erhofft. Allerdings wurde es ab Kilometer 4 richtig warm und wir konnten froh sein, dass unsere U23-Läuferinnen das Rennen ins Ziel gebracht haben. Bronze ist ein Lohn für ihren Kampfgeist.“ Die Männer-Bestzeiten bei maßvoller Temperierung unterstrichen für Riethues die zwei Gesichter der deutschen Meisterschaften: „Die Jungs hatten perfekte Bedingungen und prompt sind alle vier PB gelaufen.“

„Ab Kilometer 4 wurde es richtig warm und wir konnten froh sein, dass unsere U23-Läuferinnen das Rennen ins Ziel gebracht haben. Bronze ist ein Lohn für ihren Kampfgeist.“ (Jörg Riethues)

Für einen Großteil der Trainingsgruppen von Jörg Riethues und Robert Welp steht jetzt ein Trainingslager bevor. Silas Zahlten bildet im südafrikanischen Dullstroom seit vergangenem Mittwoch die Ein-Mann-Vorhut, ihm folgen in der nächsten Woche Pia Schlattmann, Christina Lehnen, Lea Brückner, Frieda Breitkopf, Kerstin Schulze Kalthoff und David Rajter. Das traditionelle Ostertrainingslager in Malente (Schleswig-Holstein) absolvieren unter anderem Franziska Dinkelborg, Leonie Kruse und Anna Kamp. Marco Sietmann schlägt seine Zelte im französischen Mittelgebirge auf.