Run and Fly: Marco Sietmann, Christina Lehnen und Cedrik Runde schnell wie nie

11.02.2024 | „Run and Fly“ war das Motto in Dortmund am 04. Februar. Mustergültig rannten Marco Sietmann, Silas Zahlten, Christina Lehnen und Cedrik Runde, während Finnja Freisfeld fliegend mit dem Stab überzeugte.

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Vielversprechende Einzel-Debüts: Frieda Breitkopf (links) und Lea Brückner (rechts)

Auf und ab ging es in den letzten Wochen für Marco Sietmann. Auf ein starkes 1500 Meter-Solo zum Saisoneinstieg folgten unbefriedigende 1500 Meter-Einzel-Westfälische, ehe sich Marco tags darauf in der 3×1000 Meter-Staffel rehabilitierte. Rechtzeitig vor den Deutschen Meisterschaften am 17./18. Februar scheint der 21-Jährige jetzt Stabilität auf hohem Niveau zu erlangen: In ausgezeichneten 8:12,88 Minuten unterbot Marco Sietmann beim „Run and Fly“-Meeting in Dortmund seine 3000 Meter-Freiluft-Bestzeit. Sietmann, der sich damit auch den Titel als Westfalenmeister sicherte, sprang auf Platz elf der deutschen Jahresbestenliste.

Marco Sietmann klopft mit pfeilschnellen Schlussrunden an die nationale Top 10

„Das war ein richtig gutes Rennen. Lange fühlte es sich sehr locker an und erst ab ca. 2000 Metern wurde es anstrengend – was es dann natürlich auch sein durfte bzw. musste“, freute sich Marco über seine starke Performance. Unterstützt wurde er auf der zweiten Streckenhälfte von Teamkollege Silas Zahlten, der in 8:16,20 Minuten seinerseits eine neue persönliche Bestzeit aufstellte. Den Unterschied zwischen den beiden LG-Athleten machten zwei pfeilschnelle Schlussrunden Marco Sietmanns: „Marco ist die letzten 400 Meter in 60 Sekunden gelaufen. Er hat ein wirklich tolles Rennen gezeigt“, freute sich Trainer Robert Welp für seinen Schützling.

„Das war ein richtig gutes Rennen. Lange fühlte es sich sehr locker an und erst ab ca. 2000 Metern wurde es anstrengend – was es dann natürlich auch sein durfte bzw. musste.“ (Marco Sietmann)

Zahlten und Sietmann in Leipzig über die 1500 Meter am Start

Nicht zu 100 Prozent zufrieden war Silas Zahlten mit seinem Auftritt. Dennoch rangiert er über die 3000 Meter als zweitschnellster Athlet seines Jahrgangs in Deutschland unter den Top 20. Noch besser ist die Ausgangslage über die 1500 Meter: Silas ist mit seiner Saison-Bestzeit von 3:48,65 Minuten die Nr. 12 der deutschen Bestenliste. Folgerichtig wird er bei den nationalen Titelkämpfen auf der kürzeren Distanz an den Start gehen; die vorläufige Meldeliste listet den Athleten von Jörg Riethues auf Platz neun. Auch Marco Sietmann hat sich für die 1500 Meter entschieden, er klopft mit seiner Saisonbestzeit (3:50,09 Minuten) ebenfalls an die Top 10 und wird wie Silas Zahlten um den Finaleinzug kämpfen. Marcos Erinnerungen an die Leipziger Arena könnten kaum besser sein: 2022 feierte er mit Platz fünf über die 1500 Meter einen seiner bisher größten Karriere-Erfolge.

Christina Lehnen knapp an der B-Norm vorbei

Ein spannendes Rennen entwickelte sich über die 3000 Meter der Frauen. An der Spitze des Feldes sorgte 1500 Meter-Spezialistin Vera Coutellier (ASV Köln) als „Hase“ für eine schnelle Pace klar unterhalb der DM-B-Norm (9:50,00 Minuten). Das Brillux-Trio Christina Lehnen, Lea Brückner und Anna Kamp sortierte sich in der Verfolgergruppe ein, bestrebt um eine Renneröffnung „auf Zug“, ohne dabei zu überpacen. Debütantin Lea Brückner war es, die sich auf dem zweiten Kilometer mutig an die Spitze der Verfolgergruppe setzte und diese mit Christina Lehnen an ihren Fersen sprengte. Das Duo machte Meter um Meter auf die Führenden gut und übernahm dann sogar die Renn-Spitze. Im Finale konnte Christina Lehnen auf die größeren Reserven zurückgreifen und fightete, unterstützt von Pacemakerin Vera Coutellier (9:50,89 Minuten), bis zum Zielstrich um die Norm – in 9:51,16 Minuten verpasste die 20-Jährige die Vorgabe des DLV zwar knapp, mit ihrer ersten Zeit unter zehn Minuten stellte sie indes eine starke neue Bestzeit auf.

„Natürlich war es mit der Norm etwas schade. Aber ich bin trotzdem echt zufrieden mit der Zeit und auch in Richtung Sommersaison jetzt sehr positiv gestimmt.“ (Christina Lehnen)

Somit gab es für Christina Lehnen, die wie Marco Sietmann den westfälischen Titel holte, keinen Grund zum Hadern: „Natürlich war es mit der Norm etwas schade. Aber ich bin trotzdem echt zufrieden mit der Zeit und auch in Richtung Sommersaison jetzt sehr positiv gestimmt.“ Die von Jörg Riethues trainierte Hindernis-Spezialistin geht mit viel Schwung in ihr zweites U23-Jahr. Nach zwei westfälischen Silbermedaillen über die 800 und die 1500 Meter, Gold mit der 3×800 Meter-Staffel und jetzt dem ersten FLVW-Indoor-Titel ihrer Karriere hat die Lehramts-Studentin der Uni Münster viel aus der Hallen-Saison herausgeholt. Ein letztes Highlight wartet mit der Staffel-DM am 25. Februar – Christina hofft auf eine starke Team-Performance.

Lea Brückner mit vielversprechendem Debüt

Ein vielversprechendes Debüt für die LG Brillux Münster gelang auf Platz drei Lea Brückner. Lea kommt wie Frieda Breitkopf von der „Running Crew Münster“, für die sie auch weiterhin auf der Straße an den Start gehen wird. Das rote LG-Trikot trägt die 24-jährige ab sofort bei Bahn- und Meisterschaftsrennen. In Dortmund unterstrich Lea Brückner trotz Infekt-Pause am Vor-Wochenende, dass sie auf der Bahn schon jetzt eine echte Verstärkung für das ohnehin starke weibliche Mittelstrecken-Team ist: Mit einer Steigerung ihrer persönlichen Bestzeit um dreizehn Sekunden rannte sie in 9:53,83 Minuten in den begehrten „Sub-10-Club“ und holte zugleich Silber in der FLVW-Wertung.

„Die 3000 Meter sind keine besonders lange Strecke, dafür aber sehr laktatintensiv. Es tut weh ins Laktat zu laufen, aber es war einer dieser Tage, an dem ich das annehmen und in die rote Zone laufen konnte – und das war ein sehr gutes Gefühl.“ (Lea Brückner)

Erschöpft und gleichzeitig beflügelt kostete die Studentin der Humanmedizin alle Facetten der 15 Hallenrunden aus: „Das Rennen hat unfassbar viel Spaß gemacht. Die 3000 Meter sind keine besonders lange Strecke, dafür aber sehr laktatintensiv. Es tut weh ins Laktat zu laufen, aber es war einer dieser Tage, an dem ich das annehmen und in die rote Zone laufen konnte – und das war ein sehr gutes Gefühl.“

Harte Arbeit zahlt sich aus

Lea Brückner hatte in den Corona-Jahren mit einer fulminanten Entwicklung auf der Straße (10 km-PB: 35:01 min) die Laufszene verblüfft, ehe sie von Verletzungen ausgebremst wurde. Während zweier Auslandssemester in den USA durchlebte sie die Höhen und Tiefen der Entwicklung einer aufstrebenden Quereinsteigerin in den Laufsport, Schritt für Schritt muss sie seitdem das Vertrauen in ihren Körper wiedererlangen. In Dortmund hatte Lea jetzt das Gefühl, den Lohn für die physischen und mentalen Herausforderungen einzufahren: „Man ist super glücklich, weil man spürt, dass sich all die harte Arbeit auszahlt“, fasste sie ihre Emotionen in Worte.

In der westfälischen Indoor-Bestenliste belegen Christina Lehnen und Lea Brückner die Plätze eins und zwei. Auf Platz vier folgt Anna Kamp, die in Dortmund nach schnellem Auftakt einen harten Schluss-Kilometer durchlitt und in 10:15,40 Minuten knapp über ihrer PB das Ziel erreichte.

800 Meter: Cedrik Runde steigert sich enorm

Nach einem ausgezeichneten Jahreswechsel-Trainingslager in Monte Gordo war Cedrik Runde von einem starken Infekt ausgebremst worden – für den ambitionierten Mittelstreckler ein herber Dämpfer zum Start ins erste U20-Jahr. Statt bei den 800 Meter-Westfalenmeisterschaften um die Medaillen mitzurennen, musste sich der 17-Jährige als Fünftplatzierter mit einem Formaufbau-Rennen begnügen. Jetzt ist sie da, die Form: In starken 1:56,50 Minuten unterbot Cedrik, der von Jörg Riethues trainiert wird, auch seine Freiluft-PB deutlich und schob sich in die Top 20 der deutschen U20-Bestenliste. „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich jetzt endlich eine richtig starke Zeit erzielt habe. Nach der recht langwierigen Krankheit war ich am Sonntag topfit und konnte alles aus mir herausholen“, kommentierte Cedrik Runde seinen Durchbruch.

„Der ausschlaggebendste Faktor war definitiv das Trainingslager, aber auch das gut strukturierte Training seit den Sommerferien. Dass ich jetzt endlich eine richtig starke Zeit erzielt habe, freut mich sehr.“ (Cedrik Runde)

In Dortmund lief Cedrik in Lauf zwei des gemeinsamen Männer- und Jugendfeldes und profitierte von einem für ihn maßgeschneiderten Tempo, für das Pacemaker Constantin Feist verantwortlich zeichnete. Eingangs der finalen 200 Meter lag Cedrik Runde dann sogar in Front vor Steffen Riestenpatt (Männer / TSV Bayer Leverkusen). Zwar musste Runde noch Riestenpatt (1:55,13 min) und Jakob Stade (Männer / LG Olympia Dortmund, 1:56,37 min) passieren lassen, setzte aber ein starkes Statement. „Der ausschlaggebende Faktor war definitiv das Trainingslager, aber auch das gut strukturierte Training seit den Sommerferien“, analysierte er. Die U20-DM in Dortmund (24./25. Februar) kann kommen.

1500 Meter: Frieda Breitkopf vor Pia Schlattmann

Über die 1500 Meter stellten sich Pia Schlattmann und Frieda Breitkopf einer starken Konkurrenz, die an der Spitze zunächst auf eine Zeit unter 4:20 Minuten anlief. Gerne hätte Pia Schlattman die schnelle Fahrt genutzt, um mit einer Leistung im Bereich ihrer Freiluft-PB (4:32,82 Minuten) bei der letzten Gelegenheit noch auf den DM-Zug aufzuspringen; indes waren die gesundheitlichen Voraussetzungen nicht die besten: „Pia hat mit Eisenmangel zu kämpfen. In Dortmund kamen zudem Atemprobleme hinzu, möglicherweise auch in Folge einer Allergie“, erlebte Robert Welp seine Athletin nicht auf der Höhe ihres Schaffens. 4:42,94 Minuten gingen für Pia in die Ergebnislisten ein.

Dicht vor Pia Schlattman passierte Frieda Breitkopf in 4:42,76 Minuten die Ziellinie. Nach ihrem ausgezeichneten Mannschafts-Debüt als Teil der 3×800 Meter-Staffel überzeugte die 23-Jährige damit auch beim ersten Einzelstart für die LG Brillux. „Es war ein solider Einstieg für meinen ersten Wettkampf über die längeren Strecken. Generell fällt mir die Renneinteilung noch etwas schwer – da muss ich sicherlich noch Erfahrung sammeln. Es hat mir aber sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich auf weitere Einzelrennen in der Outdoor Season“, bewertete Frieda ihr 1500 Meter-Rennen differenziert. Als ehemalige 200 und 400 Meter-Sprinterin der nationalen Spitze ist Frieda Breitkopf schlicht zu ehrgeizig, um in ihrem Debüt mehr als nur den Auftakt einer Reise in schnellere Sphären zu sehen.

Stabis um Finnja Freisfeld mit sehr guten Leistungen

Neben den Läufer:innen war die Stabhochsprung-Gruppe von Silke Spiegelburg mit einer starken Abordnung in Dortmund vertreten. Für die beste Leistung sorgte Finnja Freisfeld, die sich mit übersprungenen 3,50 Metern bis auf zwei Zentimeter ihrer Freiluft-PB näherte. Erfreulich war dabei neben der Höhe die mentale Einstellung: Mutig stieg die 16-Jährige bei 3,40 Meter in den Wettkampf ein; sie übersprang die Höhe im zweiten Versuch und meisterte die 3,50 Meter im ersten Anlauf. Gemeinsam mit den drei weiteren im Wettkampf verbliebenen U18/U20-Athletinnen verzichtete Finnja auf die 3,55 Meter, um stattdessen die 3,60 Meter ins Visier zu nehmen. Obgleich der Wettkampf hier mit drei ungültigen Versuchen endete, meisterte Finnja als Siegerin der Jugend-Konkurrenz eine wichtige Etappe auf dem Weg zurück zu alter Stärke.

Auch Jule Glaßer (Frauen / 3,71 Meter) und Niklas Workert (U18 / 3,70 Meter) sprangen in die Nähe ihrer Bestleistung. Justus Wehner (U18) überquerte bereits zum vierten Mal in dieser Saison die 3,50 Meter. In der W14 stellte Elsa Rausmann ihre persönliche Bestleistung (2,90 Meter) ein und ging als Siegerin aus dem Wettkampf hervor.

Bastian Sundermann verpasst DM-Quali, Silyan Peshev nach Fußproblemen zurück

Über die 400 Meter der Männer suchte Bastian Sundermann seine letzte Chance auf eine DM-Qualifikation. In 49,39 Sekunden (Platz 2) verfehlte er die B-Norm um zwei Zehntelsekunden. Zurück im Geschäft ist Silyan Peshev, dessen komplette Saisonvorbereitung von Fußproblemen geprägt war. 22,65 Sekunden über die 200 Meter (Platz 3) waren insofern ein ermutigendes Signal. „Silyan hat sich damit für die harte Arbeit der letzten Monate belohnt. Im Übrigen war es für ihn ein wichtiger Härtetest für die bulgarischen Hallenmeisterschaften, die zeitgleich mit der DM stattfinden“, attestierte Jan Vogt seinem bulgarischen Schützling eine starke Charakterleistung.