Luka Herden holt DM-Bronze, Marco Sietmann und 4×200 Meter-Staffel auf Platz 4

22.02.2024 | Mit Bronze für Luka Herden, zwei vierten Plätzen und vier weiteren Final-Platzierungen fuhr das Team der LG Brillux eine starke DM-Ausbeute ein. Fast alle der elf Einzel-Starter:innen boten in Leipzig ihre besten Leistungen an.

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Bronze-Flug: Luka Herden packt im letzten Versuch 7,73 Meter aus © Beautiful Sports/Axel Kohring

Stimmungsvolle deutsche Hallenmeisterschaften erlebten die zwölf DM-Starterinnen und -Starter der LG Brillux Münster. In der an beiden Tagen annähernd ausverkauften Arena Leipzig (3.750 Zuschauer:innen) reihte sich aus LG-Sicht vor allem am Sonntag Highlight an Highlight: In einem Zeitkorridor von etwa zwei Stunden flog Luka Herden zu Weitsprung-Bronze, fightete sich Marco Sietmann über die 1500 Meter zu Rang vier und setzte die 4×200 Meter Staffel mit Leonard Horstmann, Gabriel Wusu, Bastian Sundermann und Jan-Eric Frehe ebenfalls mit Rang vier einen bärenstarken Schlusspunkt. „Wir haben alle Erwartungen übertroffen. Unser größtes Team bei einer Aktiven-DM hat auch qualitativ überzeugt und ist in nahezu allen Disziplin-Gruppen in die Finals vorgestoßen“, bilanzierte Cheftrainer Jörg Riehtues. Mit Top acht-Platzierungen im Weitsprung, im Hürdensprint, über die Mittelstrecken und als Sprint-Team deckte die LG Brillux in der Tat ein erfreulich großes Spektrum ab.

Weitsprung: Luka Herden mit Malheur beim Einspringen

Um ein Haar wäre für Luka Herden das nationale Gipfeltreffen der Weitspringer beendet gewesen noch bevor es richtig begonnen hatte: Beim Warmup rutschte Luka auf dem Holzbalken aus, blieb in der Grube unglücklich in einem Loch hängen und knickte um. „Dass man ausrutscht, passiert immer mal, wenn man mit zu viel Geschwindigkeit übertritt; das Umknicken hätte für mich allerdings das Aus bedeuten können. Zum Glück waren die DLV-Physios zur Stelle und haben meinen Fuß getaped, sodass er für den Wettkampf hielt“, schilderte der 24-Jährige das Malheur, das auch die sechs Wettkampfsprünge überschattete: „Ich habe im Anlauf unterbewusst etwas Geschwindigkeit rausgenommen, da mein Fuß schmerzte“, so Luka Herden, der seit Durchgang eins (7,51 Meter) zwar stets in den Medaillenrängen lag, bis zum finalen Versuch aber nicht an sein eigentliches Leistungsvermögen herankam.

„Dass man ausrutscht, passiert immer mal, wenn man mit zu viel Geschwindigkeit übertritt; das Umknicken hätte für mich allerdings das Aus bedeuten können.“ (Luka Herden)

Simon Batz überragend, enges Duell um Silber und Bronze

Während an der Spitze der Konkurrenz Simon Batz (MTG Mannheim) in Durchgang zwei mit dem nächsten Acht Meter-Flug (8,01 Meter) beeindruckte, entwickelte sich auf den Rängen zwei bis sieben die erwartet enge Auseinandersetzung. Wieder einmal gab es dabei Anschauungsunterricht zum Bonmot, wonach Konkurrenz die persönliche Leistung belebt: In Durchgang fünf verdrängte Maximilian Entholzner (LG Stadtwerke München) Luka Herden mit einem Satz auf 7,63 Meter vom Silberrang. Herden ließ seinen fünften Versuch aus, justierte die mentalen Stellschrauben und warf ohne Rücksicht auf seinen Fuß alles in den finalen Versuch. Hier traf er das Brett optimal und segelte auf ausgezeichnete 7,73 Meter – nie ist der Top-Athlet der LG Brillux unterm Hallendach weiter gesprungen. Indes hatte der 29-jährige Entholzner, der eine Freiluft-PB von 8,12 Metern aufweist, das letzte Wort und überflügelte Luka Herden um zwei Zentimeter. In der Geste großer Sportler umarmten sich beide in aufrichtiger Anerkennung eines spannenden Duells. Gold ging an Europas Nr. 3 in der Halle, Simon Batz.

„In meinem zweiten Weitsprung-Wettkampf des Winters bin ich Indoor-PB gesprungen – das ist ein gutes Signal für den Sommer, zumal ich gemeinsam mit meinem Trainer Uli Knapp dabei bin, technische Details in der Absprungphase zu verfeinern.“ (Luka Herden)

Luka Herden nimmt mit Bundestrainer Ulrich Knapp Rom ins Visier

Zufrieden setzte Luka Herden einen Haken hinter de DM und damit auch hinter die kurze Hallensaison: „Ich bin mit dem Wochenende sehr zufrieden. In meinem zweiten Weitsprung-Wettkampf des Winters bin ich Indoor-PB gesprungen – das ist ein gutes Signal für den Sommer, zumal ich gemeinsam mit meinem Trainer Uli Knapp dabei bin, technische Details in der Absprungphase zu verfeinern.“ Luka wird seit Dezember von Weitsprung-Bundestrainer Ulrich Knapp betreut, der unter anderem auch Olympiasiegerin und Weltmeisterin Malaika Mihambo coacht. Die Arbeit des Duos an der Form für die internationalen Großereignisse des Sommers mit den Europameisterschaften in Rom als Fixpunkt hat gerade erst begonnen.

Maxi Busse nach Platz sieben mit gemischten Gefühlen

Auch Maxi Busse, das zweite „heiße Weitsprung-Eisen“ der LG Brillux, machte beim Einspringen die Bekanntschaft mit den Tücken des Balkens: „Beim allerersten Sprung in die Grube bin ich weggerutscht und habe danach ein wenig das Vertrauen verloren“, so Busse, der mit der stabilsten Form seiner Karriere nach Leipzig gereist war. Zwar gelang ihm ein weitenmäßig vielversprechender Wettkampf-Auftakt (7,43 Meter), der entscheidende Schub nach vorne blieb danach aber aus. Eine wesentliche Erklärung kam bittersüß daher: Maxi Busse baute im Anlauf so viel Speed auf, dass es am Brett nicht mehr passte. „Wir konnten damit nicht rechnen. Zwar haben wir innerhalb des Wettkampfes meinen Anlauf um einen halben Meter nach hinten korrigiert, aber leider waren die ungültigen Sprünge in den Durchgängen drei und vier meine besten – von guten Ungültigen kann man sich im Weitsprung aber nichts kaufen“, analysierte der 23-Jährige mit gewisser Ernüchterung, fügte aber gewohnt humorvoll hinzu: „Ich muss mit dem Ergebnis am Ende des Tages zufrieden sein – für Unzufriedenheit war ich nicht schlecht genug.“

„Zwar haben wir innerhalb des Wettkampfes meinen Anlauf um einen halben Meter nach hinten korrigiert, aber leider waren die ungültigen Sprünge in den Durchgängen drei und vier meine besten – von guten Ungültigen kann man sich im Weitsprung aber nichts kaufen.“ (Maxi Busse)

Trainer Lars Goldbeck haderte seinerseits mit dem gemessen an der herausragenden Form überschaubaren Ertrag, spannte den strategische Bogen aber über Leipzig hinaus: „In Leipzig mussten wir im Anlauf Risiken eingehen, um vorne mitzuspringen – leider hat es sich nicht ausgezahlt. Perspektivisch bin ich guter Dinge, dass wir die hohen Geschwindigkeiten mit einem passenden Absprung-Timing verzahnen können.“

Erfreulich stabile Physis stimmt Maxi Busse optimistisch

Dass Maximilian Busse auch den Status quo in der Gesamtwürdigung als Erfolg verbucht, ist neben hoher Konstanz vor allem der erfreulich stabilen Physis zuzumessen: „Ich bin während des kompletten Winters heile geblieben. In Leipzig habe ich sechs Wettkampfsprünge mit einem im Vergleich zum letzten Sommer um fünf bzw. fünfeinhalb Meter längeren Anlauf absolviert – das ist fast schon sensationell und macht sehr viel Mut für die Freiluftsaison.“ Ermöglicht wurde das in der Wahrnehmung des verletzungsanfälligen Athleten durch den großen Einsatz seines medizinischen Umfelds: „Ich verdanke die Verletzungsfreiheit vor allem Bene Wentrup und Dr. Tim Vogler vom ZfS Münster – ohne ihre beständige Arbeit an meinen Hamstrings hätte ich das nicht gepackt.“

1500 Meter Männer: Marco Sietmann selbstbewusst zu Rang vier

Für die vielleicht größte Überraschung sorgte in Leipzig aus LG-Sicht Marco Sietmann über die 1500 Meter. Der Hindernis-Spezialist zeigte zwei herausragende Rennen und wurde dafür mit Rang vier und neuer persönlicher Bestleistung (3:45,13 Minuten) belohnt. Den Schlüssel zur historisch besten Einzelplatzierung eines Mittelstrecklers der LG Brillux bei einer Aktiven-DM fand Sietmann bereits im Halbfinale: Der 21-Jährige bestritt einen Großteil des Rennens von der Spitze und tankte mit großem Q viel Selbstvertrauen. „Nachdem ich die Ergebnisse beider Läufe gesehen habe, war mir eigentlich klar, dass ich sehr gut drauf bin. Damit haben auch die Meldeleistungen vieler Kontrahenten ihren Schrecken verloren“, analysierte Sietmann. Stichwort Kontrahenten: Mit dem Spitzen-Duo Robert Farken (SC DHfK Leipzig / 3:34,51 Minuten / Platz 6 in Europa) und Marius Probst (TV Wattenscheid), den 3:37-Freiluft-Läufer Marc Tortell (Athletics Team Karben) und Sven Wagner (Königsteiner LV) sowie „Altmeister“ Timo Benitz war das Final-Feld hochkarätig besetzt.

„Nachdem ich die Ergebnisse beider Läufe gesehen habe, war mir eigentlich klar, dass ich sehr gut drauf bin. Damit haben auch die Meldeleistungen vieler Kontrahenten ihren Schrecken verloren.“  (Marco Sietmann)

Trotz Nervosität unterstrich Marco Sietmann hier erneut sein taktisches Geschick: Er widerstand dem Impuls, die rasante Tempoverschärfung nach 200 Metern anzunehmen und hielt sich stattdessen kontrolliert in der zweiten Gruppe auf. Gemeinsam mit Timo Benitz formierte Marco in der zweiten Rennhälfte einen starken Zweier-Zug, beständig machte das Duo Boden gut. „Ich habe 250 Meter vor Schluss realisiert, dass wir auf Platz drei und vier auflaufen und dass es mir dabei noch richtig gutging“, so Sietmann, der im Ziel näher an Platz drei war als der Fünftplatzierte Benitz an ihm. Der große Showdown an der Spitze zwischen Lokalmatador Robert Farken (3:37,20 Minuten) und dem Meisterschaftsrekord laufenden Marius Probst (3:36,36 Minuten) verlieh dem Rennen dabei eine ganz besondere Note – die 1500 Meter der Männer zählten fraglos zu den Highlights der DM. Umso mehr freute sich auch Trainer Robert Welp über den couragierten Auftritt seines Schützlings: „Marco hat vor der großen Kulisse zwei sehr starke Rennen gezeigt und sich selbst mit einer tollen Bestzeit und einer noch tolleren Platzierung belohnt.“

Silas Zahlten in erstem Aktiven-Finale auf Platz zehn

Silas Zahlten stand in Leipzig erstmals in einem Aktive-Finale, womit das primäre Ziel abgehakt war. Indes hatte er im Halbfinale spürbar Kraft gelassen, sodass die hohe Geschwindigkeit des Feldes den 19-Jährigen herausforderte. In 3:51,48 Minuten gelang dennoch der Sprung in die Top 10 – die Feuertaufe bei den Erwachsenen war damit geglückt. Für Silas Zahlten und seinen Trainer Jörg Riethues war die schmal bestückte Hallensaison indes nur eine Zwischenstation: In der Vorbereitung für den Sommer schlägt Zahlten seine Zelte wie bereits im Herbst für vier Wochen in Südafrika auf.

1500 Meter Frauen: Kerstin Schulze Kalthoff trotzt ruppigen Rennen

Durchweg ruppig entwickelten sich die die 1500 Meter der Frauen. Bereits die Vorläufe waren von Gerangel, beständigen Positions- und Rhythmuswechseln geprägt; im Finale kulminierte diese Gemengelage in einem Sturz von Mitfavoritin Nele Weßel. Auch Kerstin Schulze Kalthoff nahmen die zerfahrenen Rennen durchaus mit, mehrfach wurde sie bereits im Vorlauf durch das komplette Feld gespült. Dass sie die Tage in Leipzig dennoch mit einem beständigen Lächeln durchlebte, lag einerseits an der schieren Freude am ersten nationalen Kräftemessen nach zwölf Monaten – vor Jahresfrist stand Kerstin mit gravierenden Verletzungssorgen an der Schwelle zur bisher schwierigsten Phase ihrer Karriere.

„Vor zwei Jahren wäre ich nicht ansatzweise in der Lage gewesen, ein so schnelles Finish mitzugehen. Vor allem in diesem Winter habe ich in der Zusammenarbeit mit Sprint-Trainer Jan Vogt einen großem Schritt nach vorne gemacht und bin jetzt konkurrenzfähig in Rennen dieser Art.“ (Kerstin Schulze Kalthoff)

Gleichzeitig überzeugte die 25-Jährige mit Qualitäten, über die sie vor wenigen Jahren noch nicht verfügte: „Bei meiner fünften Hallen-DM habe ich mein erstes taktisches Finale erlebt. Vor zwei Jahren wäre ich nicht ansatzweise in der Lage gewesen, ein so schnelles Finish mitzugehen. Vor allem in diesem Winter habe ich in der Zusammenarbeit mit Sprint-Trainer Jan Vogt einen großem Schritt nach vorne gemacht und bin jetzt konkurrenzfähig in Rennen dieser Art“, war Kerstin glücklich über ihren Punch auf den finalen 500 Metern. Kerstins Hindernis- und Mittelstreckentrainer Robert Welp konnte das subjektive Empfinden mit Zahlen untermauern: „Kerstin hat die letzten 500 Meter in 83 Sekunden zurückgelegt, so schnell war sie in einem 1500 Meter-Lauf noch nie. Auf der Schlussrunde hat sie noch zwei Positionen gutgemacht und sich auf einen sehr guten siebten Platz vorgearbeitet.“

Gold ging an die taktisch beschlagene Gesa Krause, die in 4:24,31 Minuten unter dem Jubel des Publikums ihren zweiten Titel des Wochenendes abräumte. Keine vier Sekunden später überquerte Kerstin in 4:28,08 Minuten die Ziellinie und stellte fest, dass eine neue PB im Taktik-Geplänkel zwar außer Reichweite blieb, davon abgesehen aber fast alles gelungen war. Mit Blick auf die Freiluftsaison hat Kerstin Schulze Kalthoff allen Grund zur Überzeugung, auch in ihrer Spezialdisziplin, den 3000 Metern Hindernis, ein erfolgreiches Comeback feiern zu können.

60 Meter Hürden: Joshua Wagner in erstem großem Finale für die LG Brillux

Hürdensprinter Joshua Wagner, der sich im Herbst der Trainingsgruppe von Jan Vogt angeschlossen hat, drang in Leipzig in sein erstes großes Finale für die LG Brillux vor. Dieses sollte eigentlich im Zeichen des Showdowns zwischen Shootingstar Manuel Mordi (Hamburger SV) und Tim Eikermann (TSV Bayer Leverkusen) stehen. Nach dem fehlstartbedingten Aus des Hamburgers im ersten von drei Halbfinals öffnete sich das Feld schlagartig und Joshuas Trainer Jan Vogt gestattete sich die Frage, was heute für seinen Athleten möglich sein könnte. Immerhin näherte sich Wagner trotz technischer Reserven in Halbfinale zwei zum dritten Mal in dieser Saison den acht Sekunden (8,05 Sekunden) und zog als Fünftschnellster ins Finale ein.

„Wir müssen angesichts der Leistungen der Konkurrenz mit Platz sechs im Finale zufrieden sein. Joshua hat sich im Saisonverlauf auf einem neuen Leistungsniveau stabilisiert und in Leipzig vor großer Kulisse stark performt.“ (Jan Vogt)

Eine Konkurrenz in Bestzeiten-Laune und ein technischer Fehler an Hürde vier setzten den zarten Träumen zwar jähe Grenzen, dennoch untermauerte Joshua Wagner mit Platz sechs in 8,06 Sekunden, dass er der erweiterten Spitze des deutschen Hürdensprints angehört. „Die Finalteilnahme und die Platzierung entsprechen genau meinen Zielen, die ich vor der DM definiert hatte. Zwar wäre ich gerne schneller gelaufen, aber trotz technischer Fehler ging es in beiden Rennen in den Bereich meiner Bestleistung“, kommentierte der 23-Jährge insgesamt zufrieden. Jan Vogt pflichtete seinem Schützling bei: „Wir müssen angesichts der Leistungen der Konkurrenz mit Platz sechs im Finale zufrieden sein. Joshua hat sich im Saisonverlauf auf einem neuen Leistungsniveau stabilisiert und in Leipzig vor großer Kulisse stark performt.“ Vorne holte Tm Eikermann (7,69 Sekunden) überlegen den DM-Titel, auch für Bronze (7,85 Sekunden) hingen die Trauben hoch.

60 Meter Männer: Jan-Eric Frehe steigt zu Deutschlands Nr. 10 auf

Die 60 Meter flach gerieten aus Sicht der LG Brillux zu einer Manifestation des bemerkenswerten Aufstiegs von Jan-Eric Frehe, der sich in der laufenden Saison um satte drei Zehntelsekunden gesteigert hat. In Leipzig gelang ihm das Kunststück, sowohl im Vorlauf als auch im Halbfinale seine persönliche Bestleistung zu toppen. In 6,75 Sekunden schrammte er im dicht gestaffelten Feld zwar um eine Hundertstelsekunde am Finale vorbei, belegte in der Endabrechnung aber einen ausgezeichneten zehnten Platz. „Die DM in Leipzig war für mich eine sehr geile Erfahrung. Ich habe fast alles erreicht, was ich im Vorfeld für möglich gehalten hatte. Ich habe große Namen hinter mir gelassen und bin stolz darauf, bei meiner ersten Aktiven-DM in die nationale Top 10 vorgestoßen und zweimal PB gelaufen zu sein“, konnte Frehe das knapp verpasste Finale ohne Wenn und Aber verschmerzen.

„Ich habe fast alles erreicht, was ich im Vorfeld für möglich gehalten hatte. Ich habe große Namen hinter mir gelassen und bin stolz darauf, bei meiner ersten Aktiven-DM in die nationale Top 10 vorgestoßen und zweimal PB gelaufen zu sein.“ (Jan-Eric Frehe)

Die Gesamterfahrung der deutschen Meisterschaft war für den 20-Jährigen sicherlich prägend für den weiteren Karriereverlauf: „Wenn du im Callroom neben Top-Sprintern mit internationaler Erfahrung bis hin zu Olympia-Teilnahmen sitzt, dann macht das etwas mit dir. Ich konnte mich darauf aber schnell einstellen und im Halbfinale hat mich die Atmosphäre motiviert.“ Trainer Jan Vogt würdigte die starke Performance als vorläufigen Endpunkt einer linearen Progression im Verlauf der Hallensaison: „Jan-Eric hat sich in den letzten Monaten beständig gesteigert und war pünktlich zum Saisonhöhepunkt topfit. Vor sechs Wochen hat er erstmals die 7 Sekunden-Schallmauer durchbrochen, jetzt kratzt er vor großem Publikum in einem großen Feld am Finale.“ Hungriger denn je blicken sie jetzt auf den Sommer: Hier verheißt die U23-DM Möglichkeiten, die in den kommenden Monaten beständiger Begleiter in den Trainingsmühen sein werden.

4 x 200 Meter Staffel: Wechselbad der Gefühle, rasante Zeit

Ein zwischenzeitliches Wechselbad der Gefühle erlebte zum Abschluss der Meisterschaften die 4 x 200 Meter-Staffel mit Leonard Horstmann, Gabriel Wusu, Bastian Sundermann und Jan-Eric Frehe: Nach Zeitendlauf eins auf dem „Hot Seat“ der Führenden platziert, zogen in Lauf zwei der TV Wattenscheid und in Lauf drei der Hamburger SV und die MTG Mannheim am LG-Quartett vorbei, das damit aus den Medaillen gedrängt wurde. Es folgte eine Disqualifikation der MTG Mannheim und plötzlich hielt die LG-Staffel Bronze in den Händen. Damit war der Krimi aber noch nicht beendet: Dem Protest der Mannheimer wurde stattgegeben – und die Medaille war dahin. Naturgemäß wurden die jungen LG-Sprinter davon hart erwischt, waren rasante 1:26,65 Minuten doch uneingeschränkt medaillenreif; sogar die Vorgabe der mit DM-Silber dekorierten LG-Staffel des Jahres 2022 (1:27,18 Minuten) wurde geknackt.

„Eine 1:26er-Zeit bieten eigentlich nur die großen Spritteams an und jetzt spielen auch wir in dieser Liga mit.“ (Lars Goldbeck & Jan Vogt)

Mit etwas Abstand herrschte bei Leonard Horstmann, Gabriel Wusu, Bastian Sundermann und Jan-Eric Frehe aber Stolz auf das Erreichte vor: „Für genau diese geilen Erfahrungen macht man das alles. Ich bin unglaublich stolz auf uns – alles, was wir in den letzten Monaten investiert haben, hat sich ausgezahlt“, fasste Schlussläufer Jan-Eric Frehe die Emotionen in Worte. Gabriel Wusu, der die Staffel mit einer starken zweiten Passage erstmals in Führung gebracht hatte, ergänzte: „Ich bin sehr glücklich und freue mich, ein Teil dieser Leistungsgruppe zu sein. Wir haben dank guter Wechsel gezeigt, dass wir auch mit den Staffeln aus Wattenscheid und Leverkusen mithalten können.“ Lediglich die Spitze der Konkurrenz war außer Reichweite: Der Hamburger SV beeindruckte mit fulminanten 1:25,40 Minuten.

„Für genau diese geilen Erfahrungen macht man das alles. Ich bin unglaublich stolz auf uns – alles, was wir in den letzten Monaten investiert haben, hat sich ausgezahlt.“ (Jan-Eric Frehe)

Auch für den Sommer war der Auftritt des jungen Teams ein echter Fingerzeigt: Die Aussichten für die 4 x 100 Meter-Staffel der U23 ebenso wie der Aktiven, sie sind glänzend: Mit Leonard Horstmann, Jan-Eric Frehe, Gabriel Wusu, Jan-Luca Fröse und dem in der Hallensaison verletzten Jakob Bruns scharrt ein Quintett mit den Hufen, das an die Erfolge des Jahres 2022 anknüpfen kann.

60 Meter II: Maja Huesmann und Leonard Horstmann überzeugen bei Aktiven-Premiere

Ihre großen Einzel-Auftritten hatten in Leipzig auch die Kurzsprinter:innen Maja Huesmann, Tabea Christ und Leonard Horstmann. Für Maja und Leonard waren es in ihren ersten Monaten als Aktive spannende Erfahrungen und beide kamen in den Vorläufen an ihre besten Leistungen der Karriere heran. In 7,54 Sekunden egalisierte Maja sogar ihre PB und kommentierte: „Ich habe mich sehr gefreut, als ich die Zeit gesehen habe. Insgesamt war es sein sehr schönes, erfolgreiches und aufregendes Wochenende mit vielen neuen Eindrücken – dass ich so weit gekommen bin, ist auch ein Verdienst des Trainerteams, an das ein großer Dank geht.“ Für eine Halbfinal-Qualifikation fehlten Maja Huesmann nur zwei Hundertstelsekunden.

„Insgesamt war es sein sehr schönes, erfolgreiches und aufregendes Wochenende mit vielen neuen Eindrücken – dass ich so weit gekommen bin, ist auch ein Verdienst des Trainerteams, an das ein großer Dank geht.“ (Maja Huesmann)

Trainer Lars Goldbeck bescheinigte seiner Athletin eine vorzügliche Aktiven-DM-Premiere: „Bei den Großen mitzuspielen und so souverän abzuliefern, war sehr stark.“ Mit viel Wohlwollen beobachtete er auch die Dynamik der neuen weiblichen Doppelspitze Maja Huesmann/Tabea Christ, die im kompletten Saisonverlauf miteinander und aneinander gewachsen ist.

Leonard Horstmann verlor nach eher verhaltener Reaktionszeit zwei Hundertstelsekunden am Start und konnte auch technisch nicht sein volles Potenzial abrufen, überzeugte in 6,87 Sekunden aber dennoch. „Meine Stärke liegt im freien Lauf und gemessen daran habe ich über die 60 Meter eine Saison absolviert, die deutlich besser war, als ich sie mir hätte vorstellen können“, zog der hoch gewachsene Athlet eine durchweg positive Gesamtbilanz der Indoor-Saison und richtete bereits den Blick nach vorn: „Zusammen mit meinem Trainer Lars, dem ich mit ganzem Herzen für seine Arbeit danke möchte, werde ich weiter hart an den noch offenen Baustellen arbeiten.“ Lars Goldbeck attestierte seinem Schützling, vor der großen Kulisse das Beste gegeben zu haben.

60 Meter III: Tabea Christ mit neuer Leidenschaft

Tabea Christ ist große Kulissen aus der Vergangenheit gewohnt. Dennoch lag auch für die 25-Jährige der Zauber des Neuen in der Luft, absolvierte sie doch ihre erste DM seit vier Jahren. In 7,59 Sekunden kam sie zwar nicht an ihre Leistung aus Leverkusen heran, vermittelte aber dennoch mit jeder Faser die wieder entfachte Leidenschaft für die Leichtathletik. „Ich bin das drittschnellste Rennen meines Lebens gelaufen und konnte meine gute Form unterstreichen. Ich weiß, woran ich im Sprint arbeiten muss, und freue mich auf die Sommersaison“, geht die frühere Weitsprung-Spezialistin mit einem Lächeln aus der bisher erfolgreichsten Sprint-Periode ihrer Karriere.

„Ich bin das drittschnellste Rennen meines Lebens gelaufen und konnte meine gute Form unterstreichen. Ich weiß, woran ich im Sprint arbeiten muss, und freue mich auf die Sommersaison.“ (Tabea Christ)

Lars Goldbeck, der Tabea Christ in einer Co-Produktion mit Roberto Morales auf die DM vorbereitet hatte, war vom Auftritt der erfahrenen Athletin beeindruckt: „Tabea ist mit einer überragend positiven Ausstrahlung an den Start gegangen. Das Feuer scheint bei ihr entfacht zu sein, sie hat wieder Spaß daran, sich in der Leichtathletik zu messen.“

200 Meter Männer: Gabriel Wusu auf der Innenbahn chancenlos

Zu gerne hätte Gabriel Wusu seine herausragende Form in eine neue 200 Meter-Bestzeit umgemünzt. Die Bahnverteilung verhieß indes nichts Gutes: Bahn eins steht in der Halle für ungünstige Radien und vergleichsweise flachere Steigungen in den Kurven. Tatsächlich war Gabriel in 22,35 Sekunden chancenlos, obgleich er in der Zusammenschau der drei Halbfinals klar die schnellste Zeit der Innenbahn-Starter anbot. „Meine Einzelperformance hat mich verärgert. Ich bin mir aber sicher, dass ich mit einer anderen Bahn mehr hätten rausholen können“, schwankte Gabriel zwischen Frust und einer realistischen Einschätzung der Gegebenheiten. Indes vermochte der hoch veranlagte Athlet von Lars Goldbeck seine ganze Klasse als Teil der Staffel zu demonstrieren: Für Gabriel Wusu wurde ein Einzelsplit von +/- 21,50 Sekunden herausgestoppt, womit er maßgeblich zur starken Team-Performance beitrug. „Ich bin super happy, dass ich in der Staffel zeigen konnte, was ich eigentlich kann“, erlebte er auch auf der individuellen Ebene die zweiten 200 Meter des Tages als Rehabilitierung.

„Die nationale Sprint-Sprung-Szene beobachtet mit Schweißperlen, was sich in Münster entwickelt.“ (Lars Goldbeck)

Zusammenschau: LG Brillux in der Breite erfolgreich wie nie

In der Zusammenschau der deutschen Hallenmeisterschaften 2024 präsentierte sich die LG Brillux in der Breite der Top-Resultate erfolgreich wie nie zuvor. Dabei gehört die Hälft des Teams noch der U23-Klasse an, was für die Freiluftsaison und darüber hinaus eine spannende Dynamik verspricht. Neben der traditionell starken Mittelstrecken-Fraktion befindet sich die Sprint-Sprung-Fraktion zunehmend auf der Überholspur. Lars Goldbeck beschreibt diesen Trend schmunzelnd mit einem einprägsamen Bild: „Die nationale Sprint-Sprung-Szene beobachtet mit Schweißperlen, was sich in Münster entwickelt.“ In der Tat gilt nach der Hallen-DM mehr denn je, dass der Standort Münster auf der Leichtathletik-Landkarte zunehmend an Kontur gewinnt.