Westfälische Hallenmeisterschaften I: LG Brillux holt elf Medaillen

24.01.2024 | Elf Medaillen gingen bei Teil eins der Westfälischen Hallenmeisterschaften auf das Konto der LG Brillux. Besonders stark präsentierten sich die LG-Athlet:innen auf den 60 und den 800 Metern. Gold ging an Pia Schlattmann.

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60 Meter-Finale der Männer: Hundertstel-Fight auf der Ziellinie © FLVW

Teil I der westfälischen Hallenmeisterschaften stand am vergangenen Sonntag (21.01.) im Zeichen der 60 Meter-Sprints, der 800 Meter und des Stabhochsprungs. Aus dem breit aufgestellten Team der LG Brillux stachen neben den mit Gold (Pia Schlattmann) und Silber (Christina Lehnen, Silas Zahlten) dekorierten 800 Meter-Läufer:innen vor allem die 60 Meter-Sprinterinnen und -Sprinter heraus: Die LG Brillux stellte bei den Frauen und Männern jeweils die Hälfte der Finalist:innen. Für das gewisse Etwas sorgten in der Helmut-Körnig-Halle drei elektrisierende vereinsinterne Duelle.

60 Meter: Leonard Horstmann und Jan-Eric Frehe im Tausendstel-Duell

Nicht um Hundertstel- sondern um Tausendstelsekunden duellierten sich im A-Finale der Männer Leonard Horstmann und Jan-Eric Frehe bei der Vergabe von Silber und Bronze. Für die Trainingspartner wies die Anzeigetafel zunächst identische 6,88 Sekunden aus, erst die Auswertung des Zielfotos brachte Aufschluss: 6,875 Sekunden gingen für Leonard, 6,877 Sekunden für Jan-Eric in die Ergebnislisten ein. Auf Platz vier folgte mit Jan-Luca Fröse (6,90 Sekunden) der nächste LG-Athlet, auf Platz acht Hendrik Jürgens (7,03 Sekunden). Sowohl Leonard Horstmann als auch Jan-Luca Fröse stellten dabei eine neue persönliche Bestleistung auf und knackten die B-Norm für die deutschen Meisterschaften.

Horstmann steigert sich im Jahresvergleich um über zwei Zehntelsekunden

Leonard Horstmann, der in diesen Wochen die ersten Rennen als „Erwachsener“ absolviert, bedeutete seine Leistung über die eigentlich schwächeren 60 Meter viel: „Im Sprint sind die ersten 40 Meter bei mir immer die schwächsten. Deshalb freut es mich umso mehr, dass ich mich in der laufenden Hallensaison im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern konnte. Im Hinblick auf die Freiluftsaison lässt mich die Entwicklung auf gute Ergebnisse über die 100 Meter hoffen“, so Leonard, der mit einer PB von 7,14 Sekunden in die Indoor-Periode gestartet war.

„Gegen meine eigenen Teamkollegen zu laufen, war bei mir bisher eine Schwachstelle. Am Wochenende ist es mir erstmals gelungen ruhig zu bleiben, mein eigenes Ding durchzuziehen und dabei Spaß zu haben.“ (Leonard Horstmann)

Mit einer Mischung aus Erleichterung und Schmunzeln kommentierte er die Zentimeter-Entscheidung im Fight mit Jan-Eric Frehe und Jan-Luca Fröse: „Gegen meine eigenen Teamkollegen zu laufen, war bei mir bisher eine Schwachstelle. Am Wochenende ist es mir erstmals gelungen ruhig zu bleiben, mein eigenes Ding durchzuziehen und dabei Spaß zu haben. Das freut mich fast noch mehr als der zweite Platz.“ Für den 19-Jährigen geht es bei den FLVW Meisterschaften II und III mit einem straffen Programm weiter: Am Samstag sucht er sein Glück in der „Wundertüte Weitsprung“, am Sonntag tritt er sowohl über die 200 Meter als auch in der 4 x 200 Meter-Staffel an.

Jan-Eric Frehe hadert mit dem Start

Die schnellste Zeit aller Vorläufe ging in der Helmut-Körnig-Halle auf das Konto von Jan-Eric Frehe. Trotz verstolpertem Start, bei dem der 20-Jährige nur knapp einem Sturz entging, stellte er in 6,85 Sekunden seine persönliche Bestleistung ein und blieb erneut unter der DM-B-Norm. „Ich war überrascht und dachte mir: Ich kann im Finale meine Zeit safe um eine Zehntel runterschrauben“, waren die Erwartungen des LG-Neuzugangs für den Endlauf hoch. Erneut hatte Frehe allerdings große Probleme beim Start und kam als Letzter aus den Blöcken. Zwar gelang es dem Schützling von Trainer Jan Vogt, einen Großteil des Feldes zu kassieren, für ganz nach vorne reichte es aber nicht mehr. Dem entsprechend haderte Jan-Eric Frehe mit seinen Rennen: „Eigentlich ist die Reaktionsfähigkeit eine meiner Stärken. Heute ist es mir nicht gut gelungen, mich auf die Eigenheiten des Starters einzustellen. Ich konnte nicht zeigen, was in mir steckt, gerne hätte ich den Titel mitgenommen.“ Positiv zu verbuchen bleiben ein starker freier Lauf und die Erkenntnis, trotz erheblicher Reserven 6,80er-Zeiten sicher abspulen zu können.

Tabea Christ im Duell mit Maja Huesmann

Auch bei den Frauen war die Medaillen-Vergabe verknüpft mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zweier Brillux-Asse: Maja Huesmann und Tabea Christ stellten bereits im Vorlauf ihre exzellente Verfassung unter Beweis, wobei es die 25-Jährige Christ war, die in 7,61 Sekunden für das Ausrufezeichen sorgte. Seit 2017 steht ihre persönliche Bestleistung bei 7,60 Sekunden; damals war Tabea Christ eine der weltbesten Nachwuchs-Weitspringerinnen, ehe Verletzungsprobleme ihre noch junge Karriere überschatteten.

„Ich habe mir seit langer Zeit wieder neue Sprint-Spikes gekauft und direkt gemerkt, dass es sich damit doch erheblich leichter sprintet als zuvor in Sprung-Spikes.“ (Tabea Christ)

Mittlerweile ist die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Bewegungswissenschaften der Uni Münster gewissermaßen in ihrer zweiten Karriere unterwegs und hat jetzt einen Meilenstein erreicht: „So nah war ich schon ewig nicht mehr an meiner PB. Dementsprechend bin ich super glücklich über die Zeit, mit der ich nicht unbedingt gerechnet hatte“, so Tabea Christ, die mit ihrer erneuten Steigerung auch die B-Norm für die deutschen Hallenmeisterschaften unterbot. Als Schlüssel zum Erfolg identifizierte sie unter anderem das Material: „Ich habe mir nach langer Zeit wieder neue Sprint-Spikes gekauft und direkt gemerkt, dass es sich damit doch erheblich leichter sprintet als zuvor in Sprung-Spikes“, gab die erfahrene Athletin mit einem Augenzwinkern zu Protokoll und strahlte damit gleichsam ein neu entfachtes Feuer fürs Sprinten aus.

60 Meter-Finale: Formstarke Maja Huesmann wendet das Blatt

Im Finale war es dann die nicht minder formstarke Maja Huesmann, die nach 7,65 Sekunden im Vorlauf das Blatt zu ihren Gunsten wendete und in 7,62 Sekunden zu Bronze stürmte – eine Hundertstelsekunde vor Teamkameradin Christ. „Ein paar Feinheiten passten nicht ideal zusammen, aber mit der Zeit konnte ich bestätigen, dass ich aktuell stets in Richtung meiner PB laufen kann. Insgesamt war es ein sehr schöner Wettkampf – auch, weil wir als starkes LG-Quartett ins Finale einziehen konnten“, würdigte die 19-Jährige die Teamleistung. Neben Huesmann und Christ standen auch Guely Batantou (7,92 Sekunden) und Mai-Brit Vaupel (7,98 Sekunden) im A-Finale, mit Berenike Paul (7,95 Sekunden / PB) gewann eine weitere LG-Athletin das B-Finale. Die LG Brillux hat sich damit auch bei den Frauen zu einem der führenden Sprint-Vereine Westfalens entwickelt. Überflügelt wurden die Rothemden in der Helmut-Körnig-Halle lediglich von zwei Athletinnen des TV Wattenscheid: Sophie Bleibtreu (7,51 Sekunden) gewann Gold vor Jolina Ernst (7,57 Sekunden).

„Insgesamt war es ein sehr schöner Wettkampf – auch, weil wir als starkes LG-Quartett ins Finale einziehen konnten.“ (Maja Huesmann)

Die beiden schnellsten LG-Sprinterinnen müssen indes trotz erfüllter B-Norm noch um die Teilnahme an der Hallen-DM zittern. Die Leistungsdichte im Frauen-Sprint ist derart hoch, dass auch Maja Huesmann mit ihrer Saisonbestzeit von 7,59 Sekunden aktuell nicht unter den Top 30 rangiert. Während Tabea Christ auf eine weitere Steigerung am 03. Februar in Leverkusen hofft, wird Maja Huesmann am kommenden Wochenende zunächst im Weitsprung antreten. Mindestens 6,05 Meter sind für eine DM-Teilnahme gefragt.

800 Meter der Frauen: Pia Schlattmann hat die Nase vorne

Wie eng es auf den letzten Metern der vier Hallen-Runden wurde, realisierte Pia Schlattmann erst auf der Ziellinie. In taktisch herausgelaufenen 2:18,25 Minuten verwies sie U18-Siegerin Jule Krüger (SV Brackwede / 2:18,39 Minuten) und Teamkameradin Christina Lehnen (2:18,43 Minuten) auf die Plätze. „Ich habe nicht gemerkt, dass wir so dicht beieinander waren“, kommentierte Pia, die bei den Westfälischen ihr erstes Rennen in der Erwachsenen-Klasse absolvierte. Sie holte in Dortmund den einzigen Titel für die LG Brillux, ohne dieser Besonderheit eine allzu große Bedeutung beizumessen. Pias Blick richtet sich stattdessen auf die DM in Leipzig, über die 1500 Meter möchte sie sich auf Anhieb für die Meisterschaften der „Großen“ qualifizieren. „Die 800 Meter waren für den Einstieg ein passables Rennen. Der Fokus gilt jetzt den 1500 Metern, ich hoffe auf eine schnellere Zeit“, formuliert die Athletin von Trainer Robert Welp einen deutlichen Anspruch.

Für eine Qualifikation müssen mindestens 4:36,00 Minuten her, die A-Norm liegt bei 4:26,00 Minuten. Sowohl Pia Schlattmann (PB: 4:32,83 min) als auch Christina Lehnen (PB: 4:32,43 min) haben eine realistische Chance. Im Training werden sie von Franziska Dinkelborg und Anna Kamp angetrieben, die in Dortmund die Plätze vier (Franziska / 2:21,42 min) bzw. fünf (Anna /2:24,08 min) belegten.

Silas Zahlten mit zweitem Rennen innerhalb von 24 Stunden

Schwerstarbeit verrichtete am Wochenende Silas Zahlten. 24 Stunden nach seinem 1500 Meter-Saisoneinstieg im Elitefeld (3:48,65 min) stellte er sich bei den Westfälischen den 800 Metern. Für Silas ist die kurze Mittelstrecke mittlerweile eine ausgewiesene Unterdistanz und speziell die schnelle Renneröffnung spielt im Trainingsalltag des Hindernis-Spezialisten keine Rolle. Dennoch war Silas Zahlten froh, entgegen dem Vortag mit einem besseren „Kopfgefühl“ an der Startlinie zu stehen.

„Im Gegensatz zu gestern war das Gefühl gut. Beim Überholen musste ich einige Extra-Meter machen, auf der Schlussrunde habe ich Steh-Vermögen bewiesen. Mit der tiefen 1:54 bin ich zufrieden.“ (Silas Zahlten)

Nachdem sich der Athlet von Jörg Riethues anfangs weit hinten im Feld einsortierte, fand er zunehmend besser in den Mittelstreckenschritt. „Ich konnte mich von Runde zu Runde weiter nach vorne arbeiten. Zwar musste ich auf der Außenbahn einig Extra-Meter machen, aber das Gefühl war gut und auf der Schlussrunde habe ich Steh-Vermögen bewiesen. Mit der tiefen 1:54 bin ich zufrieden“, kommentierte der 19-Jährige Platz zwei in neuer PB (1:54,25 min). Gold ging an Jenning Färber (LGO Dortmund / 1:53,84 min). Hinter dem überlegenen Duo gefiel LG-Neuzugang David Rajter auf Platz drei (1:56,73 min / PB).

Für Silas Zahlten steht die Marschroute für die kommende Wochen. Bei Teil II der FLVW Meisterschaften will er gemeinsam mit Marco Sietmann und David Rajter die 3 x 1000 Meter-Staffel-Norm abhaken, ehe der bisher wichtigste Termin der Hallensaison ansteht: „In einem gepaceten 3000 Meter-Rennen möchte ich eine schnelle Zeit raushauen“, ist Silas top motiviert.

U20/U18: Cedrik Runde läuft DM-Norm, Stabis Freisfeld und Workert holen Medaillen

Im U20-Bereich haben der Übergang des äußerst starken Jahrgangs 2004 in die Erwachsenen-Klasse und die Nachwirkungen von Corona eine Lücke hinterlassen. Noch am ehesten vermochten in Dortmund Cedrik Runde und Henrik Laufer den großen Fußstapfen der Garde um Silas Zahlten, Leonard Horstmann und Pia Schlattmann zu folgen. Cedrik, der nach dem zehntägigen Trainingslager in Monte Gordo von einem Infekt ausgebremst worden war, verkaufte sich über die 800 Meter gut und unterbot als Vierter in 1:58,88 Minuten die Norm für die U20-Hallen-DM – eine weitere Steigerung ist dem 17-Jährigen in seinem ersten U20-Jahr allemal zuzutrauen. Henrik Laufer wuchtete die Kugel auf 12,45 Meter und sicherte sich die Bronze-Medaille.

Im U18-Bereich waren einmal mehr die Stabhochspringer:innen der „Trainingsgruppe Silke Spiegelburg“ ein Medaillen-Garant: Finnja Freisfeld ist nach ihrer Wettkampfpause wieder im Aufwind, sie überquerte als Zweitplatzierte 3,40 Meter. Niklas Workert konnte zwar nicht an seine PB von Anfang Januar anknüpfen, 3,60 Meter reichten dennoch für Bronze. Auf Platz vier egalisierte Justus Wehner seine noch frische Bestleistung (3,50 Meter).

U16: Janek Schiffer und Sarah König lassen aufhorchen

Eine dynamische Entwicklung verzeichnet im U16-Bereich das Trainer:innen-Duo Ronja Siekmann und Ole Patterson. Aus der Nachwuchs-Garde stachen die 60 Meter-Sprinter:innen Janek Schiffer (M15) und Sarah König (W15)  hervor: Janek legte die 60 Meter in 7,69 Sekunden zurück – Platz vier und ein veritabler Quantensprung im Vergleich zu seiner Vorjahres-PB  (8,37 Sekunden). Sarah nähert sich der markanten 8 Sekunden-Marke beständig an: In 8,03 Sekunden verpasste sie Bronze hauchdünn und ist auch in der Dichte ihrer Hallen-Ergebnisse zu einer festen Nachwuchs-Größe in Westfalen aufgestiegen. „Die Leistungen von Sarah und Janek waren zwei echte Kracher“, zeigte sich Ronja Siekmann beeindruckt von den beiden Talenten des SC Preußen.

Eine Medaille schnappt sich in der Helmut-Körnig-Halle Tizian Schulte-Hillen (TuS Hiltrup): Im Dreisprung landete er als Dritter bei 10,86 Metern. Erfreulich auch die Leistungen von Jonathan Albustin (M15 / 800 Meter: 2:18,39 min, Platz 4) und Ella Vey (W15 / 60 Meter: 8,45 Sekunden), letztere bei ihrer ersten Meisterschaft.

Weitere ausgewählte Ergebnisse: Stabhochsprung Frauen: Jule Glaßer, 3,40 Meter, Platz 6. Linda Grabenmeier, 3,30 Meter, Platz 8. 60 Meter Frauen: Liv Patterson, 8,08 Sekunden, Platz 11. 60 Meter Männer: Marvin Staubermann, 7,39 Sekunden, Platz 14.