Indoor Meeting Dortmund: Herden, Zahlten und Co. im internationalen Kräftemessen

22.01.2024 | Sechs Athlet:innen der LG Brillux starteten beim hochkarätig besetzen „Sparkassen Indoor Meeting Dortmund“. Insbesondere Luka Herden, Silas Zahlten und Joshua Wagner behaupteten sich in den Elite-Feldern.

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Das „Sparkassen Indoor Meeting Dortmund“ zählt jedes Jahr zu den am besten besetzten Hallenmeetings in Deutschland. Nationale Stars und internationale Akteure bieten den mehr als 2500 Zuschauer:innen Leichtathletik auf höchstem Niveau – am vergangenen Samstag unter anderem fünf Weltjahresbestleistungen. Mittendrin in der Elite: Luka Herden, Silas Zahlten, Joshua Wagner, Kerstin Schulze Kalthoff, Marco Sietmann und Mai-Brit Vaupel. Das Sextett der LG Brillux nutzte die hochkarätigen Felder für DM-Normen und Saison-Bestleistungen.

6,81 Sekunden: Luka Herden stürmt zur B-Norm

Über die 60 Meter ließ sich Luka Herden auch von zwei Fehlstarts seiner Kontrahenten nicht aus der Ruhe bringen. In 6,81 trommelte er eine klare Saison-Bestzeit auf die Bahn und blieb damit deutlich unter der B-Norm für die deutschen Hallenmeisterschaften (6,90 Sekunden). „Abgesehen von den Fehlstarts entsprach das Rennen genau meinen Vorstellungen. Ich bin gut ins Rollen gekommen und konnte die B-Norm abhaken. Jetzt weiß ich, dass ich schnell genug für den Weitsprung bin und hoffe dort fürs nächste Wochenende auf einen guten Saisonstart“, kommentierte ein zufriedener Luka Herden. Sogar die A-Norm (6,78 Sekunden) war für den 23-Jährigen in Reichweite, zumal beim ersten von drei Anläufen, als ihm ein hervorragender Start gelang. An der Spitze der Konkurrenz beeindruckte Joshua Hartmann (ASV Köln) in 6,58 Sekunden.

Fahrplan für die Hallensaison steht

Auf die A-Norm wird Luka Herden indes keine weitergehende Jagd machen. Nach den erfolgreichen Schnelligkeitstests in Mannheim und Dortmund gilt sein Wettkampf-Fokus jetzt dem Weitsprung. „Ich steige am Samstag bei den Westfälischen ein. Am Wochenende darauf springe ich beim Bayer Hallenmeeting in Leverkusen, ehe die unmittelbare Vorbereitung für die DM ansteht“, umreißt Luka den Fahrplan für seine Hallensaison.

„In der Halle geht es für mich vor allem darum, das Sprunggefühl zu verfeinern und an technischen Details zu arbeiten. Ich möchte optimal vorbereitet in die Freiluftsaison gehen.“ (Luka Herden)

Der eher schmale Wettkampf-Kalender zeigt: Der Blick des 8,14 Meter-Springers richtet sich bereits auf den Sommer. „In der Halle geht es für mich vor allem darum, das Sprunggefühl zu verfeinern und an technischen Details zu arbeiten. Ich möchte optimal vorbereitet in die Freiluftsaison gehen“, rückt Luka Herden die Prioritäten zurecht. Dessen ungeachtet verstehe es sich von selbst, dass er als Saisonprimus 2023 nicht ohne Ambition zu den nationalen Titelkämpfen nach Leipzig  reisen werde: „Natürlich möchte ich gerne eine Medaille mitnehmen. Im Training spornt es mich an, dass die deutsche Weitsprungspitze dicht beieinander ist: Max Entholzner ist wieder fit, Simon (Batz) und Oli (Koletzko) sind es ohnehin – es wird sicherlich ein schöner Wettkampf“, so Luka Herden, der die erstarkte nationale Weitsprung-Szene als große Bereicherung auch für seine internationalen Ziele wahrnimmt.

Europameisterschaften in Rom als großes Saisonziel

Ganz oben auf der Prioritätenliste für das Jahr 2024 steht ein internationales Großereignis: Luka bereitet sich auf die Europameisterschaften vor, die vom 07.–12. Juni 2024 in Rom stattfinden. Mit seiner im August 2023 erzielten persönlichen Bestleistung (8,14 Meter) hat Luka Herden die Norm des Europäischen Leichtathletikverbandes (8,00 Meter) klar übertroffen, die Leistung liegt dabei im sekundären Nominierungskorridor (27.05.–31.12.2023). Springen allerdings bis zum Ende des vorrangigen Nominierungskorridor (01.01.–26.05.2023) drei weitere deutsche Athleten mindestens 8,00 Meter, verdrängen sie Luka von den drei Startplätzen. Ziel des Top-Athleten der LG Brillux muss es damit sein, in den kommenden fünf Monaten erneute die magischen acht Meter zu knacken und gleichzeitig unter den nationalen Top 3 zu rangieren. Im Übrigen muss sich Luka aber als Nummer sieben der europäischen Bestenliste des Jahres 2023 keinesfalls verstecken.

„Olympia ist natürlich innerhalb meiner Karriere ein Ziel, das ich gerne erreichen möchte. 2024 ist aber die EM das klare Ziel – alles was dazu kommt ist schön, aber ich werde dem nicht verbissen hinterherjagen.“ (Luka Herden)

Dass Luka seit seiner enormen Steigerung, die gleichbedeutend mit der größten Weite eines deutschen Springers seit mehr als fünf Jahren war, auch ein Kandidat für die Olympischen Spiele in Paris (26.07.–11.08.) ist, analysiert er unaufgeregt: „Olympia ist natürlich innerhalb meiner Karriere ein Ziel, das ich gerne erreichen möchte. 2024 ist aber die EM das klare Ziel – alles, was dazu kommt ist schön, aber ich werde dem nicht verbissen hinterherjagen.“

Um sich für die kontinentalen Titelkämpfe bestmöglich zu wappnen, gilt es vor allem, die technischen Reserven auszureizen. Aktuell liegen diese zuvorderst in der Absprungvorbereitung: „Das ist gerade der größte Knackpunkt und dem entsprechend mein persönlicher Fokus für die nächsten Wochen und Monate“, so Luka Herden. Der junge Mann nimmt die Wintermonate als Zeit der akribischen, mitunter glanzlosen Arbeit an – die Zeit zu glänzen, sie wird im Frühjahr und Sommer folgen.

8,15 Sekunden: Joshua Wagner bestätigt Hürden-A-Norm

Seinen zweiten Hürden-Wettkampf im Trikot der LG Brillux absolvierte Joshua Wagner. Während er sich bereits vor zwei Wochen mit abgehakter A-Norm frühzeitig vom Druck der Ticket-Hatz entlastet hatte, wurde er jetzt durch international hochklassige Konkurrenz herausgefordert: Joshua traf in seinem Rennen unter anderem auf den Niederländer Job Geerds, Nr. 3 der europäischen Jahresbestenliste. „Joshua war die Nervosität im Angesicht der großen Namen anzumerken, wobei genau das Teil unserer Zielstellung war: Wir wollten in einem starken Feld Wettkampfpraxis sammeln, auch mit Blick auf die DM“, erläutert Jan Vogt die strategische Bedeutung eines Rennens auf höchstem Niveau. Joshua erwischte in der Helmut-Körnig-Halle keinen guten Start, fand nach der zweiten Hürde aber zu einem ordentlichen Rhythmus und bestätigte letztlich in 8,15 Sekunden seine Saisonbestleistung. Erneut blieb er damit unter der A-Norm für Leipzig.

„Wir haben ein paar Hausaufgaben mit nach Hause bekommen. Wir sind zuversichtlich, dass wir zu den Deutschen on point fit sein werden.“ (Jan Vogt &  Joshua Wagner)

Der 23-jährige Wagner bewertete seinen Auftritt differenziert: „Leider konnte ich mit nicht steigern. Dass ich meine SB trotz relativ unrundem Lauf eingestellt habe, ist dennoch ein gutes Zeichen. Die Stimmung beim Wettkampf war im Übrigen super!“ Athlet Wagner und Trainer Vogt werden sich in den nächsten Wochen darauf konzentrieren, die aufgedeckten Fehler auszumerzen: „Wir haben ein paar Hausaufgaben mit nach Hause bekommen. Wir sind zuversichtlich, dass wir zu den Deutschen on point fit sein werden“, schlägt das Duo kämpferisch die Route gen Leipzig ein.

3:48,65 min: Silas Zahlten läuft bei Erwachsenen-Premiere DM-A-Norm

Seine Premiere in der Erwachsenen-Klasse feierte in Dortmund Silas Zahlten. Nach zwei Trainingslagern in Südafrika (Oktober/November) und Monte Gordo (Dezember/Januar) befindet sich der 19-Jährige in einer hervorragenden Verfassung. Entsprechend hoch waren die Erwartungen im Vorfeld des „Indoor Meetings“. Da spielte es dem Schützling von Jörg Riethues in die Karten, dass er am Tag vor dem Rennen vom B-Lauf in den A-Lauf rutschte, mit der Aussicht auf eine schnelle Pace der Konkurrenz um Marius Probst, Briam Komen (Kenia) und Bram Andriessen (Niederlande). Indes wird die Wettkampf-Performance immer auch von der Tagesverfassung beeinflusst und Silas erwischte tags darauf eine durchwachsene Form: „Ich habe mich schon beim Aufwärmen nicht ganz fit gefühlt und ging mit gemischten Gefühlen ins Rennen – und tatsächlich fehlte mir vom Start weg die Spritzigkeit“, kommentierte Silas, der damit seiner großen Vorfreude ein Stück weit beraubt wurde.

„Die Erfahrung, erstmals bei einem großen Meeting im A-Lauf anzutreten, war toll. Obwohl der 1500 Meter-Lauf den Abschluss des Nachmittags bildete, unterstützten uns die Zuschauer enorm.“ (Silas Zahlten)

Silas behauptete sich dennoch im Feld, das zunächst mit gleichmäßig hoher Pace (29-30 Sekunden pro Runde) unterwegs war, ehe sich ein zunehmend unrhythmisches Rennen entwickelte: „Der Kenianer hatte dann offenbar andere Pläne und bremste das Feld mit Tempospielen mehrfach aus“, registrierte nicht nur Silas Zahlten mit großem Unverständnis die Ziehharmonika-Taktik Briam Komens. Der Reaktion des letztlich überragenden Wattenscheider Marius Probst (3:40,18 min) konnte Silas im geschlagenen Feld wenig entgegensetzen. Seine Analyse: „Ich fand nicht gut zurück in den schnellen Schritt. Somit waren die 3:48 zwar ein solider Auftakt, aber nicht wirklich zufriedenstellend.“ Auf der Habenseite blieben für den Schützling von Jörg Riethus ein sicher unterbotene A-Norm und der Nachhall einer beeindruckenden Atmosphäre: „Die Erfahrung, erstmals bei einem großen Meeting im A-Lauf anzutreten, war toll“, ließ Silas Zahlten keinen Zweifel daran, dass er seinen Start unterm Strich genoss.

3:50,09 min: Marco Sietmann als Frontläufer hauchdünn an der A-Norm vorbei

Im 1500 Meter B-Lauf war Marco Sietmann im Bemühen um ein schnelles Rennen auf sich allein gestellt. Die durchaus namhafte Konkurrenz um Florian Zittel überließ dem 21-Jährigen vom ersten Meter an die Rolle als Frontläufer. Marco mühte sich mit konstanten Runden um 30,6 Sekunden nach Kräften und während er als Einziger die Geschwindigkeit halten konnte, war er im Ziel doch ein wenig enttäuscht, als die Uhr bei 3:50,09 Minuten stehenblieb – um die Winzigkeit von neun Hundertstel hatte er die DM-A-Norm verpasst. „Es ist nie schön, ein Rennen ohne Unterstützung gestalten zu müssen und speziell für den Saisoneinstieg war die Aufgabe besonders undankbar. Natürlich hätte ich gerne die A-Norm unterboten, zugleich war das Ergebnis unter den gegebenen Umständen in Ordnung“, haderte Marco mit der Rennkonstellation.

4:27,42 min: Kerstin Schulze Kalthoff mit emotionalem Bahn-Comeback

Emotional waren die 1500 Meter für Kerstin Schulze Kalthoff: Elf Monate nach ihrem letzten Bahn-Rennen feierte sie ihr Comeback. Nach hartnäckigen Verletzungsproblemen hatte Kerstin die komplette Freiluftsaison 2023 verpasst und war erst Mitte September ins Lauftraining zurückgekehrt. Nach ersten Tests auf der Straße bedeutete ihr der Wiedereinstieg bei einem ihrer Lieblings-Meetings viel: „Ich habe mich unfassbar darauf gefreut. Mein Comeback vor dieser Kulisse laufen zu können, war etwas ganz Besonderes: Ich durfte mich in einem Weltklassefeld messen und konnte die Atmosphäre aufsaugen“, so eine dankbare Kerstin Schulze Kalthoff.

„Ich habe mich unfassbar gefreut. Mein Comeback vor dieser Kulisse laufen zu können, war etwas ganz Besonderes: Ich durfte mich in einem Weltklassefeld messen und konnte die Atmosphäre aufsaugen.“ (Kerstin Schulze Kalthoff)

Während sich an der Spitze ein schnelles Rennen entwickelte, das letztlich die Britin Georgia Bell in Meeting-Rekord und Weltjahresbestleistung (4:03,54 min.) für sich entschied, fand die Athletin der LG Brillux zunächst nicht gut ins Rennen. Mit Kampfgeist hielt sie im ersten Renndrittel gleichwohl Kontakt zum Feld und je länger das Rennen andauerte, desto stärker wurde die 25-Jährige: Mit zwei pfeilschnellen Schlussrunden machte Kerstin mehrere Positionen gut und überquerte in 4:27,42 Minuten die Ziellinie. Bis auf eine Sekunde lief sie damit an ihre Hallen-PB heran und verpasste auch die DM-A-Norm (4:26,00 min.) denkbar knapp. Zufrieden war Kerstin dennoch: „Ziel war es, gesund und mit Spaß über die Ziellinie zu laufen – beides ist mir gelungen. Deshalb bin ich mit meinem Rennen sehr happy.“ Sehr angetan vom Finish seiner Athletin war auch Trainer Robert Welp, der Kerstin ebenso wie Marco die nahezu sichere Qualifikation für Leipzig attestierte.

7,82 Sekunden: Mai-Brit Vaupel liefert erneute PB ab

Für Mai-Brit Vaupel war der Start im Dortmunder Elitefeld eine besondere Auszeichnung. Verdient hatte sie sich das Kräftemessen mit den Top-Sprinterinnen um Alexandra Burghardt und Magdalena Stefanowicz (Polen) mit einem Leistungssprung zur Saisoneröffnung vor Weihnachten. Die 24-Jährige stellte unter Beweis, dass sie das neue Niveau stabil abrufen kann und sogar bereit für die nächsten Schritte ist: In 7,82 Sekunden unterbot sie ihre noch frische PB um weitere drei Hundertstelsekunden. „Für mich war es eine riesen Ehre, bei so einem Meeting starten zu dürfen. Die Atmosphäre war für mich ganz neu, aber definitiv gut und hat mich sicherlich auch gepusht. Ich bin super happy meine PB erneut unterboten zu haben“, erlebte Mai-Brit Vaupel den Ausflug in die Elite überaus positiv. Nach neuen Trainingsreizen sieht sie sich auf einem guten Weg: „Mein Körper befindet sich noch in der Anpassungsphase, zeigt mir mit dieser Zeit aber, dass der Prozess stimmt.“ Spätestens in der Freiluftsaison möchte sie das nächste Level erreichen.