Zweimal Mannschafts-Bronze: LG-Läuferinnen jubeln bei Cross-DM

27.11.2023 | Bei den deutschen Cross-Meisterschaften im saarländischen Perl übertraf das kleine Team der LG Brillux die Erwartungen: Sowohl das U20- als auch das U23-Team holte Bronze.

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Knöcheltiefe Schlammpassage, knackige Rampen

Mehr als Knöcheltief versanken die Läuferinnen und Läufer am Samstag im aufgeweichten, von tausenden Spike-Dornen durchpflügten Wiesenkurs in Perl an der Mosel. Scharfe Kehren und ein beständiges Bergauf, Bergab verliehen dem Kurs zusätzliche Selektivität – abschnittsweise schlitterten die deutschen Cross-Meisterschaften haarscharf an einer Schlammschlacht vorbei, die manchem Athlet:innen-Typ besser, manchem schlechter taugte. Große Abstände prägten vor allem die längeren Distanzen.

Die sechs Athletinnen der LG Brillux nahmen die schweren Bedingungen ohne Wenn und Aber an. 4,35 Kilometer durchlitten in der U20 Pia Schlattmann, Leonie Kruse und Edda Kemming, 6,8 Kilometer Franziska Dinkelborg, Anna Kamp und Christina Lehnen in der U23. Die entscheidende Portion Extra-Treibstoff bezogen sie durch das Bewusstsein, auch und vor allem fürs Team unterwegs zu sein; auf den Schlussrunden mobilisierten die Trios alle verbleibenden Kräfte und zeigten Kollektiv-Tugenden, die der Individualsportart Leichtathletik eher selten zugeschrieben werden. Lohn für den geschlossenen Auftritt waren zwei umjubelte Mannschafts-Bronze-Medaillen.

„Wir haben in Perl gesehen, wie ein starker Teamspirit wirkt“

Chefcoach Jörg Riethues freute sich über den Teamgeist der LG-Athletinnen: „Wir haben in Perl gesehen, wie ein starker Teamspirit wirkt. Von der Abfahrt in Münster an waren alle hochmotiviert, gemeinsam als Team aufzutreten. An der positiven Stimmung hat auch die extrem lange Anreise nichts geändert und am Wettkampftag haben unsere Athletinnen ihr Vorhaben in de Tat umgesetzt: Jede der sechs hat das Beste für die Mannschaft aus sich herausgeholt.“ Pia Schlattmann, Leonie Kruse und Edda Kemming feierten damit auch einen gelungenen Abschluss der Jugend-Jahre, Franziska Dinkelborg der U23-Klasse.

Überragende Individual-Leistung in einem starken LG-Team: Pia Schlattmann. © Florian Walz

U20 (4,35 Kilometer): Pia Schlattmann und Leonie Kruse Seite an Seite

Athletinnen aus zwölf Landesverbänden warfen sich am Samstagmittag in die U20-Entscheidung. In einem hochklassigen Feld drückten die nominellen Favoritinnen um Carolin Hinrichs (VfL Löning) und Adia Budde (TSV Altenholz) sowie Lokalmatadorin Hannah Rödel (LC Rehlingen) vom Start weg aufs Tempo, bald formierte sich eine fünfköpfige Spitzengruppe. Pia Schlattmann und Leonie Kruse sortierten sich nach der hakeligen Eröffnungspassage in Gruppe zwei ein und machten wie bereits bei den „Westfälischen“ gemeinsame Sache. „Leonie und ich konnten eine gute Position finden und die ersten beiden Runden zusammen laufen. Auch das U23-Team und unsere Trainer haben uns während des kompletten Rennens angefeuert – das hat bei dem anspruchsvollen Kurs wirklich geholfen“, nahm Pia Schlattmann den Teamspirit sehr bewusst wahr.

Auf der Schlussrunde packte die 1500 Meter-Spezialistin einmal mehr ihr starkes Finish aus, biss sich durch die finale Schlammpassage und den letzten Hügel und konnte sich mit einer Energieleistung in 15:27 Minuten noch um vier Plätze auf Platz sieben nach vorne schieben – perfekt waren Pias beste Platzierung bei einer deutschen Cross-Meisterschaft, vor allem aber eine niedrige erste Punktzahl für die Mannschaftswertung. 14 Sekunden hinter Pia Schlattmann überquerte Leonie Kruse nach einem mutigen, kampfstarken Auftritt als sehr gute Zwölfte die Ziellinie (15:41 Minuten). Jetzt hieß es warten – wann würde Edda Kemming folgen?

DM-Debütantin Edda Kemming vollendet Mannschafts-Coup

Die 19-jährige DM-Debütantin wurde nach vorsichtiger Renneröffnung zunehmend selbstsicherer und arbeitete sich von den hinteren Rängen beherzt nach vorne. Mit Platz 36 in 17:52 Minuten gelang Edda nicht nur eine respektable Feuertaufe, sondern auch der entscheidende Beitrag zum umjubelten Mannschafts-Coup: Hinter der LG Telis Finanz Regensburg (36 Punkte), und dem VfL Löningen (46 Punkte) schnappte sich das Trio der LG Brillux mit 56 Platzierungs-Punkten DM-Bronze.

Im Ziel: Leonie Kruse, Pia Schlattmann, Edda Kemming

„Wir freuen uns sehr über die Medaille und glauben, dass wir unsere Trainer damit überrascht haben. Wir sind gegen starke Gegnerinnen gelaufen und deshalb umso glücklicher“, kommentierte das Bronze-Trio den eigenen Auftritt. In der Tat hatte das Trainer-Duo Jörg Riethues/Robert Welp nicht damit gerechnet, die hoch eingeschätzten Teams etwa aus Frankfurt (62 Punkte) überflügeln zu können.

Pia Schlattmann mit taktischer Cleverness zur besten Cross-Karriere-Platzierung

Auf der Individualebene gelang insbesondere Pia Schlattmann ein bärenstarker Abschluss ihrer Jugend-Zeit. Pias Trainer Robert Welp zollte seiner Athletin Anerkennung: „Pia ist taktisch sehr clever gelaufen und konnte auf der Schlussrunde hervorragend mobilisieren. Abgesehen von Hannah Rödel, die für den ausrichtenden Verein LC Rehlingen startet, waren nur Bundeskaderathletinnen vor ihr.“ Pia Schlattmann selbst zeigte sich überrascht von der Top 8-Platzierung, stand aber ganz unter dem Eindruck der Team-Leistung: „Der 3. Platz mit dem Team bedeutet mir deutlich mehr. Ich bin erstmals überhaupt bei einer Cross-DM als Tel eines Teams gestartet – daraus habe ich sehr viel Motivation gezogen. Die Jugend mit einer Team-Medaille abzuschließen, ist ein tolles Resultat.“

Leonie Kruse läuft auf einen sehr guten zwölften Platz. © Florian Walz

Leonie Kruse bestätigt Cross-Passion

Gleiches gilt für Leonie Kruse, die wie bereits in Herne vollends überzeugte. Die Athletin von Jörg Riethues wird ihre letzte große Jugend-Meisterschaft in guter Erinnerung behalten: „Ich freue mich über unsere beiden Team-Bronze-Medaillen und bin auch meiner Einzel-Platzierung glücklich. Die abwechslungsreiche Strecke hat mir, abgesehen von den vielen scharfen Kurven, gut gefallen und ich habe erneut gemerkt, wie gerne ich Cross laufe.“

U23-Team zunächst im Formationsflug unterwegs

Unübersichtlicher und nochmal morastiger gestaltete sich Lauf sieben des Tages, in dem das Feld der weiblicher U23 zusammen mit den Aktiven und drei Altersklassen auf die Reise geschickt wurde – knapp 100 Athletinnen suchten nach der besten Route durch Schlammfelder, rhythmusbrechende 180 Grad-Kehren und beständige Wellen. Das LG-Trio fand über den Formationsflug ins Rennen: „Wir sind die erste Runde zusammengelaufen und haben uns in der Tempogestaltung abgewechselt“, so Franziska Dinkelborg, die wie auch Anna Kamp und Christina Lehnen von Runde zu Runde näher an die eigenen physischen Grenzen herangeführt wurde.

Als umso wertvoller erwies sich die Unterstützung am Streckenrand, die dank dem kompakten, gut einsehbaren Kurs in jeder Rennphase gegeben war. „Die Betreuer und alle sonstigen Zuschauer konnten immer wieder ihre Position an der Strecke wechseln. Trotz der widrigen Bedingungen kam durch das kräftige Anfeuern eine tolle Atmosphäre auf“, so die Wahrnehmung des LG-Trios. Als durchaus herausfordernd erwies sich für Jörg Riethues und Robert Welp die Einschätzung der Rennkonstellation: „Man wusste nie genau, wo die drei in der U23-Wertung liegen. Aber es war offensichtlich, dass sie fürs Team kämpften.“

Franziska Dinkelborg gelingt Top 20-Platzierung

Ab der Mittelpassage erwies sich Franziska Dinkelborg wie bei den „Westfälischen“ als stärkste Individual-Crosserin. Zwar erlebte sie selbst die Schlussrunde als schieres Ringen mit der ausgelaugten Muskulatur, indes machte sie im Feld Plätze gut und sicherte sich mit tollem Stehvermögen eine Top 20-Platzierung (Platz 19 /25:43 Minuten). „Ich bin sehr zufrieden mit dem Schlusspunkt meiner U23-Zeit“, so Franziska, die 2024 als Aktive gemeinsam mit Robert Welp an die beste Form ihrer bisherigen Karriere anknüpfen möchte.

Franziska Dinkelborg springt mit starkem Finish in die Top 20

Anna Kamp und Christina Lehnen machen „Bronze“ perfekt

Anna Kamp, der ein härterer Untergrund besser geschmeckt hätte, finishte auf Platz 23 in 26:09 Minuten und befand: „Es war sehr sehr hart und ich habe alles aus mir herausgeholt. Zwar hatte ich mir für meine Einzelplatzierung etwas mehr erhofft, aber der Fokus lag auf dem Team und als Team haben wir das Bestmögliche erreicht.“

Zu verdanken war das Bestmögliche, die DM-Medaille, auch dem Kraftakt Christina Lehnens, die nach 27:01 Minuten (Platz 27) ausgepumpt das Ziel erreichte. Die 20-Jährige hatte bei den Cross-Westfalenmeisterschaften in Herne noch einen herben Rückschlag erlitten, als sie, geschwächt von einem Infekt, hatte aussteigen müssen. Gerade rechtzeig war sie in den verbleibenden dreizehn Tagen fit für den DM-Einsatz geworden. „Die 6,8 Kilometer waren sehr hart für mich, zumal ich nicht die begeistert Cross-Läuferin bin und mit schlammigen Strecken meine Probleme habe. Dass es trotzdem viel Spaß gemacht hat, ist ein Verdienst unserer Mannschaft“, kommentierte Christina das Rennen.

Zweite DM-Medaille des Jahres

Verdienter, überraschender Lohn war für Franziska Dinkelborg, Anna Kamp und Christina Lehnen die Bronze-Medaille hinter den Teams aus Regensburg und Löningen. Wie die U20-Teamkolleginnnen hielt das U23-Trio die Mannschaft aus Frankfurt in Schach. Für Franziska, Anna und Christina war es bereits die zweite DM-Medaille des Jahres: Als 3 x 800 Meter-Staffel hatten sie im Mai Silber bei der Langstaffel-DM geholt.

Erschöpft, aber zufrieden: Das U23-Team im Ziel

Jörg Riethus und Robert Welp hochzufrieden

Aus Trainersicht zeigten sich Jörg Riethues und Robert Welp hoch zufrieden mit den Leistungen in Perl. Indes richtete das ehrgeizige Duo den Blick bereits nach vorne: „Nach einer Zwischen-Regenerationsphase steuern wir mit Vorfreude auf das Jahreswechsel-Trainingslager in Monte Gordo zu. Im neuen Jahr wartet dann die Hallensaison auf unsere Athletinnen.“