Justin Lukas und Pia Schlattmann holen westfälisches Cross-Gold

15.11.2023 | Mit insgesamt zehn Medaillen überzeugte die LG Brillux bei den westfälische Cross-Meisterschaften in Herne. Justin Lukas und Pia Schlattmann holten Gold.

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Die Cross-Saison strebt ihrem Höhepunkt entgegen. Auf dem Weg zu den deutschen Meisterschaften im saarländischen Perl am 25.11. gastierten die besten Crosser:innen Westfalens am vergangenen Wochenende in Herne. Der Revierpark Gysenberg verlangte ihnen mit aufgeweichter Wiesenlandschaft, einem knackigen Anstieg und welliger Bergab-Passage alles ab; anders als bei den von Taktik und Endgeschwindigkeit geprägten Meisterschaftsrennen auf der Bahn führte hier kein Weg vorbei an der besten Physis oder der ausgeprägtesten Leidensbereitschaft. Mit sieben Einzel- und drei Mannschafts-Medaillen bewies das 16-köpfige Team der LG Brillux echte Cross-Tugenden.

Männer-Mittelstrecke: Justin Lukas dominiert das Feld

Die Männer-Mittelstrecke (vier Kilometer) entwickelte sich zu einer Demonstration von Justin Lukas, der bereits in der Vergangenheit als starker Crossläufer glänzen konnte. In Herne dominerte der 24-Jährige die Konkurrenz, er erreichte nach 14:26 Minuten das Ziel und hatte einen satten Vorsprung auf U20-Athlet Bastian Notzon (TV Wattenscheid). Dabei deutete sich zunächst ein Solo-Auftritt des jungen Wattenscheiders an, der das Rennen stürmisch eröffnete; als Einziger im Feld machte sich Justin Lukas auf die Verfolgung und bewies dabei einen klugen Blick fürs Gelände: „Im Gegensatz zu vielen anderen Läufern habe ich meine Route an den äußeren Rändern des Kurses gewählt, wo der Untergrund noch nicht so tief war und man Kraft sparen konnte. Eingangs der letzten von vier Runden habe ich das Rennen mit einer Attacke für mich entschieden“, so Justin Lukas, dessen fulminante Schlussrunde auch Trainer Jörg Riethues gefiel.

Berufswechsel in den Rettungsdienst der Feuerwehr

Trotz des überzeugenden Auftritts plant Justin Lukas nicht mit den deutschen Meisterschaften: „Einen Erfolg versprechenden Einzelstart gibt meine Form nicht her. Ich habe in diesem Jahr meinen Beruf gewechselt und arbeite jetzt für den Rettungsdienst der Feuerwehr; zudem war ich häufig krank. Ich hoffe, in der Halle ein paar gute Rennen über die 1500 und 3000 Meter zu absolvieren.“ Ein Dezember-Aufenthalt auf Mallorca und möglichst auch ein Folge-Trainingslager in Monte Gordo sollen den Weg zur Hallen-Form angenehmer gestalten.

U20 weiblich: Pia Schlattmann in spannendem Vierkampf vorne

Zu den spannendsten Rennen zählte in Herne die Konkurrenz der weiblichen U20 (drei Kilometer), die von einem starken Quartett geprägt wurde. An der Spitze war es Marie Sylvie Meyer-Piton (LG Olympia Dortmund), die das Feld auseinanderzog. „Leonie und ich konnten uns reinhängen und mussten kaum Führungsarbeit leisten. Erst ca. 600 Meter vor dem Ziel bin ich dann am Anstieg vorbeigegangen und konnte mich absetzen“, spielte Pia Schlattmann ihre Tempohärte aus. Letztlich souverän hielt sie in 12:09 Minuten die Dortmunderin Meyer-Piton (12:14 Minuten) und Leonie Kruse (12:19 Minuten) in Schach.

Pias Trainer Robert Welp beobachtete das Rennen positiv überrascht: „Pia hatte im Vorfeld Stress, im Hinblick auf ein mögliches Medizin-Studium absolvierte sie den Mediziner-Test. Ich war mir nicht sicher, wie es in Herne laufen würde.“ Pia Schlattmann selbst, die nach einer Late-Season im Sommer vergleichsweise spät ins Grundlagentraining eingestiegen war, ist jetzt motiviert für die DM in Perl: „Besonders freut es mich, dass wir ein Team haben. Ich hoffe, mit einem guten Auftritt zur Mannschafts-Performance beizutragen.“

Westfälische Cross-Meisterschaften, Copyright Jonas Richter

© Jonas Richter

Leonie Kruse trotz Infekt gut aufgelegt, Nele Sietmann muss passen

Dieses Ziel verfolgt auch Leonie Kruse, die noch am Tag vor der den Westfalenmeisterschaften angeschlagen um ihre Teilnahme gebangt hatte. „Dass ich an der Startlinie stand und mich gut verkaufen konnte, hat mich sehr gefreut. In Perl möchte ich als Teil unseres Teams wieder ganz fit an den Start gehen – Team-Events machen mir besonders viel Spaß“, so Leonie, die ebenso wie die in Herne krankheitsbedingt fehlende Nele Sietmann als gute Crossläuferin für das Team alles in die Waagschale werfen möchte. Schon jetzt überzeugten Leonie Kruse und Pia Schlattmann Jörg Riethues mit einem laufästhetischen Bilderbuch-Auftritt. Im Übrigen reichte es in Herne auch ohne Nele Sietmann zum Mannschaftstitel: U18-Läuferin Victoria Herrera (14:41 Minuten) komplettierte das Team.

U20 männlich: Leo Kamp im Aufwind, Dominik Reker verblüfft

In der männlichen U20 konnte sich Leo Kamp als Drittplatzierter des gemeinsam mit den Männern ausgetragenen Laufes und bereinigter U20-Zweiter (14:59 Minuten) in Szene setzen. Der 18-Jährige läuft seine erste Saison im Trikot der LG Brillux, ernsthaft in Erscheinung tritt er erst jetzt. „Ich komme aus einer langen Aufbauphase. Durch mein Training und meine Leistung bei den Kreis-Cross-Meisterschaften in Ochtrup wusste ich, dass ich fit bin. Zugleich war mein Respekt vor der Strecke groß“, entschied er sich in Herne trotz guter Verfassung für eine konservative Renneinteilung. Etwa die Hälfte der Strecke absolviert Leo gemeinsam mit Teamkamerad Jens Kassebeer. Während Kassebeer bei den Männern kein druckvoller Lauf gelang (Platz vier, 15:22 Minuten), drehte Kamp zunehmend auf und machte Platz um Platz gut. Im Team holte er gemeinsam mit Justin Lukas und Jens Kassebeer Gold.

„Das war ein toller Auftritt von Leo! Das strukturierte Training zahlt sich jetzt zunehmend aus“, lobte Trainer Jörg Riethues den Auftritt des jungen Mittelstrecklers, der seit Oktober in Münster BWL studiert. Auf die Cross-DM wird Leo Kamp voraussichtlich verzichten, stattdessen peilt er für die verbleibenden Wochen des Jahres Straßenläufe an. „Fernziel ist jetzt schon die Freiluftsaison 2024. Da möchte ich schauen, was geht“, richtet er seinen Hauptfokus aufs nächste Jahr. An seiner Seite wird dann auch Dominik Reker sein, der in seinem zweiten Cross-Rennen als Drittplatzierter der U20 (15:30 Minuten) verblüffte. Reker ist ein lupenreiner Quereinsteiger, der bisher Fußball spielte und laut Jörg Riethues erst seit fünf Wochen laufspezifisch trainiert: „Dominik ist ein Freund und Kommilitone von Leo. Er verfügt über hervorragende körperliche Anlagen fürs Laufen und wir sind gespannt, wie er sich entwickeln wird.“

Frauen: Franziska Dinkelborg holt Bronze, Anna Kamp wird Vierte

In der weiblichen Aktiven-Konkurrenz mischte hinter der überragenden Kiara Nahen (LC Paderborn / 16:13 Minuten) ein Brillux-Duo vorne mit: Franziska Dinkelborg, die einen außerordentlich starken Herbst läuft, wurde im Verlauf des Rennens immer mutiger. „Die Bedingungen waren für einen Crosslauf top und die anspruchsvolle Strecke hat mir Spaß gemacht. Ich fühle mich gut gerüstet für die deutschen Meisterschaften“, so Dinkelborg, die  nach 16:35 Minuten hinter Kiara Nahen und Lea Brückner (LSF Münster / 16:27 Minuten) Bronze holte. Anna Kamp, zunächst Schulter an Schulter mit ihrer Teamkollegin unterwegs, kam als Vierte in 16:50 Minuten ins Ziel – nicht ganz zufrieden, dennoch gleichermaßen optimistisch für Perl.

Diesen Optimismus teilt auch Trainer Robert Welp: „Franziska und Anna sind in guter Verfassung. Insbesondere von Franziska war es das bisher stärkste Crossrennen, das ich gesehen habe. Jetzt heißt es die gute Form bei den deutschen in 14 Tagen zu bestätigen.“ Ähnlich wie beim U20-Team gilt in Perl der Fokus vor allem dem Team – die in Herne von einem Infekt geschwächte Christina Lehnen soll dann wieder einsatzbereit sein.

U18 männlich: Cedrik Runde mit Kampfgeist zu Silber

Als hoch aufgeschossener, muskulöser 800 Meter-Spezialist bringt Cedrik Runde keine idealen physischen Voraussetzungen für ein tiefes Cross-Geläuf mit. Umso bemerkenswerter war seine Leistung auf der Vier-Kilometer-Strecke: Elf Sekunden hinter dem Paderborner Jonathan Gebauer, der eine 5 km-Bestzeit von 15:25 Minuten aufweist, belegte Cedrik Platz zwei. „Cedrik hat toll gefightet, er hat sich in der aktuellen Vorbereitungsphase insbesondere im Ausdauerbereich stark entwickelt“, attestierte Jörg Riethues dem talentierten Mittelstreckler eine starke Performance als Spiegel seines generellen Trends. Cedrik Runde selbst bestätigte: „Zwar ist man auf der Strecke immer mehr eingesunken und vor allem in der letzten Runde ging der steile Anstieg an die Substanz – aber der Kampf hat sich gelohnt.“ Als Tel eines Trios war Cedrik Runde der übrigen U18-Konkurrenz in 11:04 Minuten weit voraus.

Cedrik Runde fightet sich zu Silber

Marco Sietmann nach Covid mit Atemproblemen

Bitter verlief der Tag für Marco Sietmann, der vor vier Wochen beim Coesfelder Citylauf eine hochwertige 10 Kilometer-Bestzeit (31:04 Minuten) angeboten hatte. „Ich bin nach Coesfeld an Covid erkrankt. Während ich die Infektion gut überstanden habe, ist mein Atemsystem immer noch nicht da, wo es sein sollte“, kommentierte Sietmann seine Rennaufgabe.

Jörg Riethues zieht Bilanz und lobt Strecke

Für das gesamte Team der LG zog Jörg Riethues eine sehr gute Bilanz: „Wir waren hinter der SG Wenden das zweitgrößte Team und mit zehn Medaillen auch auf der qualitativen Ebene erfolgreich.“ Die Strecke im Gysenbergpark adelte er als eine der besten Cross-Strecken, die er bisher in Westfalen kennengelernt habe.

Weitere Ergebnisse

M15: Samuel Albustin, Platz sieben. M14: Jonathan Albustin, Platz fünf; Benedikt Hanke, Platz 10. Mannschaft M14/15: Platz 3. W14 : Franziska Frye, Platz fünf.