Jakob Bruns und Luka Herden stechen in Weinheim aus starker Brillux-Garde hervor

02.03.2023 | Bei der Kurpfalz-Gala in Mannheim misst sich alljährlich die nationale Spitze im Sprint-Sprung-Bereich, internationale Athletinnen und Athleten sorgen für zusätzliche Klasse. Die Abordnung der LG Brillux Münster wusste dabie zu überzeugen.

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Die Kurpfalz-Gala in Weinheim zählt zu den hochkarätigsten Leichtathletik-Meetings in Deutschland. Ein Großteil der Trainingsgruppen von Lars Goldbeck und Jan Vogt nahm die 350 Kilometer lange Anfahrt in den Raum Mannheim in Kauf – und belohnte sich selbst mit teils herausragenden Leistungen: Jakob Bruns lief in 21,01 Sekunden eine fulminante neue Bestzeit, Luka Herden sprang ebenfalls weiter als je zuvor und hielt mit der deutschen Spitze mit. Weitere Leistungssprünge mündeten in DM-Normen.

Trainer Lars Goldbeck war von der Performance der LG-Athletinnen und -Athleten tief entsprechend beeindruckt. Ein überragender Wettkampf sei es gewesen, in dem ein Paukenschlag auf den anderen gefolgt sei. In der Tat reihte die zehnköpfige LG Brillux-Garde im Sepp-Herberger-Stadion Bestleistung an Bestleistung, gleich fünf der in Weinheim vertretenen Athleten rangieren nach der Kurpfalz-Gala unter den nationalen Top 10 ihrer Altersklassen – die Dynamik im Sprint-Sprung-Bereich ist enorm.

Jan-Luca Fröse mit Initialzündung für das Team

Dabei war es Jan-Luca Fröse, der im 100 Meter-Vorprogramm mit einer gewaltigen Leistungssteigerung dem kompletten Team eine Initialzündung bescherte: In 10,58 Sekunden bei moderatem Rückenwind unterbot der 21-Jährige seine noch frische persönliche Bestleistung um satte drei Zehntelsekunden. Als Finalsieger bestätigte er sein neues Niveau mit 10,62 Sekunden. „Was da passiert ist, lässt einen sprachlos zurück“, kommentierte Trainer Lars Goldbeck den Quantensprung Fröses, der sich in den zurückliegenden zwölf Monaten um sieben Zehntelsekunden steigerte – für einen Kurzsprinter gleichbedeutend mit dem Vorstoß in eine andere Welt. Jan-Luca Fröse hat damit die B-Norm für die Aktiven-DM (Kassel) und die U23-DM-Norm (Göttingen) in der Tasche und zählt jetzt zu den zehn schnellsten unter-23-jährigen Sprintern in Deutschland. „Bisher kannte den Namen Jan-Luca Fröse kaum jemand, jetzt wird er hoffentlich über die Grenzen Westfalens hinaus die Runde machen“, zollte Goldbeck seinem Schützling große Anerkennung.

Jakob Bruns dicht an der U23-EM-Norm

Die Performance des Shooting-Stars beflügelte auch die Teamkollegen. „Nach Jan-Lucas Auftakt wurde man richtig heiß und wollte auch laufen“, brachte Jakob Bruns das allgemeine Empfinden auf den Punkt. Jakob selbst hoffte nach den vom Winde verwehten ersten Saisonstarts auf ein besseres Los in der Lotterie der Wetterelemente. Dankbar nahm er insofern die 2,6 Meter pro Sekunde Rückenwind in Kauf, die ihn im 100 Meter-Vorlauf zu starken 10,60 Sekunden trieben. Zwar ging die Zeit nicht als neue persönliche Bestleistung in Jakobs Athleten-Vita ein, jedoch zeigte der gelungene Auftakt: Es würde einiges möglich sein auf Jakobs Spezialstrecke. „Nach der Leistung wusste ich, dass ich im Bereich meiner Bestzeit laufen kann“, nahm der 21-Jährige viel Selbstvertrauen mit in den Nachmittag.

Entsprechend befreit gestaltete Jakob die 200 Meter. Der Start, traditionell Jakobs Sorgenkind, glückte und auch beim freien Lauf passte vieles zusammen. Das Resultat: beeindruckende 21,01 Sekunden, gleichbedeutend mit einer Steigerung der persönlichen Bestleistung um knapp drei Zehntelsekunden. Zur U23-EM-Norm fehlten lediglich 11 Hundertstelsekunden. „Hätte uns das jemand vor zwei oder drei Jahre prognostiziert, hätten wir ihn vermutlich als Spinner betitelt“, ordnete Lars Goldbeck die beeindruckende Entwicklung seines Schützlings ein, der in Weinheim als bester Deutscher auftrumpfte. Jakob selbst ärgerte sich zwar ein wenig über die knapp verfehlte Schallmauer, stellte aber klar: „Die Saison ist noch lang und ich bin richtig gespannt auf das, was folgt.“ In der deutschen Bestenliste machte er einen Sprung auf Platz vier.

Luka Herden springt persönliche Bestleistung, Maximilian Busse bietet Top-Springern Paroli

Seinen Top 3-Platz festigen konnte in Weinheim Luka Herden. Mit einer erneut starken Serie stellte er unter Beweis, dass er im Jahr 2023 zu einem konstanten Spitzenspringer gereift ist. Dabei leistete sich Luka den Luxus, seine neue persönliche Bestleistung (7,79 Meter) mit einem Absprung vor dem Brett einzuleiten. „Das lässt vermuten, welches Potenzial noch in ihm steckt“, kommentierte Lars Goldbeck, der mit Maximilian Busse ein zweites heißes Eisen in die elfköpfige Konkurrenz schickte.

Während Luka früh das Ticket für den Endkampf gebucht hatte, unterzog sich Maximilian einem unfreiwilligen Nervenkitzel: Als Achtplatzierter musste er die Sprünge der drei hinter ihm startenden Springer abwarten, ehe auch er in den Endkampf einzog. „Das hat zwischenzeitlich für große Anspannung gesorgt. Ich bin in Weinheim in der Vergangenheit zwei Mal nach drei Versuchen rausgeflogen und wollte das in diesem Jahr unbedingt vermeiden“, erlebte er bange Minuten. Nachdem Maximilians bis dahin beste Weite (7,40 Meter) den Angriffen der Konkurrenz standhielt, packte er im vierten Durchgang windunterstützt einen enormen Satz aus und segelte auf 7,65 Meter – in der Endabrechnung bedeutete das Platz sechs, weitengleich mit den Plätzen vier und fünf. „Das war sensationell. Maxi hat den Wettkampf weitengleich unter anderem mit der deutschen Weisprunghoffnung Oliver Koletzko beendet“, war Lars Goldbeck begeistert. Dass die Weite nicht als neue Bestleistung geführt werden kann, war ein Wehrmutstropfen; indes hofft Maximilian Busse, die eingeschlagene Richtung verstetigen zu können und dabei weitere technische Reserven zu erschließen. „Wenn wir das technische Puzzle zusammensetzen, kann es noch ein gutes Stück weiter gehen“, blickt er zuversichtlich nach vorne.

Bastian Sundermann mit gelungenem Unterdistanz-Ausflug

Während die LG Brillux im Weitsprung die Szene mit einer Doppelspitze belebt, ist der Sprint- und Langsprintbereich zumindest in der Breite sogar noch stärker aufgestellt. Neben Jan-Luca Fröse und Jakob Bruns zeigten die U20-Athleten Bastian Sundermann und Leonard Horstmann ihre Klasse: 400 Meter-Spezialist Sundermann ließ sich von einem eher mäßigen 100 Meter-Auftakt (11,28 Sekunden) nicht aus der Ruhe bringen und legte über die 200 Meter hervorragende 21,75 Sekunden nach – eine klare neue Bestzeit und vorerst Rang sechs in der deutschen U20-Bestenliste. „Dass Basti auf der ungünstigen Bahn zwei diesen Leistungssprung realisiert, zeigt seine starke Verfassung. Die für die laufende Saison angestrebten 21,50 Sekunden sind damit in Reichweite“, so Lars Goldbeck, der in Abwesenheit von Bastians Trainer Jan Vogt die Verantwortung für das komplette Team trug.

Leonard Horstmann erstmals unter 11 Sekunden

Stichwort Leistungssprung: Leonard Horstmann drückte in Weinheim seine persönliche Bestleistung von 11,11 auf ausgezeichnete 10,85 Sekunden und zeigte sich selbst gleichermaßen beflügelt wie überrascht: „Ich hatte zwar ein wenig auf eine Leistungssteigerung spekuliert, aber nicht auf diesen Leistungssprung. Die erste Zeit unter 11 Sekunden ist etwas ganz Besonderes.“ Leonard Horstmann dankte seinem Trainer Lars Goldbeck für dessen Training, das er als Schlüssel für seine Leistungsentwicklung ausmacht und hofft, die neu gewonnene Geschwindigkeit auch im Weitsprung nutzen zu können. In Weinheim blieb er mit 6,85 Metern knapp unter seiner Hallen-PB (6,88 Meter), bei zu starkem Rückenwind bot er 6,96 Meter an. Lars Goldbeck war voll des Lobes für seinen Schützling, der sich vor allem auf den 100 Metern an die nationale U20-Top10 heranschiebt: „Leonard kann sich in Wettkämpfe hereinbeißen und verfügt als Sprinter über die seltene Fähigkeit, auf den letzten zwanzig, dreißig Metern noch beschleunigen zu können.“

„LG Brillux ist im Stande, die großen Sprinthochburgen in NRW zu ärgern“

Auch Markus Greufe ist zurück, nachdem der zuletzt schwierige Spagat zwischen Arbeit und Leistungssport zu sportlichen Abstrichen geführt hatte. 10,60 Sekunden im Vorlauf waren gleichbedeutend mit der DM-B-Norm und der Erkenntnis, dass der Wiedereistieg auf einem deutlich besseren Niveau als erwartet geglückt ist. Silyan Peshev, der wie Bastian Sundermann ein Unterdistanz-Doppel absolvierte, zeigte mit zwei Saisonbestleistung (100 Meter: 11,03 Sekunden / 200 Meter: 22,07 Sekunden) vielversprechende Zubringerwerte. Die hervorragend Gesamtbilanz der Sprint-Resultate brachte Lars Goldbeck ins Schwärmen: „Ich selbst kann nur staunen, wie das Training funktioniert. Einige gezielte Veränderungen tragen Früchte und wir können mit Fug und Recht behaupten, dass die LG Brillux jetzt im Stande ist, die großen Sprinthochburgen in NRW zu ärgern.“ Nicht zuletzt mit der 4×100 Meter-Staffel seien die Aussichten für Kassel als durchaus rosig zu bezeichnen.

Fiona Wildemann steigert sich enorm

Im weiblichen Bereich sorgte Hürdensprinterin Fiona Wildemann in Weinheim für das herausragende Resultat aus Sicht der LG Brillux. In 14,19 Sekunden lief sie über die 100 Meter Hürden eine klare neue Bestzeit und zeigt sich in ihrem ersten U23-Jahr in prächtiger Verfassung. „Ich bin zwar noch etwas unzufrieden mit meiner Hürdentechnik, aber die Richtung stimmt. Lars und ich sind uns einig, dass wir noch viel herausholen können, wenn wir einzelne Bausteine korrigieren“, analysierte sie ihre Leistung gewohnt differenziert. Trainer Lars Goldbeck bescheinigte seiner Athletin eine progressive Entwicklung und sieht sie auf dem Weg zu einer Zeit unter 14 Sekunden.

Auch Maja Huesmann, eigentlich Weitsprung-Spezialistin, zeigte über die 100 Meter in 12,17 Sekunden eine gute Leistung. „Mit Maja ist wieder zu rechnen“, ist sich Lars Goldbeck sicher.