Jakob Bruns und Luka Herden überragen in Dortmund

10.01.2023 | Gleich fünf Normen für die Hallen-DM lieferte die LG Brillux Münster beim Indoor-Meeting Jump’n’Run in Dortmund ab. In einem starken Team überragten Jakob Bruns und Luka Herden, deren Saisoneinstand ein echtes Statement war.

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Jakob Bruns hatte seinen letzten Wettkampf vor einem halben Jahr im Berliner Olympiastadion absolviert. Bei den Deutschen Freiluft-Meisterschaften war er mit der 4×100 Meter-Staffel zu Bronze gestürmt und hatte als Einzelstarter über die 200 Meter am Finale geschnuppert. Auf die bis dato erfolgreichste Saison seiner Karriere, in der er sich um sage und schreibe sieben Zehntelsekunden steigerte, folgten Monate des Grundlagentrainings, zuletzt feilte der 21-Jährige akribisch am Feintuning für die Indoor-Rennen. Indes haben Wettkämpfe ihre eigenen Gesetze, sodass man auf den Saisoneinstieg gespannt sein durfte.

Sein erneut verbessertes Niveau ließ Jakob bereits auf den 60 Metern aufblitzen: Mit 7,04 Sekunden im Vorlauf und 7,05 Sekunden im B-Finale blieb er klar unter seiner bisherigen Hallenbestzeit. Es folgte auf seiner Spezialstrecke nicht weniger als ein Paukenschlag: 21,57 Sekunden bedeuten die A-Norm für die Deutschen Hallenmeisterschaften, persönliche Hallen-Bestzeit und vorerst Platz 1 in der nationalen Indoor-Bestenliste 2022/23.

Trainer Lars Goldbeck bescheinigte seinem Schützling, einen grandiosen Lauf ohne Fehler absolviert zu haben. Jakob selbst war nach guten Trainingsresultaten zwar selbstbewusst angereist, doch hatten sieben Stunden ermüdender Hallenluft vor dem Rennen bereits Spuren hinterlassen. „Ich hatte deshalb nicht damit gerechnet so ein Ergebnis abzuliefern. Gleichzeitig denke ich, dass im Verlauf der Saison noch ein bisschen mehr in mir steckt, speziell auf den letzten Metern“, kommentierte er seinen Lauf. Normerfüller Bruns ist jetzt in der komfortablen Situation, so gezielt wie nur irgend möglich auf das große Event am 18./19. Februar hinzuarbeiten.

Luka Herden nach schwierigem Jahr zurück in der Spitze

Auch Luka Herden kann nach seinen ersten Starts unterm Hallendach mit einer DM-Teilnahme planen. Schneller und weiter als jemals zuvor stieg er in die Saison ein. Dabei sind insbesondere die 7,45 Meter im Weitsprung Balsam auf die Seele des Deutschen U23-Meisters des Jahres 2021, der auf ein schwieriges Jahr 2022 zurückblickt: Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus und Corona im Verlauf der Saisonvorbereitung hatten ihn weit zurückgeworfen und muskuläre Substanz gekostet; zwar überzeugte Luka im Sommer mit starken 100 Meter-Leistungen und sicherte sich damit seine Position als Schlussläufer der Bronze-Staffel, ins Sprunggeschehen konnte er jedoch nie ernsthaft eingreifen.

Ein Dreivierteljahr später ist Luka Herden zurück in der erweiterten nationalen Spitze. „Der gesamte Wettkampf hat richtig Spaß gemacht. Es lief zwar noch nicht alles rund, aber die Endergebnisse sind besser als meine Erwartungen vor dem Wettkampf“, zogt der 22-Jährigen ein positives Fazit. Ebenso wie Jakob nimmt auch Luka vorläufig Platz auf dem Thron des deutschen Jahresbesten, an der Seite des weitengleichen Felix Wolter (TSV Gräfeling). Dabei war der Weitsprung-Coup de facto DM-Norm Nummer zwei: Zuvor war Luka Herden im 60 Meter-Vorlauf in 6,87 Sekunden unter der B-Norm geblieben, im Finale bestätigte er als Drittplatzierter die Leistung (6,91 Sekunden).

Entsprechend zufrieden war Lars Goldbeck: „Der von uns eingeschlagene Weg war genau der richtige und wir sind sehr optimistisch, dass Luka sein hohes Niveau in den nächsten Wochen verstetigen kann.“

Maja Huesmann bestätigt zweimal JDM-Norm

Weiter auf dem Vormarsch ist auch Maja Huesmann in ihrem zweiten U20-Jahr: Nach 7,81 Sekunden im Vorlauf steigerte sie sich im Finale als Zweitplatzierte zur neuen Saisonbestleistung von 7,78 Sekunden. Maja kann damit gleich drei 60 Meter-Zeiten unter der U20-DM-Norm vorweisen und belegt aktuell Platz 1 in der westfälischen Bestenliste.

Auch im Weitsprung nimmt die 19-jährige Landeskaderathletin Fahrt auf. Nach diversen technischen Umstellungen in der neuen Trainingsgruppe um Lars Goldbeck und Jan Vogt befindet sich Maja aktuell in der Erprobungsphase – 5,46 Metern aus verkürztem Anlauf sind da eine vielversprechende Momentaufnahme und Trainer Goldbeck sieht seine Athletin auf dem richtigen Weg.

Silyan Peshev in Position für die bulgarischen Nationals

Der Weg stimmt auch bei Langsprinter Silyan Peshev. In seinem ersten 400 Meter-Rennen der Saison steigerte er seine bisherige Hallen-Bestzeit um satte vier Zehntelsekunden auf 49,40 Sekunden (Platz zwei). „Silyan wird am 28./29. Januar bei den bulgarischen Hallenmeisterschaften in Sofia starten. Mit seiner Zeit belegt er aktuell Rang drei in der Jahresbestenliste und hat seine Treppchen-Ambitionen untermauert“, ordnete Trainer Jan Vogt den Auftritt seines talentierten Schützlings ein. Dabei wäre sogar noch mehr drin gewesen: Beim Einscheren auf die Innenbahn ausgangs der ersten Runde wäre Silyan beinahe gestürzt, als er sich mit dem starken Belgier Tibo de Smet verhakte.

Seine Möglichkeiten demonstrierte Silyan Peshev im Übrigen auch über die kurze Sprintstrecke: 7,09 Sekunden im C-Finale bedeuten ebenfalls eine satte neue Bestzeit und stehen für signifikante Fortschritte bei der so wichtigen Grundschnelligkeit.

Fiona Wildemann knapp an der DM-Norm vorbei

Aussichtsreich unterwegs über die Hürden ist in ihrem ersten Erwachsenen-Jahr Fiona Wildemann: In der Helmut-Körnig-Halle steigerte sie sich über 8,98 Sekunden (Vorlauf) auf 8,91 Sekunden (Finale, Platz 3). Die DM-Norm ist damit nur noch elf Hundertstel entfernt. Dabei war die 19-Jährige nach einer Erkrankung noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, der Hürdensprint gestaltete sich unrund. Entsprechend optimistisch darf man für die weiteren Starts sein.

U20 Einzel: Leonard Horstmann und Ida Schwering überzeugen

Neben Maja Huesmann stachen in den U20-Klassen Leonard Horstmann und Ida Schwering heraus: Weit- und Dreispringer Horstmann arbeitet seit seinem Wechsel zu Lars Goldbeck verstärkt an seiner Schnelligkeit als wichtigen Zubringerwert für den Anlauf. In Dortmund stellte er unter Beweis, dass sowohl das Tempo als auch die Verknüpfung zur Weitsprung-Komplexleistung stimmen: In 7,21 Sekunden steigerte Leonard seine erste drei Wochen alte Bestzeit um eine Zehntelsekunde und blieb damit nur sechs Hundertstel über der JDM-Norm. Exakt eine Stunde lief er erstmals im Weitsprung an und steigerte sich im Verlauf des Wettkampfes auf 6,71 Meter – kein westfälischer U20-Athlet ist in der aktuellen Saison weiter gesprungen, auch die JDM-Norm (6,90 Meter) scheint möglich. „Mit dieser deutlichen Verbesserung seiner Bestleistung hat Leonard gezeigt, dass er die neuen Trainingsreize hervorragend umsetzt“, war Lars Goldbeck voll des Lobes.

Mehrkämpferin Ida Schwering zeigte nach ihrem gelungenen Hürden-Einstieg vor Weihnachten, dass auch ihre Sprung-Form passt: Im Hochsprung überquerte sie als Siegerin 1,60 Meter und scheiterte danach nur knapp an den 1,63 Metern. „Ida wird beim internationalen Hochsprung-Meeting in Unna am 29.01. ihre Bestleistung angreifen“, traut Trainerin Klaudia Schönfeld ihrer Athletin noch mehr zu.

U20-Staffel: JDM-Norm für Batantou, Schwering, Huesmann und Lupfer

Für die fünfte DM-Norm des Tages sorgte die 4 x 200 Meter-Staffel der weiblichen U20 in der Besetzung Guely Batantou, Ida Schwering, Maja Huesamann und Franziska Lupfer. Als überlegene Siegerinnen des zweiten Zeitlaufs blieb das Quartett in 1:46,13 Sekunden vier Zehntelsekunden unter dem JDM-Standard und hatte dabei noch Luft nach oben. „Mit den Westfalenmeisterschaften und den NRW-Meisterschaften warten zwei weitere Test- und Optimierungsmöglichkeiten für das Hauptziel Deutsche Jungend-Meisterschaften“, zeigte sich Klaudia Schönfeld optimistisch, dass die Sechsplatzierten der 4 x 100 Meter-Freiluft-Staffel des Vorjahres auch unterm Hallendach schlagkräftig sind.

Mittelstrecke: Neuzugänge Emma Kamp und Franziska Dinkelborg erstmals im LG-Dress

Ihren ersten Start im roten Dress der LG Brillux Münster absolvierten die Neuzugänge Anna Kamp (zuvor TV Mettingen) und Franziska Dinkelborg (zuvor TV Westfalia Epe). Die U23-Athletinnen, die von Robert Welp trainiert werden, gefielen auf Anhieb mit neuen 1500 Meter-Bestzeiten: 4:44,04 für Anna und 4:50,30 für Franziska machen Lust auf mehr. „Beide freuen sich auf die kommenden Meisterschaften“, so ein zufriedener Robert Welp.

Ausgezeichnetes Gesamtfazit

Teil der großen LG Brillux-Fraktionen waren auch Kajsa Gerkens (60 Meter, 8,11 Sekunden / 60 Meter Hürden, 9,35 Sekunden), die nach zwei Studienjahren in den USA an ihre starken Jugend-Resultate anknüpfen möchte, Kai Sparenberg (60 Meter, 7,01 Sekunden / 200 Meter, 22,16 Sekunden), der noch nach dem Schlüssel für eine Umsetzung seiner Trainingsresultate sucht, sowie Tim Gesterkamp (200 Meter, 23,42 Sekunden), der trotz persönlicher Bestzeit nicht ganz zufrieden war.

Weitere Resultate: Anne Marzi, 60 Meter, 8,19 Sekunden / Nicole Rodehutscord, 60 Meter, 8,21 Sekunden / Mai-Brit Vaupel, 60 Meter, 8,23 Sekunden / Edda van Meurs, 60 Meter, 8,41 Sekunden / Ole Patterson, 60 Meter, 7,32 Sekunden / Franziska Lupfer, 60 Meter Hürden, 9,70 Sekunden / Sarah Heger, 200 Meter, 28,25 Sekunden; 60 Meter Hürden, 9,55 Sekunden / Marvin Staubermann, Weitsprung, 6,52 Meter / Guely Batantou, Hochsprung, 1,55 Meter / Majka Kruszyna, 60 Meter, 8,59 Sekunden; Weitsprung, 4,74 Meter).

Das Gesamtfazit fiel insbesondere für die Trainingsgruppe von Lars Goldbeck und Jan Vogt ausgezeichnet aus: „Wir haben alle Erwartungen übertroffen. Unsere Athletinnen und Athleten lassen uns mit Freude auf den weiteren Verlauf der Saison blicken“, so das Trainer-Duo.