Jahresrückblick der LG Brillux Münster – „Das Jahr 2022 ist genial gelaufen“
29.12.2022 | Im Interview blicken Sportwart Jörg Riethues und Geschäftsführer Jens Bruckmann auf sportliche und Vereins-Highlights zurück und benennen wesentliche Ziele für die weitere Entwicklung der LG Brillux Münster.
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Was waren eure persönlichen Highlights beim Rückblick auf die Saison 2022?
Jörg Riethues: Einzelne Highlights kann ich gar nicht hervorheben, die Saison ist insgesamt für die LG genial gelaufen. Angefangen mit der Hallensaison, die mit den DM-Silbermedaillen für die 4×200 Meter- Staffel und für Silas Zahlten (1500 Meter) gekrönt wurde. Das setzte sich in der Freiluftsaison fort: Sechs Sprinter unter 11 Sekunden hatte Münster noch nie, auch die DM-Bronze-Medaille für die 4×100 Meter-Staffel der Männer in Berlin war historisch. Generell sind wir im Sprint- und Laufbereich jetzt deutlich breiter aufgestellt. In der Einzelspitze hat wiederum Silas Zahlten mit der U20-WM- Teilnahme einen ersten Meilenstein erreicht. Wir haben in der LG viel investiert und es freut mich, dass sich die Arbeit auszahlt.
Jens Bruckmann: Mein persönliches Highlight war, endlich einmal zu einer deutschen Meisterschaft mitgefahren zu sein. Seit der Amtsübergabe von Uli Schindler Mitte 2019 war dies Corona-bedingt leider nicht möglich. Bei der U20-DM in Ulm hatte ich dieses Jahr nun die Möglichkeit mir einen Überblick über die Abläufe und organisatorischen Herausforderungen vor Ort zu machen. Diese Erfahrungen werden auch in die zukünftigen Planungen von Meisterschaftsteilnahmen einfließen, um dem Trainer- und Beraterstab vor Ort eine noch stärkere Fokussierung auf den Athletenpool zu ermöglichen. Bemerkenswert waren für mich auch Interaktion und das Miteinander der Athletinnen und Athleten als Team und mit dem Trainerstab. Das war eine schöne Erfahrung.
Gab es bestimmte Leistungen oder Athleten/-innen, die besonders überrascht haben?
Jörg Riethues: Dass sich die Sprinter in der Breite so gut entwickeln, war durchaus eine Überraschung. Davon abgesehen möchte ich nicht so sehr von Überraschungen sprechen, sondern von erfreulichen Entwicklungen auf der Basis von verletzungsfreiem, gut gesteuertem Training. Das gilt zum Beispiel für Marco Sietmann (U23) und Bastian Sundermann (U20), die über 1500 Meter bzw. 400 Meter in neue Dimensionen vorgestoßen sind.
„Unsere Athletinnen und Athleten profitieren vom Umfeld, das wir in Münster aufgebaut haben“
Betrachten wir zunächst die Leistungssteigerung der Sprinter genauer: Was hat in 2022 besonders gut funktioniert?
Jörg Riethues: Abgesehen von weitgehender Verletzungsfreiheit der Athleten haben sich die Rahmenbedingungen des Trainings weiter verbessert: Wir haben neue Geräte etwa für das Krafttraining angeschafft, die physiotherapeutische Betreuung ist hervorragend. Hinzu kommt die tolle Atmosphäre in der Trainingsgruppe. Nicht nur die Sprinter profitieren zudem vom Umfeld, das wir in Münster aufgebaut haben: Innerhalb von zehn Minuten erreicht man etwa die Uni, die Trainingsstätten oder die Physiotherapie.
Im U20-Bereich hast du, Jörg, bereits Silas Zahlten als großes Aushängeschild angesprochen. Kann er auch Inspiration und Vorbild für andere junge Nachwuchstalente sein?
Jörg Riethues: Silas zeigt, was möglich ist, wenn man sich komplett auf den Sport einlässt und sich ein entsprechendes Umfeld schafft. Das registrieren auch andere junge Athletinnen und Athleten. Der Blick richtet sich dabei auch nach vorne: Ein internationaler Start im U18- oder U20-Bereich ist eine Art Gradmesser, der auch für den Erwachsenenbereich die Perspektive etwa in Richtung einer EM- Teilnahme eröffnet.
„Ohne den Partner Brillux wäre Leistungssport auf diesem Niveau gar nicht möglich“
Ihr habt bereits die Verlängerung des Engagements des Münsteraner Unternehmens Brillux für die LG angesprochen. Welche Bedeutung hat es, dass Brillux dem Verein als starker Partner erhalten bleibt und sein Engagement sogar noch vertieft?
Jörg Riethues: Ohne den Partner Brillux wäre Leistungssport auf diesem Niveau gar nicht möglich. Einerseits kostet Leistungssport Geld – die Athletenförderung, das Trainerpersonal, das Equipment, die medizinische Versorgung, Reisen. Aber da endet das Engagement von Brillux nicht: Wir sind in engem Austausch über unsere Konzepte und Ziele, wir wachsen gemeinsam.
Jens Bruckmann: Wir sind seit 2014 gemeinsam mit Brillux unterwegs. Die Weichenstellungen in diesem Jahr haben gezeigt, dass Brillux bereit ist, den Weg in Richtung weiterer Professionalisierung mitzugehen. Ein Fokus werden wir zukünftig sicherlich vermehrt auf das Thema „Duale Karriere“ legen.
Stichwort Professionalisierung: Münster und die LG haben in dir, Jörg, seit dem 01. Juli einen neuen Stützpunkttrainer des Landesleistungsstützpunkts Münster. Inwieweit hilft das dem Standort Münster?
Jörg Riethues: Ich kann mich mit mehr Zeit und Professionalität um die Athletinnen und Athleten kümmern, aber auch verschiedene organisatorische oder strategische Fragen vorantreiben. Die Gedanken kreisen noch mehr als vorher um die Leichtathletik, ich kann noch konzentrierter arbeiten. Das alles kommt der LG wie auch dem Leichtathletik-Standort Münster insgesamt zugute, zumal neben mir weitere Akteure die Stützpunktarbeit vorantreiben.
Jens Bruckmann: Ein wesentlicher Schritt dazu ist: Stützpunkt-Training findet ab sofort jeden Tag statt. Es ist eine offene Einladung an Talente der gesamten Region – wir wollen sie ihren Heimatvereinen nicht wegnehmen, sondern sie fördern.
„Besondere Momente nach zwei harten Corona-Jahren“
Auch im Winter 2022 müssen wir weiterhin über Corona sprechen. War gleichwohl in der Freiluftsaison in den Stadien wieder mehr Normalität möglich?
Jörg Riethues: Nach den weiterhin extremen Beschränkungen im Winter verlief die Freiluftsaison fast wieder wie vor Corona. Bei der Jugend-DM in Ulm konnten endlich auch wieder beispielsweise alle interessierten Eltern mitfahren und zuschauen. Das gilt auch für die größeren Meetings oder für die Landesmeisterschaften. Das waren ohne Frage besondere Momente, nach zwei harten Jahren. Fakt ist aber auch: In der Hallensaison können wir die Trainingskapazitäten nicht so hochfahren wie früher, da werden wir die Zahlen deckeln müssen.
Du sprichst die Auswirkungen auf das Training an. Teil der Pandemie waren in den letzten Jahren große Einschnitte in der Jugendarbeit mehr oder weniger aller Sportvereine. Inwieweit spürt man in der LG diese Verwerfungen noch?
Jörg Riethues: Die zweite und dritte Reihe im U16- und U18-Bereich sind zwischenzeitlich komplett weggebrochen. Die Top- bzw. Kader-Athleten/-innen konnten trainieren, die anderen in der organisierten Trainingsform nur noch sehr bedingt oder gar nicht, wenn man etwa an die Halle denkt. Einige Talente haben darüber den Anschluss verloren oder wir müssen sie wieder einfangen. Zugleich gab es einen positiven Schub im U10- und U12-Bereich: Engagierte Trainer/-innen haben Online-Training angeboten und die Resonanz war sehr gut, wir haben junge Vereinsmitglieder gewonnen.
Blicken wir aufs nächste Jahr: Konnten alle Leistungsträger gehalten werden?
Jörg Riethues: Ich weiß von niemandem, der uns verlassen hat. Es freut uns, dass uns auch Markus Greufe und Kai Sparenberg ein weiteres Jahr im Leistungsbereich erhalten bleiben. Das ist eine tolle Perspektive für die Staffel. Leistungsträger heißt auch: Sieben Athletinnen und Athleten haben den Sprung in einen Landeskader, drei in einen Bundeskader geschafft – das unterstreicht die Qualität.
„Teil unseres Anspruchs ist es, weitere Talente nach Münster zu lotsen“
Gibt es bestimmte Ziele oder Herausforderungen, die in 2023 anstehen?
Jörg Riethues: Wir entwickeln uns als Verein und als Trainerteam immer weiter. Wir hinterfragen kontinuierlich unsere Konzepte und versuchen, die Rahmenbedingungen so leistungsförderlich wie möglich zu gestalten. Abgesehen von diesen dauerhaften Themen steht im Nachwuchsbereich ein Umbruch in der Trainerstruktur an: In der Person von Ronja Siekmann wollen wir ab sofort im U16- Bereich mehr Fördertraining anbieten, im U14-Bereich müssen wir den Verlust von Sina Heemsoth kompensieren, die Münster aus beruflichen Gründen Richtung Oldenburg verlassen hat.
Jens Bruckmann: Durch das Wachstum der LG müssen wir die Organisation und das Management weiter professionalisieren. Die ersten Weichen dafür haben wir gestellt, aber die nächsten Schritte müssen folgen und der Prozess wird sicherlich nicht in einem Jahr abgeschlossen sein. Teil unseres Anspruchs ist es auch, weitere Talente nach Münster zu lotsen, die wir auch im Sportinternat unterbringen; wir sind Landesstützpunkt im so genannten besonderen Landesinteresse und das muss sich auch in unserem Selbstverständnis widerspiegeln. Schließlich geht es um die angesprochenen Pandemie-Folgen im Nachwuchsbereich. Unsere Aufgabe ist es, die Grundvereine nach Kräften bei ihrer Basisarbeit zu unterstützen, nicht zuletzt auf personeller Ebene, aber auch auf ideeller Ebene.
Stichwort ideelle Ebene: Warum lohnt es sich für Kinder und Jugendliche unbedingt, weiter und wieder verstärkt auf die Leichtathletik zu setzen?
Jens Bruckmann: Die Leichtathletik kann meiner Meinung nach eine Schlüsselrolle besetzen: Sie fördert die Grundbewegungselemente von Kindern, mit den simplen Grunddisziplinen Laufen, Springen und Werfen; mit dieser Trumpfkarte müssen wir stärker in die breite Öffentlichkeit Münsters gehen. Davon abgesehen verbindet die Leichtathletik Individual- und Mannschaftssport und ist in ihren Disziplinen äußerst vielfältig – man kann sich Spezialisierungen lange offenhalten. Außerdem bietet die Leichtathletik schon in jüngsten Jahren die Möglichkeit, zu Meetings und Meisterschaften zu reisen, das Land zu entdecken; das prägt und bildet einen Menschen. Die Leichtathletik leistet für die ganzheitliche Entwicklung junger Menschen enorm viel. Die LG Brillux ist dabei nach unserem Verständnis der Vertreter und Partner für Leichtathletik in Münster und Umgebung.