Cross-EM: Silas Zahlten in Turin vor zweitem internationalen Einsatz des Jahres
08.12.2022 | Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr streift Silas Zahlten am kommenden Wochenende bei einer internationalen Meisterschaft das Nationaltrikot über. Nach der WM in Kolumbien geht es nun mit der DLV-Auswahl nach Italien.
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Über seine Spezialstrecke 3000 Meter Hindernis mutet das Setting jetzt beschaulicher an: Turin ist Gastgeberstadt der Cross-Europameisterschaften. Aber das täuscht: Im 103 Mann starken U20-Feld trifft er auf Läufer aus 28 Nationen. Als Teil eines deutschen Quintetts wird Silas um jeden Platzierungspunkt für die Mannschaftswertung kämpfen.
„Es ist natürlich super, dass ich nach Cali auch die zweite Chance auf einen internationalen Start realisieren konnte. Im U20-Jungjahrgang gibt das natürlich auch Hoffnung für die nächsten Jahre“, ordnet der Top-Athlet der LG Brillux Münster seinen Start in den größeren Gesamtkontext seiner noch jungen Karriere ein. In der Tat war bereits die Qualifikation im Rahmen der Cross-DM eine veritable Meisterleistung, als Silas hochdekorierte Kontrahenten wie den Darmstädter Christoph Schrick hinter sich ließ und als Fünfplatzierter mit einer Punktladung das Ticket für Turin buchte.
Hochkarätiges Feld mit starken Skandinaviern
Auch Trainer Jörg Riethues rückt die Erwartungen für Turin zurecht: „Bei 103 Teilnehmern fände ich ein Ergebnis für Silas unter den ersten 50 schon sehr gut.“ Ohnehin zählt auf der Platzierungsebene insbesondere der Beitrag für das durchaus schlagkräftige DLV-Team, zu dem neben Silas in Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) der deutsche U20-Meister von Löningen zählt, zudem Constantin Carls (ASV Köln), Benjamin Dern (LAZ Birkenfeld) und Lukas Ehrle (LG Brandenkopf). Riethues traut dem Team eine Top 6-Platzierung zu und auch Silas Zahlten schielt in diese Richtung. Dabei treffen die Deutschen auf ausgewiesene Cross-Nationen wie die Briten, die Iren oder die in den letzten Jahren stark auftrumpfenden Skandinavier. In ihren Reihen sind Athleten wie der Däne Axel Vang Christensen, der in diesem Jahr seine Hindernis-Bestzeit auf starke 8:29,12 Minuten gesteigert hat, und der Norweger Abdullah Dahir Rabi, der bei den renommierten Bislet Games in Oslo die 10.000 Meter in imposanten 28:11,71 Minuten lief. Für Silas Zahlten gilt es im Angesicht solcher Namen, ganz bei sich zu bleiben.
Selektive Strecke, Schloss-Durchquerung inklusive
Das deutsche Team nimmt am Freitagmorgen den Flieger nach Norditalien, am Samstag geht es zur Strecken-Inspektion. Eine gewisse Vorstellung vom Kurs hat Silas schon jetzt: „Die internationalen Meisterschaftsstrecken sind natürlich deutlich breiter als die nationalen und haben nicht viele knifflige Stellen. Das ist für mich persönlich schade, da ich in Löningen auf diesen Passagen besonders gut war.“ Immerhin ist der Kurs, der an den Randgebieten Turins hauptsächlich über Wiesen- und Parklandschaft führt, mit einigen kleinen Anstiegen gespickt und somit auf seine Weise selektiv. „Das kommt Silas entgegen“, so Jörg Riehtues. Selbstverständlich werden auch die Tagesform und die Dynamik des Rennens ihren ganz eigenen Einfluss nehmen.
Die italienischen Ausrichter haben sich bei der Streckengestaltung ein atmosphärisches Bonbon einfallen lassen: Ein Teil der Strecke führt durch das Schloss Borgo, einer ehemaligen Königsresidenz der Savoyer-Dynastie. „Durch“ bedeutet genauer, dass Teile der Museums-Galerie des Schlosses in den Kurs integriert sind; dafür wurde auf dem Galerie-Parkett eigens Gras verlegt, das den Holzboden vor den langen Dornen der Cross-Spikes schützt. Die Europameisterschaften sind eben auch ein Event, das die Italiener zelebrieren. Der Leichtathletik kann das nur guttun, wenn auch die Athlet*innen kaum einen Blick für das Interieur des Schlosses haben dürften.
Hallensaison im Blick, Jerusalem im Kopf
Silas Zahlten und Jörg Riethues haben Turin vor Augen, indes reichen ihre Planungen bereits über die EM hinaus. „Nach den Europameisterschaften wird es eine kurze Pause geben und dann starten wir mit der Vorbereitung auf die Hallensaison“, stellt Jörg Riethues auch klar, wo die Prioritäten liegen: Silas will 2023 in seinem dann zweiten U20-Jahr eine entscheidende Rolle spielen. In seinem Kopf hat der womöglich nächste internationale Einsatz schon jetzt klare Konturen: die U20-Europameisterschaften in Jerusalem – zu gerne würde Silas dann wieder auf seiner Spezialdisziplin an den Start gehen.