Viola John und Jan-Eric Frehe untermauern EM-Ansprüche

18.06.2025 | In Regensburg haben Viola John und Jan-Eric Frehe sowohl im Einzel wie auch mit der DVL-Staffel ihre U23-EM-Ansprüche untermauert. Formstark präsentierten sich auch Nils Hartleif, Benjamin Gebhardt und Nils Bovekamp.

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Viola John überzeugte nach Dresden auch in Regensburg als Startläuferin der U23-Nationalstaffel. © BEAUTIFUL SPORTS/R. Schmitt

Ein veritables Feuerwerk entfachten in Regensburg die deutschen Sprinterinnen und Sprinter.  Nicht nur die Aktiven-Spitze begeisterte mit Zeiten nah am deutschen Rekord (Lucas Ansah-Peprah / 10,00 s) bzw. auf europäischem Top 5-Niveau (Lisa Mayer / 11,10 s); auch die U23-Akteure demonstrierten Klasse, die im Hinblick auf die EM in Bergen manchen Traum reifen lässt. Mittendrin in der Spitze waren Viola John und Jan-Eric Frehe, sowohl im Einzel (11,35 s / 10,28 s) als auch mit der Nationalstaffel.

Hinter dem Top-Duo gefielen Nils Hartleif mit starkem Sprint-Doppel (10,81 s / 21,69 s / PB und DM-B-Norm), Benjamin Gebhardt mit klarer 400 m-PB (48,24 s / DM-B-Norm) sowie in der U20 Nils Bovekamp (10,83 s). Natalie Pisoke (56,54 s / SB) bot auf der Stadionrunde eine schnelle zweite Hälfte an. In Bremen steigerten derweil Jakob Bruns (200 m / 21,59 s) und Hendrik Jürgens (100 m / 10,69 s / DM-B-Norm) ihre Saisonbestzeiten.

11,35 s: Viola John macht Leistungssprung in europäische U23-Top 10

Noch in Weinheim hatte zu starker Schiebewind Viola John einen Strich durch die Rechnung gemacht – 11,39 s konnten nicht als EM-Norm anerkannt werden. Drei Wochen später demonstriert die 21-Jährige eindrucksvoll, dass sie so oder so noch schneller kaufen kann: In 11,35 s steigerte Viola ihre PB um satte 16 Hundertstel und unterbot die DLV-Vorgabe für Bergen (11,50 s) deutlich. Viola John schiebt sich damit auf Platz neun der europäischen U23-Bestenliste.

„Ich bin immer noch geflasht vom Wochenende. Dass ich in meinem dritten Saisonrennen meine PB so weit nach unten schrauben kann, damit habe ich nicht gerechnet.“ (Viola John)

„Ich bin immer noch geflasht vom Wochenende. Ich wusste zwar, dass dieses Jahr anders wird, aber dass ich in meinem dritten Saisonrennen meine PB so weit nach unten schrauben kann, damit habe ich nicht gerechnet“, war Viola auch zwei Tage nach ihrem Gala-Auftritt voller Emotionen. In Regensburg tauchte sie bei besten Sprint-Bedingungen in ein qualitativ äußerst hochwertiges Feld ein – ihr Vorlauf wurde von Rebekka Haase in 11,15 s gewonnen.

Auf den Finallauf verzichtete Münsters schnellste Sprinterin seit Tatjana Pinto, nachdem sie zum Auftakt der Sprint-Festspiele bereits Teil der deutschen 4×100 m-Staffel gewesen war: Als Startläuferin der DLV U23-Staffel II führte sie ihr Quartett (Viola John, Joelina Miltschus, Jolina Ernst, Elena Schernhardt) zu schnellen 44,24 s, im direkten Vergleich mit Sila Sönmezcicek (DLV I) sah Viola John sehr gut aus. „Ich bin happy, dass ich wieder für den DLV in der Staffel an den Start gehen durfte“, gibt sie zu Protokoll.

Trainer Lars Goldbeck sieht seine Athletin im Hinblick auf die großen Saisonhighlights ebenfalls auf einem sehr guten Weg: „Viola hat in der Staffel die stärkste Kurven-Performance gezeigt und auch der Wechsel war flüssiger als in der DLV I-Staffel. Im Einzel hat sie erstmals anasatzweise das gezeigt, wo wir sie unter dem Eindruck der Trainingsleistungen schon seit einiger Zeit sehen – das Ende der Fahnenstange ist dabei noch nicht erreicht.“

Athletin wie Trainer nehmen selbstverständlich auch die Stärke der nationalen Konkurrenz zur Kenntnis: Jolina Ernst (11,30 s /TV Wattenscheid) und Sila Sönmezcicek (11,32 s / TSV Amicitia Viernheim) waren in Regensburg noch einen Hauch schneller als Viola John, weitere beachtenswerte Sprinterinnen haben die Norm für Bergen unterboten.

„Viola hat in der Staffel die stärkste Kurven-Performance geboten. Im Einzel hat sie erstmals anasatzweise das gezeigt, wo wir sie unter dem Eindruck der Trainingsleistungen schon seit einiger Zeit sehen.“ (Lars Goldbeck)

Deshalb werden Viola John und Lars Goldbeck bei der U23-DM (Ulm, 04.–06. Juli) „all in“ gehen und bereiten einen Doppelstart vor. Auf den 200 m hat erst eine U23-Athletin die EM-Norm (23,45 s) unterboten – Holly Okuku, Europas amtierende Nummer eins (22,85 s). Dahinter ist Platz für zwei weitere Starterinnen und Viola John hat mit ihrer Saisonbestleistung von 23,67 s, gelaufen bei Gegenwind, sehr gute Karten.

Um für den Fight um die Tickets sowie die DM-Medaillen gewappnet zu sein, setzt Lars Goldbeck auf die Kombination aus konzentriertem Feintuning und Erholung: „Wir werden einerseits an zwei Baustellen arbeiten, die wir im Video von Regensburg identifiziert haben, aber auch die Regeneration fokussieren. Die letzten Wochen mit Dresden und Regensburg waren physisch und mental sehr anstrengend für Viola – das muss sie verarbeiten.“

10,28 s: Jan-Eric Frehe sprintet Saisonbestleistung

Hell strahlte in Regensburg abermals der Stern von Jan-Eric Frehe. In der Einzelkonkurrenz bot er im Vorlauf (10,28 s) wie im Finale (10,30 s) zwei weitere Zeiten deutlich unter der EM-Norm an. „Der Vorlauf war mit Sicherheit noch ausbaufähig. Im Finale hatte ich gefühlt ein besseres Rennen erwischt, ging bei annähernder Windstille aber etwas langsamer durch Ziel“, analysiert Frehe seine beiden Einzelrennen und ergänzt mit Blick auf die hochklassige Konkurrenz: „Platz vier in einem Top-Feld gibt mir viel Selbstvertrauen und Rückenwind für die DM.“

„Platz vier in einem Top-Feld gibt mir viel Selbstvertrauen und Rückenwind für die DM. Mit der DLV-Staffel war es das Ziel, langsam aber sicher den Europarekord in Angriff zu nehmen.“ (Jan-Eric Frehe)

In der Tat hatte es das A-Finale von Regensburg in sich: Yannick Wolf (Cologne Athletics / 10,15 s) und Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar / 10,18 s) sind in der Aktiven-Branche echte Größen, ebenso wie Aleksandar Askovic (Stadtwerke München / 10,29 s) und Julian Wagner (TV Wattenscheid / 10,30 s), die hauchdünn vor bzw. ex equo mit Jan-Eric Frehe durchs Ziel stürmten. Die direkte U23-Konkurrenz hielt Frehe mit Ausnahme des wie entfesselten Heiko Gussmann (Sprintteam Wetzlar / Vorlauf 10,15 s) in Schach.

Trainer Lars Goldbeck ist optimistisch, dass es für seinen Schützling in Ulm noch schneller geht: „Wir werden noch etwas am Start feilen. Jan-Eric muss sich trauen voll aus dem Block zu gehen – in Regensburg hat er auf Kevin Kranz am Start etwa 2,5 m verloren.“ Im Übrigen attestiert er Frehe aber einen außergewöhnlich starken freien Lauf: „Hier war er im Vorlauf wie im Finale auf Augenhöhe mit den Besten.“

38,86 s: DLV-Staffel mit Frehe nah am Europarekord

Frehes Prunkstück der Saison 2025, der besagte freie Lauf, war auch in der Staffel offensichtlich: Auf der zweiten Teilstrecke flog der 22-Jährige der Konkurrenz davon. Gemeinsam mit Emilio Gonzales, Maurice Grahl und Heiko Gussmann gelang der DLV I-Formation ein furioses Rennen – 38,86 s zeigte die Anzeigetafel, europäische Jahresbestzeit und lediglich 16 Hundertstel über dem Europarekord. „Der Rekord ist in unserem Kopf und für Regensburg war es unser Ziel, langsam aber sich die 38,70 s in Angriff zu nehmen“, verrät Frehe. Möglich wird das realistische Unterfangen durch eine seltenen Fülle deutscher Top-Sprinter in der U23 – dabei ist die nominelle Nummer eins, Chidiera Onuoha, verletzungsbedingt bisher nicht in Erscheinung getreten.

„In Ulm werde ich beide Sprintstrecken Laufen und möchte zudem mit unserer Vereinsstaffel eine Medaille holen.“ (Jan-Eric Frehe)

Die Motivation für die entscheidenden Wochen ist unter diesen Vorzeichen hoch und wie Viola John geht auch Jan-Eric Frehe bei der DM in die Vollen: „In Ulm werde ich beide Sprintstrecken Laufen und möchte zudem mit unserer Vereinsstaffel eine Medaille holen.“ Das Feld wird vor allem auf den 100 m eng sein: Hinter dem jetzt favorisierten Heiko Gussmann rangieren Emilio Gonzales (LT DSHS Köln / 10,29 s), Benedikt Wallstein (LAC Erdgas Chemnitz) und Maurice Grahl (Bayer Leverkusen / 10,32 s) in den Listen auf Augenhöhe mit Jan-Eric Frehe. Auf den 200 m hat sich bisher vor allem die junge Garde um Max Huesmann (Eintracht Hildesheim / 20,97 s) und Justin Rennert (SC Berlin / 20,97 s) als Herausforderer für den bisher äußerst stark laufenden Frehe in Position gebracht.

21,69 s: Nils Hartleif mit deutlicher Steigerung zur Aktiven-B-Norm

Starke Leistungen boten auch die weiteren Athlet:innen an, die sich für die Anreise nach Regensburg entschieden hatten. Nils Hartleif bestätigte auf den 100 m im Rahmenprogramm der Gala in 10,81 s seine noch frische PB, tags darauf platzte dann auf den 200 m der Knoten: 21,69 s bedeuteten für den 21-Jährigen eine Steigerung seiner PB um fast eine halbe Sekunde, verbunden mit einer annähernden Punktlandung zur B-Norm für die Aktiven-DM. „Nils ist es gelungen, im Lauf locker zu bleiben und er konnte seine Technik umsetzen – das war der Schlüssel“, analysiert Jan Vogt und ergänzt: „Sportlich ebenso wie menschlich ist er eine Bereicherung für unsere Trainingsgruppe.“

„Die Ergebnisse der letzten beiden Wochen haben mir gezeigt, dass der Wechsel zur LG Brillux die richtige Entscheidung war.“ (Nils Hartleif)

Hartleif nimmt seine hervorragende Entwicklung seinerseits zum Anlass für eine Würdigung seiner neuen sportlichen Heimat: „Die Ergebnisse der letzten beiden Wochen haben mir gezeigt, dass der Wechsel zur LG Brillux die richtige Entscheidung war. Mit Jan habe ich einen Trainer gefunden, der mich wieder positiv auf meine Leistungen blicken lässt.“

10,83 s: Nils Bovekamp bestätigt neues Leistungsplateau

Seinen bisher größten Wettkampf absolvierte in Regensburg U20-Ass Nils Bovekamp, der im „Jugend Elite“-Programm startete. Für den 19-Jährigen war es eine gleichermaßen spannende wie herausfordernde Situation, in der vor der Konzentration auf das Wesentliche, das Sprinten, das Gala-Programm mit Athletenvorstellung und Kamerapräsenz stand. 10,83 s waren bei diesen Anforderungen eine starke Komplexleistung von Physis und Kopf. „Der Wettkampf war insgesamt eine tolle Erfahrung. Starke Konkurrenz, gute Bedingungen und die Atmosphäre im Stadion haben mich zusätzlich motiviert. Ich nehme viele positive Eindrücke aus diesem Wochenende mit“, sagt Nils Bovekamp, der Gefallen an großen Meetings gefunden hat.

„Starke Konkurrenz, gute Bedingungen und die Atmosphäre im Stadion haben mich zusätzlich motiviert. Ich nehme viele positive Eindrücke aus diesem Wochenende mit.“ (Nils Bovekamp)

Trainer Jan Vogt nahm das erfreut zur Kenntnis und sah im Übrigen einen Athleten, der sein 2025 signifikant verbessertes Leistungsniveau stabilisiert hat. „Nils hat sich in einem starken Feld bewiesen. Bei den Deutschen werden wir versuchen, das jetzt erzielte Plateau noch ein Stück nach oben zu verschieben.“

400 m: Benjamin Gebhardt läuft starke PB, Natalie Pisoke steigert SB

Gut aufgelegt waren in Regensburg auch die Viertelmeiler, allen voran Benjamin Gebhardt, der seine persönliche Bestleistung deutlich auf 48,24 s drückte. „Ich bin sehr zufrieden damit, wie wir die gute Form aus der Halle mit in die Freiluft-Saison genommen haben. Dass die neuen Reize wirken, hat sich im Training bereits angedeutet und so war die Steigerung der PB keine Überraschung – dass sie so deutlich ausfällt und mich in Reichweite zu einer 47er Zeit bringt, freut mich umso mehr“, kommentiert der 24-Jährige und hofft, nach dem jetzt deutlich erreichten Saisonziel – der realisierten DM-B-Norm – noch mehr aus dem Jahr 2025 herauszuholen.

„Dass die neuen Reize wirken, hat sich im Training bereits angedeutet. Dass die Steigerung meiner PB so deutlich ausfällt und mich in Reichweite zu einer 47er Zeit bringt, freut mich umso mehr.“ (Benjamin Gebhardt)

Benjamin Gebhardts Entwicklung ist dabei umso beachtlicher, als er zurzeit das Praktische Jahr bei Bayer absolviert und im neuen Trainingsumfeld des Leichtathletik-Team DSHS Köln trainiert. LG-Trainer Jan Vogt, der im Winter und Frühjahr den trainingsmethodischen Grundstein für Gebhardts Steigerung um mehr als sieben Zehntel legte, sprach unterm Strich von einem „echten Highlight“.

Hinter Benjamin Gebhardt gefiel auch Silyan Peshev, der in 48,73 s so schnell lief wie zuletzt vor zwei Jahren. Damit reifen Träume für einen internationalen Einsatz mit dem bulgarischen Nationalteam, wie Jan Vogt erläutert: „Silyan belegt aktuell Platz 3 der bulgarischen Aktiven-Bestenliste. Er kann sich berechtigt Hoffnung auf einen Staffeleinsatz bei den Balkanmeisterschaften Ende Juli in Griechenland machen.“

Anders als in Weinheim ist Natalie weniger mutig angegangen, dafür konnte sie hinten raus Druck machen. Jetzt gilt es, zwei jeweils halb gute Rennen zusammenzuführen.“ (Jan Vogt)

Der Saison-Höhepunkt von Natalie Pisoke ist die U23-DM. Auf dem Weg dahin steigerte sie in Regensburg ihre Freiluft-PB auf 56,54 s. „Anders als in Weinheim ist Natalie weniger mutig angegangen, dafür konnte sie hinten raus Druck machen. Jetzt gilt es, zwei jeweils halb gute Rennen zusammenzuführen – hoffentlich bei der DM“, analysiert Jan Vogt.

Jakob Bruns und Hendrik Jürgens laufen in Bremen Saisonbestleistung

Richtung Norden orientierte sich am Wochenende ein zweiter Teil der Sprint-Sprung-Trainingsgruppe. Bei den Männern erzielte Jakob Bruns (200 m / 21,54 s) ebenso wie Hendrik Jürgens (100 m / 10,68 s) eine Saisonbestleistung. Für Jakob Bruns wiederholte sich zugleich die bittere Dynamik seiner bisherigen 200 m-Saisonrennen: Etwa 130 m hielt das System, ehe die Übersäuerung schlagartig die Muskulatur hemmte. Der 24-Jährige, der seit eineinhalb Jahren mit Diabetes-Typ 1 und einer Schilddrüsen-Erkrankung ringt, sucht ebenso wie die konsultierten Ärzte bisher vergeblich den Schlüssel, um seinen Körper in eine stabile Konstitution zu bringen.

Es herrscht große Unsicherheit, wie man ihn einstellen kann. Die Probleme sind nicht auf den Wettkampf beschränkt, auch im Training variiert die Belastungsgrenze von Tag zu Tag.“ (Lars Goldbeck)

Trainer Lars Goldbeck: „Es herrscht große Unsicherheit, wie man ihn einstellen kann. Die Probleme sind dabei nicht auf den Wettkampf beschränkt, auch im Training variiert die Belastungsgrenze von Tag zu Tag. Wir hoffen, dass er im weiteren Saisonverlauf die trotz aller Schwierigkeiten positive Entwicklung ausbauen kann.“ Im Übrigen lobt Goldbeck Jakob Bruns für seine vorbildliche Einstellung, die weit über seine individuelle Performance hinausgeht: „Jakob ist für unsere Trainingsgruppe ein sehr wertvoller Athlet, der Verantwortung übernimmt, wann immer es gefragt ist.“

Im weiblichen Bereich bot auf den 100 m Tabea Christ bei Gegenwind gute 11,87 s an, Laura Brandhofe (12,34 s) biss sich abermals die Zähne an der U23 DM-Norm aus. Lars Goldbeck: „Wir versuchen alles, am kommenden Wochenende hat sie in Lage die letzte Chance.“ Im Weitsprung haderte Tabea Christ erneut mit dem fehlenden Timing im Übergang zum Absprung – 5,94 spiegeln nicht ihr Potenzial wider. Bei den Männern setzte Maxi Busse nach einem bisher schwierigen Jahr eine ermutigende Duftmarke (7,07 m).