Fünf Staffeln laufen in Gladbeck DM-Normen
10.06.2025 | Beim Gladbecker Borsig-Meeting unterboten jeweils zwei Aktiven- und U23-Staffeln sowie die weibliche U18-Staffel die 4×100 m DM-Norm. Jan-Eric Frehe und Viola John hatten zuvor Staffel-Praxis im Nationalteam gesammelt.
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Die 4x100 m-Staffel der weiblichen U18 knackt in 49,81 s die DM-Norm.
Im Zeichen der 4×100 m-Staffeln standen das Himmelfahrt- sowie das Pfingst-Wochenende. Jan-Eric Frehe und Viola John schlüpften zunächst ins Nationaltrikot und testeten als Teil der DLV U23-Staffeln in Dresden erfolgreich für die Europameisterschaften. Am zurückliegenden Samstag standen dann die Vereinsstaffeln im Fokus: Die kompletten Trainingsgruppen stellten sich beim traditionellen Gladbecker Borsig-Meeting in den Dienst des Kollektivs und lieferten – DM-Normen verzeichneten die Aktiven-Staffeln (Männer: 41,72 s / Frauen: 47,18 s), die U23-Staffeln (männlich: 41,32 s / weiblich: 47,41 s) sowie die weibliche U18 (49,81 s).
In den Einzel-Konkurrenzen überzeugten in Dresden Jan-Eric Frehe und Viola John beim Kräftemessen mit der nationalen U23-Konkurrenz, während in Gladbeck Nils Hartleif, Jakob Bruns und Hendrik Jürgens bei den Aktiven herausragten. Im Nachwuchsbereich schob sich Sarah König näher an die DM-Norm heran, während Patrick Hüsken mit drei PBs auftrumpfte.
Goldenes Oval Dresden: Frehe und John im Nationaltrikot
Die U23-EM in Bergen rückt näher; entsprechend gilt es für die ambitionierten deutschen Sprintstaffeln denkbare Formationen zu testen und im Übrigen, protokollgemäß, die DLV-Normen abzuhaken. Während die größeren Staffel-Perspektivpools um Jan-Eric Frehe bereits 2024 konstituiert worden sind und zu Beginn des Jahres auf den Kanaren testeten, haben Wettkampf-Staffeln ihre eigenen Gesetze. Die schnellste Staffel auf dem Papier muss keinesfalls die schnellste Staffel im Ziel sein, denn der Ritt auf der Rasierklinge ist bei den Hochgeschwindigkeits-Wechseln stets gegeben.
„Ich habe mich sehr gefreut, als Teil der DLV1-Staffel unseren ersten Test zu absolvieren. Die Norm für Bergen konnten wir direkt abhaken und auch mit meiner individuellen Performance kann ich sehr zufrieden sein.“ (Jan-Eric Frehe)
Insofern waren die Läufe in Dresden vor allem ein Sich-Finden ohne Vabanque zu spielen. Die Leistungen des weiblichen Quartetts mit Viola John, Nele Jaworski, Sina Kammerschmitt und Rosina Schneider (44,25 s), vor allem aber des männlichen Quartetts mit Emilio Gonzales, Jan-Eric Frehe, Maurice Grahl und Milan Zirbus (39,37 s) sind dafür beachtlich – die DLV-Normen fielen deutlich und das männliche U23-Quartett hätte mit seiner Zeit vor zwei Jahren bei den kontinentalen Titelkämpfen in Espoo eine Top 5-Platzierung erzielt.
Entsprechend zufrieden kommentierte Jan-Eric Frehe: „Ich habe mich sehr gefreut, als Teil der DLV1-Staffel unseren ersten Test zu absolvieren. Die Norm für Bergen konnten wir direkt abhaken und auch mit meiner individuellen Performance kann ich sehr zufrieden sein. Jetzt gilt es noch ein paar Wechsel-Kleinigkeiten zu fixen.“ Frehe hofft, am 15.06. in Regensburg mit seinen Teamkameraden die Zeit weiter nach unten zu drücken. Gleiches gilt für Viola John, die in Dresden als Startläuferin zum Einsatz kam.
100 m: Jan-Eric Frehe bestätigt Einzel-Norm, Viola John behauptet sich
Mit knappem Abstand nach den Staffeln absolvierten Frehe und John kurzfristig angesetzte 100 m-Rennen als Kristallisation der U23-Sprintelite. „Wir konnten nach der Staffel keinen wirklichen Cool down absolvieren und auch keine vernünftige Vorbereitung auf das 100 m-Rennen. Aber wir wähnten konstant gute Bedingungen auf unserer Seite“, erklärt Frehe den Schachzug, der dann zwar vom Wind (-0,9 m/s) hintertrieben wurde. 10,39 s und damit die bestätigte Einzel-Norm waren dennoch wertvoll, zumal dem Publikum ein sehenswertes Fotofinish geboten wurde, das der Kölner Emilio Gonzales mit fünf Tuasendsteln für sich entschied.
„Wir konnten nach der Staffel keinen wirklichen Cool down absolvieren und auch keine vernünftige Vorbereitung auf das 100 m-Rennen. Aber wir wähnten konstant gute Bedingungen auf unserer Seite.“ (Jan-Eric Frehe)
Die U23-Frauen, die mit einer noch knapperen Taktung Vorlieb nehmen mussten, blieben bei 1,0 m/s Gegenwind ein gutes Stück hinter der Vorgabe für Bergen zurück. Indes konnte sich Viola John im direkten Vergleich erstklassig in Szene setzen, auf die Tausendstel ex aequo mit Sila Sönmezcicek erreichte sie in 11,69 s als geteilte Erste das Ziel.
Vereinsstaffeln überzeugen in Gladbeck
Das Gladbecker Borsig-Meeting ist seit Jahren der große regionale Fixpunkt, bei dem sich die Sprint-Sprung-Trainingsgruppen geschlossen versammeln. Für die Staffeln ist das ein gleichermaßen unverzichtbares wie voraussetzungsreiches Kriterium – bedenkt man, dass die Top-Akteure im Mai und Juni quer durch die Republik touren, erfordert es ein starkes Commitment fürs Team. Eben das würdigt Jan Vogt: „Auf dem Papier haben wir viele schnelle Leute, aber es ist immer schwierig, dass wir alle zusammenbekommen. Heute haben sich alle in den Dienst der Staffeln gestellt.“
„Auf dem Papier haben wir viele schnelle Leute, aber es ist immer schwierig, dass wir alle zusammenbekommen. Heute haben sich alle in den Dienst der Staffeln gestellt.“ (Jan Vogt)
Der Ertrag war bei wechselhaften Bedingungen maximal: Alle vier Normversuche im Aktiven- und U23-Bereich glückten. Dass die ganz schnellen Zeiten noch ausblieben, liegt genau im Normversuch begründet. „Ziel war es, frühzeitig so viele Normen wie möglich abzuhaken. Planbar ist das nur mit sicherheitsorientierten Wechseln. Luft nach oben ist bei allen Staffeln reichlich vorhanden und wir werden das im Training jetzt ausreizen“, erläutert Jan Vogt die taktische Herangehensweise.
Im männlichen Bereich behauptete sich die nominelle U23-Staffel mit Nils Bovekamp, Leonard Horstmann, Jan-Eric Frehe und Nils Hartleif in DM-A-Norm von 41,32 s vor dem TV Gladbeck (41,41 s) und der LG Brillux Männer-Staffel mit Hendrik Jürgens, Jakob Bruns, Jan-Luca Fröse und Maximilian Busse (41,72 s). Im weiblichen Bereich unterboten Berenike Paul, Pia Meßing, Nicole Rodehutscord und Tabea Christ in 47,18 s die DM-B-Norm, während die U23-Formation (Laura Brandhofe, Natalie Pisoke, Maja Huesmann, Viola John) in 47,41 s zugleich die U23-DM-Norm knackte.
Erfreuliche Randnotiz: Erstmals seit seiner Muskelverletzung zu Beginn der Hallensaison absolvierte Leonard Horstmann wieder einen Wettkampf.
Weibliche U18-Staffel mit Maßarbeit, Sarah König erneut verbessert
Maßarbeit bot in Gladbeck die weibliche U18-Staffel: Sarah König, Hannah Fuhrmann, Ella Vey und Lisa Charlotte Fallenberg unterboten die DM-Vorgabe (49,90 s) um eine knappe Zehntelsekunde (49,81 s) – ein Meilenstein für das junge Quartett, das zur Hälfte aus U16-Athletinnen besteht. „Die Staffel war mit ihrer Norm überglücklich. Die regnerischen Bedingungen und Verbesserungspotenzial bei zwei von drei Wechseln bieten uns zugleich noch deutlich Luft nach oben“, kommentiert Ronja Siekmann, die zusammen mit Ole Patterson von außen beobachtete, wie Regen und Wind eine Wechselmarkierung von der Bahn wehte.
In der Einzelkonkurrenz demonstrierte Sarah König erneut, dass sie nach ihrer erfolgreichen Hallensaison auch auf den 100 m einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. In Gladbeck steigerte Sarah ihre PB bei leichtem Gegenwind auf 12,59 s, im Finale (12,55 s) blies der Wind einen Hauch zu stark von hinten. „Sarah wird bei den Westfälischen die DM-Norm angreifen“, gibt Ronja Siekmann die Zielstellung für kommendes Wochenende aus. 12,40 s gilt es für die 16-Jährige zu unterbieten.
Nils Hartleif mit nächstem Leistungssprung
Die Einzel-Konkurrenzen der Aktiven wurden von wechselhaften Wind-Bedingungen ebenfalls stark beeinträchtigt. Diverse schnelle Zeiten konnten angesichts von zu viel Rückenwind keinen Eingang in die Bestenlisten finden. „Das war eine absolute Lotterie, bei der man Glück oder Pech haben konnte“, berichtet Jan Vogt. Auf der Seite der Glücklichen reihten sich Nils Hartleif und Hendrik Jürgens ein, die ihre Vorläufe bei moderatem Rückenwind absolvierten und in 10,75 s bzw. 10,77 s eine persönliche respektive eine Saison-Bestzeit erzielten. U23-Athlet Nils Hartleif gelang dabei der von Jan Vogt angekündigte nächste Schritt nach vorne – „der Knoten ist geplatzt“, freute sich der Coach.
Die sechs Läufer des A-Finales wurden bei 3,1 m/s Rückenwind mächtig angeschoben, was zu schnellen, aber irregulären Zeiten führte. Gleichwohl dürften Jakob Bruns (10,54 s / Platz 1) und Hendrik Jürgens (10,56 s / Platz 3) das qualitativ hochwertige Wimpernschlagfinale genossen haben.
„Das war eine absolute Wind-Lotterie, bei der man Glück oder Pech haben konnte.“ (Jan Vogt)
Maja Huesmann kämpft mit gesundheitlichen Problemen
Maja Huesmanns Jahr 2025 steht unter keinem guten Stern, bisher ungeklärte gesundheitlich Probleme beeinträchtigen sie seit Monaten erheblich. Mit großem Kampfgeist gelangen ihr in Gladbeck die ersten beiden Rennen der Saison 2025, zweimal schrammte sie knapp an der U23-DM-Norm vorbei (12,15 s / 12,16 s). „Für Maja ist es aktuell ein Erfolg, dass sie überhaupt Wettkämpfe absolvieren kann und dass sie dabei die Norm so knapp verpasst hat, ist mehr als beachtlich“, so Jan Vogt. Schneller unterwegs war aus LG-Sicht Tabea Christ (11,94 s), die ihre Geschwindigkeit allerdings auch in Gladbeck nicht in ein zufriedenstellendes Weitsprung-Resultat umsetzen konnte (5,80 m). Laura Brandhofe (12,34 s) und 400 m-Spezialistin Natalie Pisoke (12,45 s / PB) folgten im Sprintbereich.
In der U20 bot Nils Bovekamp in 10,95 s das zweitschnellste Rennen seiner Karriere an und war dennoch nur bedingt zufrieden. „Nils wäre gerne einen Tacken schneller gelaufen, aber das heben wir uns für Regensburg auf“, ordnete Jan Vogt ein.
Patrick Hüsken mit drei Bestleistungen
Drei persönliche Bestleistungen bei drei Starts waren für Mehrkämpfer Patrick Hüsken eine formidable Ausbeute. Mit dem 1,5 kg-Diskus platzte in Gladbeck der Knoten, nachdem der 16-Jährige zum Saisonauftakt noch Probleme mit der Gewichtsverdopplung des Wurfgeräts offenbart hatte; 42,63 m waren ein starkes Resultat. Ein großer Schritt nach vorne gelang dem deutschen M15-Neunkampf-Meister des Vorjahres auch im Weitsprung: 6,45 m waren in einer ansonsten durchwachsen Serie ein Glanzlicht und offenbaren sein enormes Potenzial. Auf den 100 m stand erstmals die 11 vor dem Komma, wenn auch knapp (11,98 s), bei deutlich zu viel Wind hatte Hüsken im Vorlauf 11,81 s angeboten.
Weitere gute Leistungen erzielten in Gladbeck Mieszko Szczerbiak (100 m / 11,25 s), Hannah Fuhrmann (200 m / 26,49 s) und Sophia Budny (400 m Hürden / 67,07 s) in der U20 sowie Enno Kreimer (110 m Hürden / 15,66 s) und U16-Athletin Ella Vey (100 m / 13,13 s) in der U18-Konkurrenz.