Langstrecken-DM: Schlattmann und Heymann mit Top-Zeiten und Top-Platzierungen
06.05.2025 | Bei der Langstrecken-DM in Hamburg haben Pia Schlattmann und Nele Heymann über die 10.000 m die Plätze 3 und 5 belegt. Beide unterboten dabei die U23-EM-Norm deutlich.
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Pia Schlattmann vor Nele Heymann: Die beiden Top-Läuferinnen machen lange Zeit gemeinsame Sache. © Joshua Kühn
Die Freiluftsaison ist noch jung, da warten die Mittel-/Langstrecklerinnen der LG Brillux Münster bereits mit einem Highlight auf: In einem formidablen 10.000 m DM-Rennen bleiben in der U23 sowohl Pia Schlattmann (Platz 3 / 33:05,76 min) als auch Nele Heymann (Platz 5 / 33:41,47 min) weit unterhalb der Norm für die U23-Europameisterschaft in Bergen (Norwegen). Während die tatsächlichen EM-Nominierungen von Verbandsseite aus voraussetzungsreich sind und erst Anfang Juli finalisiert werden, sind für Pia wie Nele hochwertige neue Bestzeiten schon jetzt ein großer Ertrag.
Im gleichen Rennen belegt Christina Lehnen Platz acht (36:07,58 min). Nahe an die Top 10 läuft in der männlichen U20 läuft David Drepper über die 5000 m (Platz 12 / 15:30,36 min). Bei den tags darauf ausgetragenen Langstaffel-Meisterschaften gelingt Marco Sietmann, Jens Kassebeer und Philipp Pfeiler über die 3×1000 m ein Achtungserfolg (Platz 9 / 7:41,54 min).
Brillux-Trio bei 10.000 m-Bahn-Premiere mit defenisver Renntaktik
Die deutschen Langstreckenmeisterschaften waren für Pia Schlattmann, Nele Heymann und Christina Lehnen gleichbedeutend mit ihrer 10.000 m-Bahn-Premiere. Entsprechend vorsichtig hatte das Trainerteam Jörg Riethues/Robert Welp die Renntaktik gewählt. „Wir hatten im Vorfeld gesagt, dass es schön wäre, wenn eine 33 vorne steht. Angepeilt war eine 5000m-Durchgangszeit um 17:00 Minuten“, so Jörg Riethues über die Marschroute für das Top-Duo Schlattmann/Heymann. Trotz defensiver Vorgabe zielte man damit klar auf eine Endzeit unterhalb der U23-EM-Norm (34:35,00 min).
Diszipliniert folgten Pia Schlattmann und Nele Heymann der Maßgabe und widerstanden der Versuchung einer Reaktion, als das große Verfolgerfeld des Spitzentrios Eva Dieterich (Aktive / LAV Stadtwerke Tübingen), Elena Burkard (Aktive / LG farbtex Nordschwarzwald) und Lisa Merkel (U23 / Tübingen) in kleinere Gruppen zerfiel – die U23-Kontrahentinnen Carolina Schäfer (TG Schwalbach) und Kira Weis (KSG Gerlingen) setzten sich dabei beständig nach vorne ab, was angesichts der Meldezeiten kaum überraschen konnte.
„Nele und ich haben uns in dieser Rennphase die Tempoarbeit geteilt, konnten uns aus unserer Gruppe lösen und immer mehr Boden nach vorne gutmachen – das tat mental sehr gut und auch körperlich habe ich mich noch sehr gut gefühlt.“ (Pia Schlattmann)
Etwas früher als geplant nahm dann Nele Heymann das Heft in die Hand und zog das Tempo an – mit 79er/78er-Runden investierte die 21-Jährige an der Spitze der Gruppe viel und führte diese nach 16:49 min zur 5000 m-Marke. Bald darauf waren die Münsteranerinnen als Duo unterwegs und jetzt war es Pia Schlattmann, die Akzente setzte. „Nele und ich haben uns in dieser Rennphase die Tempoarbeit geteilt, konnten uns aus unserer Gruppe lösen und immer mehr Boden nach vorne gutmachen – das tat mental sehr gut und auch körperlich habe ich mich noch sehr gut gefühlt“, so Schlattmann, die die Vorzüge einer progressiven Renntaktik voll auskostete.
33:05,76 min: Pia Schlattmann mit deutlich negativem Split zu Bronze
Während Nele – auf hohem Niveau – reißen lassen musste, konnte Pia rechtzeitig zum Rennfinale in die direkte Auseinandersetzung mit Carolina Schäfer und Kira Weis eingreifen. „Mir war bewusst, dass es hier um Platz zwei bzw. drei gehen wird. Deshalb habe ich die Ruhe bewahrt und auf die letzten Runden gewartet“, so die 20-Jährige, die 400 m vor dem Ziel endgültig das Visier öffnete und an der Spitze eines Quintetts den langen Spurt anzog. Abgesehen von Carolina Schäfer hielt Pia alle Kontrahentinnen in Schach und finishte als Gesamt-Fünfte und U23-Dritt in phantastischen 33:05,76 min. „Auf den letzten Metern wurde ich leider sehr fest, was wahrscheinlich eine Folge des schnellen Mittelblocks und dem deutlich negativen Split war“, lässt Pia die harte Schlussrunde Revue passieren.
„Ich glaube, dass die Renngestaltung für mich vollkommen richtig war – so wurden die 25 Runden nicht zu einer Qual, vielmehr hatte ich stets die Motivation, mich an die Gruppe heranzukämpfen.“ (Pia Schlattmann)
Im Übrigen zeigte sich die Bronze-Medaillen-Gewinnerin mit Renntaktik und Ergebnis fein: „Ich glaube, dass die Renngestaltung für mich vollkommen richtig war – so wurden die 25 Runden nicht zu einer Qual, vielmehr hatte ich stets die Motivation, mich an die Gruppe heranzukämpfen. Mit dem 3. Platz, der Zeit und dann, on top, der deutlich unterbotenen EM-Norm bin ich wirklich überglücklich.“ Stichwort negativer Split: Die Rennhälften von 16:49 min und 16:16 min bei herausgestoppten 1:48 min für die finalen 600 m sprechen für weiteres Potenzial in der Zukunft – sowohl auf den 10.000 m wie auch den 5000 m.
33:41,47 min: Nele Heymann für härteste Karriere-Erfahrung belohnt
Auf U23-Platz fünf erreichte Nele Heymann in ebenfalls starken 33:41,47 min das Ziel und gab zu Protokoll: „Die 10.000 m auf der Bahn waren wohl die härteste Erfahrung, die ich bisher gemacht habe.“ In der Tat ging es für den Neuzugang ab Kilometer sieben in erster Linie darum, nicht die bittere Zeche für die zuvor mutige Tempoarbeit zu zahlen.
Trainer Jörg Riethues beobachtete mit Sorge, wie Nele an Geschwindigkeit verlor, als Teamkollegin Pia Schlattmann mit einer rasanten 76er-Runde zum Lückenschluss nach vorne ansetzte. 10.000 m-Rennen werden in physischer wie mentaler Hinsicht bei Konstellationen dieser Art zu einer harten Prüfung und können im ungünstigen Fall kippen – Nele Heymann hielt Stand und dass auch sie fast eine Minute unterhalb der EM-Norm das Ziel erreichte, spricht für sich.
„Ich bin mit dem Rennen wirklich sehr zufrieden. Letztlich bin ich zwei ziemlich identische Hälften gelaufen und konnte die 34 Minuten deutlich unterbieten.“ (Nele Heymann)
Ihre Bilanz war entsprechend positiv: „Ich bin mit dem Rennen wirklich sehr zufrieden. Letztlich bin ich zwei ziemlich identische Hälften gelaufen und konnte die 34 Minuten deutlich unterbieten. Das stimmt mich sehr positiv, auch im Hinblick auf die 5000 m.“ Zur Einordnung der Leistung Nele Heymanns sei darauf hingewiesen, dass eine 33:41,47 min in vier der vergangenen fünf Jahre eine Top 10-Platzierung in der europäischen U23-Bestenliste bedeutet hätte.
Trainerteam voll des Lobes / 5000 m-Norm im Visier Pia Schlattmans
Das Trainerteam Jörg Riethues/Robert Welp war voll des Lobes für die Athletinnen: „Beide haben tolle Rennen gezeigt und beide wären bei den letzten U23-Europameisterschaften mit ihren Zeiten immer dabei gewesen“, würdigte Jörg Riethues die Performance. Der Konjunktiv signalisiert aber auch: Es ist kompliziert mit der EM in Bergen. Zwar kann sich Pia Schlattmann nach ihrem überzeugenden Auftritt berechtigte Hoffnungen auf eine EM-Nominierung machen, die Nominierungsrichtlinien des DLV sind indes vage – lediglich die in Hamburg überragende Lisa Merkel (31:46,53 min) hat als nationale Meisterin mit EM-Norm ihren Startplatz sicher; ein oder zwei weitere Starterinnen können zu einem späteren Zeitpunkt nachrangig nominiert werden.
„Beide haben tolle Rennen gezeigt und beide wären bei den letzten U23-Europameisterschaften mit ihren Zeiten immer dabei gewesen unterbieten.“ (Jörg Riethues)
Die Ungewissheit ficht die ambitionierte Athletin indes nicht an, denn Pia Schlattmann verfolgt gemeinsam mit Trainer Robert Welp ohnehin die folgende prioritäre Agenda: „Unser Plan ist es, wenn möglich über die 5000 m die EM-Teilnahme zu realisieren. Pia verzichtet daher auf den 10.000 m-Europacup und wird stattdessen in Karlsruhe Jagd auf die 5000 m-Norm machen“, verrät Robert Welp. Die zeitliche Vorgabe des DLV (16:10,00 min), dürfte für Pia eine eher geringe Hürde darstellen. Voraussetzungsreich sind auch über die 5000 m die Nominierungsrichtlinien des Verbandes: Selbst mit einem weiteren großen Rennen in Karlsruhe klar unterhalb der Norm würde sie nicht automatisch das Ticket lösen, vorrangig wird stattdessen die U23-DM am ersten Juli-Wochenende sein.
„Unser Plan ist es, wenn möglich über die 5000 m die EM-Teilnahme zu realisieren. Pia verzichtet daher auf den 10.000 m-Europacup und wird stattdessen in Karlsruhe Jagd auf die 5000 m-Norm machen.“ (Robert Welp)
So weit denkt Pia Schlattmann zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht: „Ich freue mich auf einen nächsten Trainingsblock, der dann auf Karlsruhe abzielt“, steckt sie die nächste Etappe bis zum 31. Mai ab.
Christina Lehnen in 36:07,58 min unter Wert
Ein gutes Stück hinter ihren Teamkolleginnen erreichte Christina Lehnen auf Platz 8 der U23 das Ziel. Knapp verfehlte sie das persönliche Vorhaben, ihre Straßen-PB (36:05 min) zu steigern – 36:07,58 min waren für die 21-Jährige kein zufriedenstellender Ertrag der äußerst umfangreichen Vorbereitung. Fest steht allerdings auch: Die genuinen Fokus-Rennen der Hindernis-Spezialistin Lehnen folgen erst noch. Am 25. Mai wird sie beim IFAM Outdoor in Brüssel an den Start gehen.
Dass die LG Brillux im Übrigen als Trio die 10.000 m-DM absolvieren konnte, ist eine außergewöhnliche Team-Errungenschaft, deren Wert nicht überschätzt werden kann. Das unterstreicht auch Pia Schlattmann: „Es war schön, mit Christina und Nele an der Startlinie zu stehen. Man hat diesen Wettkampf zusammen vorbereitet und war vor, nach – und in gewisser Weise auch im Rennen – ein Team!“ Zu dritt hatten Pia, Nele und Christina im März etwa das gemeinsame Höhentrainingslager in Dullstroom absolviert und zahllose Kilometer geschrubbt. Mögen die Resultate in der Leichtathletik auch individuelle Leistungen abbilden, der Weg dahin ist stetsein Gemeinschaftsprojekt guter Gefährt:innen.
5000 m U20: David Drepper in 15:30,36 min nah an den Top 10
In der männlichen U20 gingen 19 Läufer auf die halbe Langstrecken-Distanz. Als Nummer 19 der Meldeliste hoffte David Drepper zuvorderst auf eine schnelle Zeit. Die nominell stärksten Läufer durchkreuzten diesen Plan, denn es entwickelte sich ein Bummelrennen: „Das Feld ist bei 2000 m in 6:28 min durchgegangen, die Favoriten hielten sich weit hinten auf“, so Jörg Riethues.
Erst allmählich machten die Top-Leute ernst, erfreulich lange konnte David Drepper in der ersten Hälfte des Feldes mithalten. Der 19-Jährige absolvierte die letzten beiden Kilometer in unter sechs Minuten und erreichte in auf Platz zwölf in 15:30,36 min das Ziel. „David lag bis zum Finale sogar auf Platz acht, er konnte dann seinen Schritt nicht mehr umstellen. Das ändert nichts daran, dass er sich sehr gut verkauft hat und seinen Meldeplatz deutlich verbessert hat“, bilanzierte Riethues zufrieden.
Auch David Drepper wird Ende Mai in Karlsruhe am Start sein. Bei gleichmäßig schneller Renngestaltung ist ihm eine deutliche Steigerung zuzutrauen.
3×1000 m Männer: Platz 9 für Marco Sietmann, Jens Kassebeer und Philipp Pfeiler
Einen Tag nach den deutschen Langstreckenmeisterschaften fand in Hamburg die Langstaffel-DM statt. Die Farben der LG Brillux vertrat das 3×1000 m-Trio Marco Sietmann, Jens Kassebeer und Philipp Pfeiler. Dank schneller Eröffnung durch Marco Sietmann (um 2:29 min) positionierte sich das LG-Trio vom Start weg gut im 17 Staffeln starken Feld. Auch Jens Kassebeer (um 2:34 min) und Philipp Pfeiler (um 2:37 min) gaben bei ihrer Bahn-Eröffnung alles – Platz 9 in 7:41,54 min war ein passables Ergebnis.
„Für uns alle ist es der Saisoneinstieg gewesen und die schnellen Beine sind noch nicht so richtig da. Wir haben uns alle angestrengt und das Ergebnis geht in Ordnung. (Marco Sietmann)
„Ich denke, dass die Staffel solide im Rahmen des für uns Möglichen gelaufen ist. Für uns alle ist es der Saisoneinstieg gewesen und die schnellen Beine sind noch nicht so richtig da. Wir haben uns alle angestrengt und das Ergebnis geht in Ordnung“, kommentierte Marco Sietmann für die Staffel. Jörg Riethues zollte dem Trio Respekt, das in einer nominell schwächeren Zusammensetzung die Hallen-Vorleistung annähernd auf die Zehntelsekunde bestätigte.