Im Interview: Pia, Christina und Nele über vier Wochen in der Höhe von Dullstroom

05.04.2025 | Pia Schlattmann, Christina Lehnen und Nele Heymann haben vier Wochen in  Dullstroom (Südafrika) trainiert. Im Interview geben sie Einblicke in ihre Saisonvorbereitung auf 2.100 m Höhe.

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Pia Schlattmann, Nele Heymann und Christina Lehnen auf den Schotterpisten von Dullstroom.

Ihr blickt auf vier Wochen Trainingslager in der Höhe Südafrikas zurück. Ist alles nach Plan gelaufen?

Pia Schlattmann: Naja, es startete mit einer schwierigen Anreise. Der Düsseldorfer Flughafen hat ausgerechnet am Montag gestreikt, da mussten wir umbuchen und leider konnten wir dementsprechend nicht alle zusammen fliegen. Wir sind aber trotzdem zu ähnlichen Zeiten angekommen – und danach lief dann auch alles nach Plan. Wir haben uns gut an die Höhenluft gewöhnt, hatten gute Stimmung beim Training und auch in unserer Freizeit. Leider war das Wetter nicht so berechenbar, sodass wir auch mal mit kälteren Tagen leben mussten.

Nele Heymamn: Für mich war es das erste Mal in Südafrika und ich bin sehr froh, dass – abgesehen von der nervenzehrenden Anreise – alles gut funktioniert hat und wir erfolgreiche drei Wochen zusammen verbracht haben.

„In der Summe hoffen wir, dass wir bei der nächsten Leistungsdiagnostik eine verbesserte aerobe/anaerobe Schwelle (vl3) verzeichnen.“ (Christina Lehnen)

Was waren eure Trainingsziele im Rahmen der Vorbereitung auf die Freiluftsaison?

Christina Lehnen: Unser Ziel für das Trainingslager in Südafrika war der weitere Aufbau einer guten Grundlagenausdauer (GA 1/GA 2), bevor es bald in die spezifischere Vorbereitung für die Sommersaison geht. Sprich wir haben viele und aufgrund der Höhe auch sehr ruhige Kilometer gesammelt. Dazu kamen einige zügige, aber dennoch moderate Schwelleneinheiten. In der Summe hoffen wir, dass wir bei der nächsten Leistungsdiagnostik eine verbesserte aerobe/anaerobe Schwelle (vl3) verzeichnen.

In Dullstroom und Umgebung habt ihr auf 2.100 Metern über dem Meeresspiegel trainiert. Wie seid ihr körperlich damit zurechtgekommen?

Nele Heymann und Pia Schlattmann: Die Anpassung verlief sehr gut und ohne Probleme. Anfangs standen Wander- und Radeinheiten im Vordergrund, dann konnten wir unsere ersten ruhigen Laufeinheiten absolvieren. Hierbei haben wir aber genau auf unseren Körper gehört und in Absprache mit unseren Trainern die ersten Tage bestmöglich ausgesteuert. Die anfangs deutlich langsameren Geschwindigkeiten haben sich im Verlauf der vier Wochen Schritt für Schritt „normalisiert“.

Christina Lehnen: Mögliche Überbelastungen passieren in der Höhe durchaus deutlich schneller als in der Ebene und die Umstellung verläuft teilweise auch stark individuell. Wie Nele schon festgestellt hat, war der Anpassungsprozess sehr dosiert – der Körper muss sich an die dünnere Luft und den somit geringeren Sauerstoffgehalt gewöhnen. Bei uns alles hat das sehr gut funktioniert und wir konnte, in stetiger Rücksprache mit unseren Trainern, das ganze TL über sehr konstant und gut trainieren konnten.

„Anfangs standen Wander- und Radeinheiten im Vordergrund, dann konnten wir unsere ersten ruhigen Laufeinheiten absolvieren. Hierbei haben wir aber genau auf unseren Körper gehört .“ (Pia Schlattmann und Nele Heymann)

Wie viele Wochenkilometer habt ihr jeweils absolviert und welche qualitativen Einheiten bzw. Schlüsselprogramme standen auf der Agenda?

Christina Lehnen: Nach der ersten Anpassung bin ich in den Belastungswochen auf 140-150 Wochenkilometer gekommen. Die Programme in der Höhe sind immer recht einfach und schlicht gehalten. Zum Programmzirkel gehören dabei stets verschiedene Formen von Schwelleneinheiten und vor allem Minutenläufe, wie 6-8 x 4 min, 5 x 6 min oder auch 15 x 400 m mit 45 s TP. Dabei zielen wir stets auf ein Tempo im Bereich der aerob/anaeroben Schwelle ab, um diese weiter zu verbessern. Darüber hinaus bestanden die meisten Laufeinheiten aus lockeren Dauerläufe zwischen 10 und 20km, sowie ein paar Krafteinheiten im Kraftraum.

Nele Heymann: Ich habe 150 Wochenkilometer gemacht. Qualitative Einheiten waren unter anderem GA2-Einheiten, wie zum Beispiel 4 x 8 min mit 2 min TP oder auch 8 x 1000m mit 80 s TP. Um neue Trainingsreize zu setzen, habe ich diese beiden Einheiten an einem Tag gemacht. Zudem habe ich viele lange Dauerläufe absolviert (18-22km), um die Grundlage weiter auszubauen.

Pia Schlattmann: Ich habe 130-140 Wochenkilometer gemacht. Schlüsselprogramme waren natürlich die GA2-Einheiten mit Programmen wie die von Nele benannten Tausender oder die von Christina benannten 400er mit kurzen Trabpausen.

Wart ihr auf eigene Faust in Dullstroom oder Teil einer größeren Gruppe?

Pia Schlattmann: Wir sind nur zu dritt nach Dullstroom gereist und waren zunächst eigentlich die einzigen Läufer vor Ort. Nach einer Woche kamen dann auch immer mehr andere Läufer dazu, sodass wir mit einer Trainingsgruppe aus Leipzig trainieren konnten. Auch abseits vom Training haben wir dann mit denen was unternommen – Kaffee trinken, Spieleabende oder wir wurden zum Grillen eingeladen und haben uns mit Pasta revanchiert. Es war sehr praktisch, dass wir in einer gemeinsamen Gated Community untergebracht waren.

Konntet ihr die reizvolle Landschaft in der Gegend um Dullstroom beim Trainieren erkunden oder geht vor allem darum erprobte, sichere Strecken zu nutzen?

Christina Lehnen: Eine riesige Vielfalt an Strecken hat man in Dullstroom nicht. Die meisten Dauerläufe und Einheiten haben wir, wie eigentlich alle Athleten in Dullstroom an der sogenannten „Trout Farm“ absolviert, einer sehr langen Schotterstraße am Feld – diese Strecke mit wenig Höhenmetern ist gut für längere Dauerläufe und auch für Schwelleneinheiten ist. Für kürzere Läufe ging es auch mal direkt eine kleine Runde durch Dullstroom, die „Township-Runde“.

Pia Schlattmann: Zur geringen Varianz der Strecken ist auch anzumerken, dass Christina und ich im letzten Jahre nicht unbedingt gute Erfahrungen mit neuen Strecken gemacht – da war es so sicherer, wenn wir nur als Dreier-Mädchengruppe unterwegs waren.

„Wir einer Trainingsgruppe aus Leipzig haben wir auch abseits des Training was unternommen – Kaffee trinken, Spieleabende oder wir wurden zum Grillen eingeladen und haben uns mit Pasta revanchiert.“ (Pia Schlattmann)

Wie habt ihr euch in Dullstroom verpflegt?

Nele Heymann: Morgens gab es meistens Joghurt mit frischem Obst und Müsli. Mittags haben wir Brot vom Bäcker gegessen oder Reste, die noch vom Abendessen übrig waren. Abends haben wir schon sehr vielfältig gekocht und auch neue Gerichte ausprobiert. Auch die Restaurants in Dullstroom haben wir ausprobiert.

Welche anderen Nationen habt ihr in Dullstroom getroffen?

Christina Lehnen: Es waren einige andere europäische Athleten unter anderem aus Finnland, Norwegen und den Niederlanden vor Ort. Den meisten Kontakt hatten wir jedoch mit den anderen deutschen Athleten. Mit einem finnischen Athleten, der auch eine lange Zeit alleine vor Ort trainiert musste, haben wir öfter an der Laufstrecke gequatscht.

Zwei von euch waren nicht zum ersten Mal in Dullstroom. Habt ihr mittlerweile bestimmte Traditionen oder Routinen in der Tagesgestaltung auch jenseits des Trainings?

Pia Schlattmann: Ich denke, man kann das tägliche Kaffee trinken in der Mittagszeit bei „Seattle Coffee“ oder „Baker Boys“ schon Tradition nennen. Auch das Sauerteigbrot von Granny oder die Mangos und Avocados von den Straßenverkäufern gehören sicherlich dazu.

„Da die Tradition des Mittags-Kaffees eigentlich von durchweg allen Athleten gepflegt wird, tauscht man sich häufig auch ein wenig übers Training aus, spielt Karten und kommt so in Kontakt.“ (Christina Lehnen)

Christina Lehnen: Da die Tradition des Mittags-Kaffees eigentlich von durchweg allen Athleten gepflegt wird, tauscht man sich häufig auch ein wenig übers Training aus, spielt Karten und kommt so in Kontakt.

Der Körper hatte mittlerweile Zeit, unter normalen Trainingsbedingungen in Münster die Höhe zu verarbeiten. Wie ist die bisherige Reaktion?

Nele Heymann: Die Tage nach der Rückkehr waren sehr entspannt und das habe ich sehr genossen. Das Trainingslager war sehr anstrengend und intensiv und da hat der Körper ein paar ruhigere Tage gebraucht. Mittlerweile läuft das Training wieder normal weiter.

Pia Schlattmman: Ich habe schon gemerkt, dass mein Körper nach den vielen Kilometern einfach auch mal wieder etwas Ruhe brauchte und habe mich jetzt aber auch schon wieder schnell an den normalen Trainingsalltag wieder gewöhnt.

Christina Lehnen: Die erste Woche zurück in Münster hab ich mich zuerst durchaus etwas träge gefühlt und war nach dem Flug leider auch die ersten Tage ein wenig angeschlagen. Allerdings haben wir das Training nach der Rückreise zunächst sehr ruhig gestaltet, sodass ich mich mittlerweile wieder sehr gut erholen konnte. Auch die ersten schnelleren Läufe im Training liefen sehr gut. Und ich gehe jetzt motiviert in die weitere Saisonvorbereitung.