Quartett überzugt in Apeldoorn mit PBs und A-Normen

08.02.2025 | Ein erlesenes LG-Quartett ging am zurückliegenden Wochenende in Apeldoorn an den Start. Vier Bestleistungen, eine SB und zwei weitere A-Normen waren ein reicher Ertrag.

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Je näher die DM rückt, desto stärker wird Jan-Eric Frehe © Thorben Flatemersch

Die Bahn im Omnisport Apeldoorn, wo vom 06.-09. März die Hallen-EM ausgetragen wird, gilt als eine der schnellsten in Europa. Vor einem Jahr hat hier Femke Bol den 400 m-Hallen-Weltrekord auf 49,24 s gesteigert. Entsprechend hoch waren die auch die Hoffnungen und Erwartungen des LG-Quartetts, das sich am zurückliegenden Wochenende auf den Weg in die Niederlande machte. – Die Halle und die persönliche Verfassung hielten für alle vier das, was sie versprochen hatten.

60 m Frauen: Viola John steigert sich erneut, Tabea Christ ebenfalls mit PB

Die 60 m der Frauen sind in diesem Jahr umkämpft wie lange nicht mehr. Wer in die nationale Top 20 sprinten möchte, muss aktuell 7,42 s anbieten, für die Top 10 sind 7,34 s gefragt; in den letzten beiden Jahren reichten jeweils 7,48 s bzw. 7,39 s aus. Viola John kann in diesen Regionen mithalten und wird von Meeting zu Meeting schneller. In Apeldoorn nahm sie in Runde eins mit 7,43 s Fahrt auf, um im Finale als Siegerin eine neue PB auf die Bahn zu brennen: Bei 7,37 s steht jetzt ihr Hausrekord.

„Allmählich fügen sich die Puzzleteile, an denen wir im Training arbeiten, zusammen.“ (Viola John)

„Ich bin natürlich happy, dass nach so kurzer Zeit schon ne 3 nach dem Komma steht. Allmählich fügen sich die Puzzleteile, an denen wir im Training arbeiten, zusammen“, freute sich die 21-Jährige, die damit in Schlagdistanz zu den zehn besten Sprinterinnen Deutschlands bleibt. Violas Trainer Lars Goldbeck beobachtete im Vorlauf noch technische Fehler, die Münsters schnellste Sprinterin seit Jahren im Finale weitgehend korrigieren konnte. „Es ist zwar noch nicht ganz optimal, aber von Wettkampf zu Wettkampf geht es immer mehr in die richtige Richtung“, sieht sich Viola John bei der LG Brillux auf einem sehr guten Weg.

Weitsprung: Tabea Christ mit Indoor-PB und DM-A-Norm

Am nächsten kam ihr in Apeldoorn Teamkameradin Tabea Christ, die wie so oft alles in den Vorlauf legte – erfolgreich, denn 7,51 s bedeuteten eine neue PB für die 26-Jährige, die im Finale Platz zwei belegte (7,57 s). Tabea hat jetzt sehr gute Chancen auf einen Doppelstart bei der Hallen-DM. Indes gilt ihr eigentlicher Fokus dem Weitsprung und auch in Apeldoorn hatten die 60 m-Sprints eher den Charakter einer Ouvertüre mit muskulärem Spannungsaufbau. Die Aufgabe wurde insofern bestens bewältigt, dass Tabea Christ im Weitsprung direkt in Versuch eins bei 6,21 m landete – DM-A-Norm, neue Hallen-PB und Platz eins in Apeldoorn. „Das Ergebnis macht mich echt glücklich, weil ich jetzt sicher mit einem Start bei der DM planen kann, was mein Hauptziel für diesen Wettkampf war“, kommentierte sie ihre Leistung.

„Das Ergebnis macht mich echt glücklich, weil ich jetzt sicher mit einem Start bei der DM planen kann. Durch einige ungültige Sprünge im Verlauf des Winters habe ich im Übrigen gemerkt, dass noch mehr möglich ist.“ (Tabea Christ)

Dass weitenmäßig noch mehr drin gewesen wäre, nahm die Athletin von Lars Goldbeck gelassen zur Kenntnis: „Durch einige ungültige Sprünge im Verlauf des Winters habe ich gemerkt, dass noch mehr möglich ist; die Reserven werde ich hoffentlich bei der DM in Dortmund erschließen.“ Wichtig war für Tabea im Übrigen auch die mentale Komponente des Wettkampfs, gelang es ihr in Apeldoorn auch, den kritischen Moment des Dortmunder Indoor-Meetings vom 18.01. zu verarbeiten, als sie beim Fußaufsatz auf dem Balken wegrutschte und zunächst eine Verletzung im Raum stand. Das alles ist jetzt abgehakt und auch Coach Lars Goldbeck sieht seine Athletin auf einem sehr guten Weg: „Tabea hat einen starken, stabilen Wettkampf gezeigt und ihre Indoor-PB nach acht Jahren gesteigert.“ In der nationalen Bestenliste rangiert Tabea Christ aktuell auf dem geteilten achten Rang und meldet im Hinblick auf die Titelkämpfe Final-Ambitionen an.

60 m Männer: Jan-Eric Frehe mit PB und weiteren Reserven

Auch bei den Männern nutzte ein Duo die schnelle Bahn von Apeldoorn für weitere Steigerungen. Top-Kurzsprinter Jan-Eric Frehe dominierte in Vor- und Endlauf die Konkurrenz, wobei er im Vorlauf in 6,72 s über die Bahn fegte – die nächste Steigerung in diesem Winter. Im Finale hätte Jan-Eric möglicherweise erstmals die 6,70 s geknackt, doch leider bremste ein Fehlstart der Konkurrenz den 21-Jährigen aus. „Ich hatte den Start super getroffen, beim zweiten Versuch kam ich dann relativ verhalten aus den Blöcken und habe auf den ersten Metern definitiv eine halbe Zehntel liegen lassen“, schlüsselte er seine Siegerzeit von 6,74 s auf.

Frehe ist indes in den zurückliegenden Jahren in jeglicher Hinsicht gewachsen und Teil dieses Wachstums ist die mental Reife. „Natürlich war ich unmittelbar nach dem Finale kurz geknickt, denn ich hätte mir die .60er Zeit gerne geschenkt. Dann habe ich aber schnell entschieden, dass die Hallensaison zu kurz ist, um mich an solchen Kleinigkeiten aufzuhalten – stattdessen schaue ich nach vorne und sehe zugleich meine Entwicklung, die konstante Zeiten auf diesem Niveau zulässt“, ordnet er die Leistung in das große Ganze ein. Apropos Einordnung: Im nationalen Vergleich rangiert Jan-Eric Frehe vorerst auf Rang 14, die Top 10 ist ebenso wie ein Platz im DM-Finale indes zum Greifen nah.

„Natürlich war ich unmittelbar nach dem Finale kurz geknickt, denn ich hätte mir die .60er Zeit gerne geschenkt. Dann habe ich aber schnell entschieden, dass die Hallensaison zu kurz ist, um mich an solchen Kleinigkeiten aufzuhalten.“ (Jan-Eric Frehe)

Im Hinblick auf den Saisonhöhepunkt konzentrieren sich Frehe und Trainer Lars Goldbeck ab sofort auf eine hochspezifische Vorbereitung der ausstehenden Rennen. „Trainingsreize setzen wir jetzt kaum noch. Bei mir schlägt das super an, da ich eigentlich super auf das Wechselspiel von Pausen und maximaler Leistung reagierte“, gibt er einen Einblick in die Roadmap für die verbleibenden Wochen.

60 m / 200 m: Jakob Bruns mit DM-A-Norm

Je länge die Hallensaison dauert, desto stärker wird Jakob Bruns. Allmählich kommen auch Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit zurück, mit den Jakob vor zwei Jahren in die absolute deutsche Indoor-Spitze gelaufen war. In Apeldoorn untermauerte der 23-Jährige zunächst, dass die Schnelligkeitswerte im Kurzsprint besser denn je sind: Im Vor- und Endlauf blieb die Zeitmessung bei 6,97 s stehen – schneller war er nie zuvor.

„Klar gibt es immer noch Dinge, die besser hätten laufen können, aber ich bin vor allem einfach unglaublich froh, wieder bei meiner alten Form zu sein.“ (Jakob Bruns)

Auf der Hallenrunde gelang dann kurz darauf der nächste Schritt: In 21,57 s steigerte Jakob Bruns seine SB um eine knappe Zehntel und blieb unter der A-Norm für Dortmund. „Ich bin mit dieser Zeit super zufrieden. Klar gibt es immer noch Dinge, die besser hätten laufen können, aber ich bin vor allem einfach unglaublich froh, wieder bei meiner alten Form zu sein“, kommentierte Jakob sein Rennen, das er mit Laufsieg und Platz zwei in der 40-köpfigen Konkurrenz beendete. In der deutschen Bestenliste rückt Jakob Bruns in die Top 15 vor, wobei auch die Top 10 nurmehr sechs Hundertstel entfern ist.

Lars Goldbeck zieht positive Zwischenbilanz für Sprint-Sprung-Trainingsgruppe

Für seine Quartett, aber auch für die gesamte Sprint-Sprung-Gruppe Lars Goldbeck/Jan Vogt zogt Goldbeck eine äußerst positive Zwischenbilanz: „Alle vier Athlet:innen haben jetzt in ihrer Fokus-Disziplin die A-Norm unterboten. Der Entwicklungsprozess der gesamten Trainingsgruppe stimmt – jetzt heißt es am Ball zu bleiben.“