6,66 s: Jan-Eric Frehe durchbricht bedeutende Schallmauer

11.02.2025 | Starke Leistungen zeigten die LG-Athlet:innen beim letzten Wettkampf vor den deutschen Meisterschaften. Herausragend: Jan-Eric Frehe, der über die 60 m eine bedeutende Schallmauer und damit auch den Kreisrekord brach.

Sponsor

Rasantes Rennen: Jan-Eric Frehe stößt in die nationale Spitze vor. © FLVW

Das Run & Fly-Meeting in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle war die große Generalprobe vor dem anstehenden DM-Doppel. An gleicher Stelle finden vom 14.-16. Februar die deutschen U20- und vom 21.-23. Februar die deutschen Aktiven-Meisterschaften als nationale Höhepunkte statt. Am finalen Aktiven-Qualifikations-Wochenende boten die stark besetzten Wettkämpfe vielen Athletinnen und Athleten zugleich die Chance, noch auf den DM-Zug aufzuspringen. Die Akteure LG Brillux griffen auf allen Ebenen dankbar zu: Während Jan-Eric Frehe weit mehr als nur die erfolgreiche Generalprobe gelang, brachten sich die Mittelstreckler:innen mit einer A-Norm (Marco Sietmann), zwei B-Normen (Nele Heymann, Jari Bender) und mutiger Pace (Kerstin Schulze Kalthoff) in Position. Groß war die Freude bei Jule Glaßer angesichts ihres ersten 4-Meter-Sprungs und der damit verbundenen DM-Punktlandung. Im Nachwuchsbereich bestach vor allem Charlotte Gaida.

60 Meter: Jan-Eric Frehe durchbricht mehrere Marken

Was sich in Apeldoorn angedeutet hatte, ist jetzt gelungen: Erstmals in seiner Karriere hat Jan-Eric Frehe die 6,70 Sekunden-Schallmauer durchbrochen – und das deutlich. In 6,66 s stürmte er beim Run & Fly-Meeting als Sieger des A-Finals über die Ziellinie und stieß beim Blick auf die digitale Anzeige einen Jubelschrei aus. In diesem Moment war dem 21-Jährigen nichts Geringeres gelungen als der Vorstoß in die absolute Spitze des deutschen Männer-Kurzsprints – in der Bestenliste belegt er den geteilten achten Rang. Selbst beim Blick nach Europa muss Jan-Eric Frehe nicht in Ehrfurcht erstarren: 6 Hundertstel trennen ihn nurmehr von der europäischen Indoor-Top 10.

„Im Finale konnte ich endlich einmal abrufen, was sich davor schon im Training oder unter anderem in Apeldoorn angebahnt hatte.“ (Jan-Eric Frehe)

„Es war genau das Resultat, was ich mir von diesem Wettkampf erhofft hatte, da dies mein letzter Wettkampf vor der DM sein sollte. Im Finale konnte ich endlich einmal abrufen, was sich davor schon im Training oder unter anderem in Apeldoorn angebahnt hatte“, gab ein beflügelter Jan-Eric Frehe zu Protokoll. In der Tat passte in der Helmut-Körnig Halle alles zusammen: Während Frehe am Vorwochenende auf dem Apeldoorner Highspeed-Track wohl eine halbe Zehntel in der Startphase hatte liegen lassen und so die Schallmauer verpasste, ging er in der Helmut-Körnig-Halle mit exzellenter Reaktionszeit aus den Blöcken und zog sein Rennen unwiderstehlich durch – wobei mit Lennart Hartenberg (TSV Bayer Leverkusen), anders als in Apeldoorn, ein Kontrahent auf Augenhöhe war und in 6,68 s den für große Rennen erforderlichen Gegenpart bildete.

Frehe bricht Kreisrekord von Markus Greufe

Spannend für die Geschichtsbücher des Leichtathletik-Kreises Münster-Warendorf: Jan-Eric Frehe entriss dem mittlerweile im „Ruhestand“ befindlichen LG-Idol Markus Greufe den 60 m-Kreisrekord – im Januar 2022 war Greufe 6,70 s gerannt. „Der Kreisrekord war die Saison über in meinem Hinterkopf“, ordnete Frehe die Bedeutung auch dieser Marke ein. Indes zählt die Dynamik der Gegenwart mehr als das Geschichtsbuch und der Athlet von Lars Goldbeck ist froh, mit einer großen Portion Selbstvertrauen in die letzten zwei Wochen vor der DM zu gehen. Zur rechten Zeit ist der DLV-Perspektivkader-Athlet in der Verfassung, um in der Vergabe für die Finaltickets ein Wörtchen mitzureden.

Frehe kann es sich sogar gestatten, für einen Moment den Blick über Dortmund hinausschweifen zu lassen: „Ich bin mit der Zeit nur zwei Hundertstel von der Leistungsbestätigungsnorm (6,64) für die Hallen-EM entfernt. Und auch für die Outdoor-Season, in der mit der U23-EM in Bergen eines meiner großen Saisonziele liegt, sind die Perspektiven jetzt super“, so Jan-Eric Frehe, der sich in der Freiluftsaison auf die 100 m konzentrieren wird.

Die Grenzen in Münster weiter nach oben verschieben

Wenn es am zurückliegenden Samstag überhaupt einen kleinen Wehrmutstropfen gab, dann diesen: „Ich hätte den Moment gerne mit Lars zusammen erlebt, weil wir uns das über die letzten Wochen erarbeitet haben. Es war in den Wochen zuvor nicht leicht, mein erstes DLV-Trainingslager hatte mich etwas aus dem Rhythmus gebracht“, dankt Jan-Eric Frehe seinem Trainer und Mentor Lars Goldbeck, der in Dortmund nicht vor Ort war.

„Ich habe immer im Kopf, die ‚Grenze‘ für das, was hier am Standort Münster möglich ist, etwas nach oben zu verschieben. Wir motivieren uns alle gegenseitig und können uns Step by Step trauen, etwas größer zu träumen.“ (Jan-Eric Frehe)

Überhaupt ist es dem Vorzeige-Sprinter der LG Brillux ein Anliegen, im Moment des Erfolgs sein Umfeld mitzunehmen: „Ich habe immer im Kopf, die ‚Grenze‘ für das, was hier am Standort Münster möglich ist, etwas nach oben zu verschieben. Wir motivieren uns alle gegenseitig und können aktuell auch im Frauenbereich beobachten, wie im Sprint Ausreifezeichen gesetzt werden. Wir können uns Step by Step trauen, etwas größer zu träumen.“

Stabhochsprung: Jule Glaßer springt erstmals über 4 Meter

Eine vertikale Barriere durchbrach im Stabhochsprung Jule Glaßer: Erstmals in ihrer Karriere überwand sie die 4,00 m und war danach überglücklich. „Ich habe mich super gefreut. Eigentlich hatte ich die Hoffnung auf den ersten 4 Meter-Sprung in diesem Winter schon ein wenig aufgegeben, nachdem ich im Januar eine Woche krank im Bett lag und jetzt mitten in der Klausurphase bin“, so die 21-Jährige, die damit auch auf den letzten Metern die B-Norm für die Hallen-DM knackte.

„An diesem Tag hat alles zusammengepasst und die Arbeit der letzten Monate hat sich ausgezahlt. Am Ende stehen die 4 Meter auf dem Papier und ich bin sehr glücklich mit dieser Punktlandung.“ (Jule Glaßer)

Der Wettkampf beschrieb dabei eine perfekte Dramaturgie: Nicht nur meisterte Jule Glaßer die vier Meter im dritten Versuch, sondern auch der Sprung selbst verlangte dem Nervenkostüm von Athletin und Trainerin Silke Spiegelburg alles ab. „Der Stab fiel gegen die Latte und hätte diese im Nachhinein noch reißen können“, beschreibt Jule die entscheidenden Augenblicke, die sich letztlich in purem Glück auflösten. Jule Glaßer und Silke Spiegelburg lagen sich nach dem Meilenstein in den Armen und die Vorzeige-Springerin der LG Brillux verlieh ihrer Dankbarkeit für den eingefahrenen Lohn Ausdruck: „An diesem Tag hat alles zusammengepasst und die Arbeit der letzten Monate hat sich ausgezahlt. Technisch gibt’s immer noch viel zu machen – der Sprung war keine Schönheit. Aber am Ende stehen die 4 Meter auf dem Papier und ich bin sehr glücklich mit dieser Punktlandung.“

Jule Glaßer kann jetzt für ihre erste DM bei den Erwachsenen planen. Als geteilte Neunte der Jahresbestenliste ist ihr der Startplatz nicht mehr zu nehmen.

1500 Meter Männer: Marco Sietmann meldet sich in 3:47,40 min fit

Fit für die deutschen Meisterschaften meldete sich Marco Sietmann über die 1500 m: In 3:47,40 min gelang ihm die zweitbeste Hallen-Zeit seiner Karriere und die klare A-Norm. In einem stark besetzten Feld reichte das für Platz vier, einen Rang hinter dem namhaften Frankfurter Marvin Heinrich. Erleichtert kommentierte der 22-Jährige seine Leistung: „Dass ich grundsätzlich fit bin, weiß ich seit dem Trainingslager in Monte Gordo. Leider kam dann eine Erkältung, die sich lange hingezogen und mich entsprechend beeinträchtigt hat. Vor dem Rennen war ich mir immer noch etwas unsicher – deshalb war es besonders wichtig, dass es jetzt lief, gerade auch für den Kopf.“

„Nach dem Trainingslager in Monte Gordo kam eine Erkältung, die mich lange beeinträchtigt hat. Dass es jetzt wieder lief, war gerade auch für den Kopf wichtig.“ (Marco Sietmann)

Marco Sietmann, der vor Jahresfrist mit Platz vier bei der Hallen-DM für eine Überraschung gesorgt hatte, ist in der Saison angekommen. Dass die nationale 1500m-Spitze in diesem Jahr so stark und dicht ist wie seit Jahren nicht – sieben Athleten haben bereits die 3:40 min unterboten, an der Spitze thront Robert Farken mit neuem deutschen Hallenrekord (3:33,14 min) – tut der Vorfreude auf den ersten große Jahres-Höhepunkt keinen Abbruch. „Jetzt heißt es nochmal eine Woche gut trainieren und vor allem gesund bleiben. Dan kann bei der DM bestimmt auch wieder einiges gehen“, so Sietmann, der gemeinsam mit seinem Trainer Robert Welp in der unmittelbaren Meisterschafts-Vorbereitung die letzten Nuancen justieren wird.

Jari Bender läuft Hallen-PB und hofft auf DM-Start

Fünf Sekunden hinter Marco Sietmann erreichte Jari Bender in DM-B-Norm das Ziel. In 3:52,82 min (Platz 11) lief er die drittschnellste Zeit seiner Karriere, wobei er unter dem Hallendach nie schneller war. Der 24-Jährige verblüffte damit einmal mehr. „Ich habe anfangs der Saison gar nicht an die DM-Quali gedacht, weil mein Fokus gerade eher auf Familie, Uni und Arbeiten liegen“, so der junge Familienvater, der seit dem zurückliegenden Sommer dank konstanten Trainings und schierer Passion einen bemerkenswerten Wieder-Aufschwung vollzieht. In Dortmund konnte sich Jari im dicht gestaffelten Feld beständig nach vorne arbeiten und damit das ausgezeichnete Trainingsgefühl der letzten Schlüsseleinheit umsetzen.

„Ich habe anfangs der Saison gar nicht an die DM-Quali gedacht, weil mein Fokus gerade eher auf Familie, Uni und Arbeiten liegen.“ (Jari Bender)

Jari Bender muss jetzt abwarten, ob einige der in der Bestenliste vor ihm platzierten Athleten von einem 1500 m-DM-Start absehen. Er selbst wird bereit sein für den 22. Februar, wenn die Halbfinals anstehen.

Lohnenswert war der Start beim Run & Fly-Meeting auch für Jens Kassebeer (4:01,37 min / Hallen-PB), Justin Lukas (4:02,69 min / SB) und Dominik Reker (4:07,04 min / PB).

1500 Meter Frauen: Kerstin Schulze Kalthoff und Nele Heymann werden für Mut nicht belohnt

Gleiches gilt bei den Frauen auch für Kerstin Schulze Kalthoff und Nele Heymann, die in 4:25,67 min bzw. 4:28,74 min auf den Plätzen drei und fünf das Ziel erreichten. Die durchaus passablen Zeiten spiegeln dabei nicht den Mut wider, den beide LG-Athletinnen aufbrachten, als sie das scharfe Tempo der Pacemakerin annahmen: „Es war richtig schnell, wir sind die ersten 400 m in 68 s durchgegangen“, berichtet Kerstin Schulze Kalthoff von einem Angangstempo, das für eine Endzeit von 4:15 min getaugt hätte – deutlich unter den PBs von Schulze Kalthoff und Heymann, die nach dem ersten Renndrittel bereits erheblich das Laktakt in den Beinen merkten.

„Es war richtig schnell, wir sind die ersten 400 m in 68 s durchgegangen. Schon nach 300 Metern habe ich das Laktat in den Beinen gemerkt.“ (Kerstin Schulze Kalthoff)

Während beide auf dem Mittelabschnitt zwar nicht das Bröckeln der Pace verhindern konnten, spannte sich Kerstin vor die Verfolgerinnen, die die Rennspitze in Person von Koraíni-Anthí Kiriakopoúlou (Griechenland) im Visier hatten. Auf der Schlussrunde mobilisierte die 26-jährige Hindernis-Spezialistin Schulze Kalthoff alles, um der Attacke der späteren Siegerin Gabriella Szabó (Ungarn) und Linda Wrede (Bayer Leverkusen) zu folgen, was gelang. „Ich konnte meinen Schritt nochmal umstellen und habe bis zum letzten Meter gefightet – das war vor allem für den Kopf sehr wichtig. Auf der Zielgerade haben wir sogar die Griechin noch überholt“, erlebte Kerstin ein hochintensives Finale, in dem sie letztlich nur sieben Zehntel auf die Ungarin verlor. Trainer Robert Welp attestierte seiner Athletin ein starkes, mutiges Rennen.

Ebenso wie Kerstin Schulze Kalthoff ist auch Neuzugang Nele Heymann für die DM an gleicher Stelle gerüstet. Heymann hat sowohl über die 1500 m als auch über die 3000 m die B-Norm unterboten, wobei für sie die Start- und Platzierungs-Chancen auf der längeren Distanz besser sein dürften.

Charlotte Gaida (U18) auch über die 1500 m stark verbessert

In Lauf zwei bestach U18-Athletin Charlotte Gaida: Wie bereits über die 800 m im Rahmen der Westfälischen, zeigte sie sich auch über die 1500 m stark verbessert und stellte in 4:39,24 min eine hochwertige persönliche Bestzeit auf – um satte fünf Sekunden blieb die 16-Jährige unter ihrer Freiluft-Marke. Charlotte Gaida, die von der Warendorfer Sportunion kommt und dank des Stützpunkttrainings den Kontakt zur LG Brillux und Trainer Robert Welp knüpfte, zählt damit zur absoluten nationalen U18-Spitze. Am kommenden Wochenende wird sie im Kräftemessen mit der U20-Konkurrenz ihre ersten Meisterschaften für die LG Brillux absolvieren. Im Kampf um die zwölf Final-Tickets erscheint Charlotte Gaida in der jetzigen Verfassung nicht chancenlos.

Frauen: Anna Kamp (3000 m) steigert sich auf B-Norm, Natalie Pisoke (400 m) stabil

Zumindest die theoretische Chance besteht, dass zwei Athletinnen der LG Brillux bei der DM an der 3000 m-Startline stehen werden: Anna Kamp steigerte sich in Dortmund auf 9:50,64 min und knackte damit bei ihrem ersten Saisonrennen die B-Norm – auch im Freien war die 22-jährige Athletin von Robert Welp nie schneller. Ob es für einen Start bei der DM reicht, liegt indes nicht in Annas Hand, ähnlich wie Jari Bender ist sie abhängig von der Entscheidung vor ihr gerankter Athletinnen mit A- und B-Norm.

In diesem Wartestand befindet sich auch Viertelmeilerin Natalie Pisoke, die vor zwei Wochen mit neuer Hallen-PB (56,30 s) die B-Norm lief. In 56,70 s bestätigte sie ihr stabiles Niveau. Stabil präsentiert auch Laura Brandhofe im Kurzsprint, zwei weitere Zeiten unter 7,90 s (7,85 s / 7,88 s) stehen in den Büchern.

Männer: Bastian Sundermann (400 m) auf dem Weg zurück

Nach einem schwierigen Jahr 2024 schickt Bastian Sundermann sich an, die Herausforderung des Weges zurück nach oben anzunehmen: In 48,89 s gelang ihm ein überzeugender Lauf-Sieg (Gesamtplatz 3) und die klare DM-B-Norm. Letztmals war der 20-Jährige bei der U20-DM vor eineinhalb Jahren schneller. Ob es für einen DM-Start reicht ist unerheblich – viel wichtiger ist, dass der Athlet von Jan Vogt schon jetzt ein wertvolles Statement gesetzt hat.

Über die 800 Meter näherte sich David Rajter in 1:57,45 min seiner PB. Für Rajter war es der erste Start in der laufenden Hallensaison.

Jugend: Stabis mit guten Leistungen, Aslan Güleryüz läuft PB

In den Jugendklassen war die LG Brillux im Stabhochsprung stark vertreten. Gewohnt stabil präsentierte sich Elsa Rausmann (3,30 m), die in der U16 erneut eine Klasse für sich war. Die identische Höhe meisterte in der U20 Lara Schirmbeck. Im männlichen Nachwuchs setzte Justus Wehner (U18) den nächsten Akzent: Zum zweiten Mal in diesem Jahr steigerte er seine PB, dieses Mal auf gute 3,90 m – Justus übesprang die Höhe, ebenso wie alle Höhen zuvor, im ersten Versuch. Für Niklas Workert gingen ebenfalls 3,90 m in die Ergebnislisten ein.

Im Mittelstreckenbereich demonstrierte einmal mehr U16-Talent Aslan Güleryüz seine Qualitäten: In 4:16,97 min erzielte er eine neue PB.