Luka Herden glänzt bei EM in Rom mit zwei 8 Meter-Wettkämpfen und Platz 8
11.06.2024 | Mit zwei Acht-Meter-Wettkämpfen hat Luka Herden bei der EM in Rom alle Erwartungen übertroffen. In einem hochklassigen Finale belegte er als bester Deutscher mit starken 8,01 Metern Platz acht.
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Mit drei Springern über 8,30 Meter und einem herausragenden Goldmedaillen-Gewinner Miltiádis Tentóglou (Griechenland / 8,65 Meter) war das Weitsprung-Finale der bisher hochklassigste Wettbewerb der Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom. Mittendrin: Luka Herden von der LG Brillux. Der 24-Jährige übertraf mit der Endkampf- und dann sogar der Final-Qualifikation alle Erwartungen, die man im Vorfeld haben durfte. Als bester der drei deutschen Weitspringer und einziger deutscher Finalist gelang ihm mit Flügen auf erstklassige 8,08 Meter (Qualifikation) bzw. 8,01 Meter (Endkampf) der bisher größte Erfolg seiner Karriere. Auch für die LG Brillux ist Luka Herdens Auftritt auf der großen europäischen Bühne ein Meilenstein in der Vereinshistorie.
Surreales Erlebnis im Stadio Olimpico
„Ich bin stolz, unter den besten zwölf Springern Europas zu sein. Jetzt ist der Tisch gedeckt für einen tollen Endkampf“, hatte Luka Herden am Freitagnachmittag seine fulminante Qualifikations-Performance kommentiert. Einen Tag später steigerte sich das Erleben des bodenständigen Münsteraners in fast schon unwirkliche Sphären. Als das Kampfgericht im Stadio Olimpico nach den ersten drei Durchläufen der zwölfköpfigen Konkurrenz den Final-Cut setzte, konnte Luka dem Gehörten kaum Glauben schenken: „Es hieß: Du bist weiter, und ich dachte mir: Echt, ist das wirklich so?“
„Es hieß: Du bist weiter, und ich dachte mir: Echt, ist das wirklich so?“ (Luka Herden)
Die Tage in Rom, sie waren real und bündelten dabei wie in einem Brennglas die Tugenden und Stärken Luka Herdens: Dieser springt immer dann besonders gut, wenn es um etwas geht und er selbst zum Zeitpunkt des Wettkampfes mit sich im Reinen ist – auf diesem Fundament entfaltet Herden eine Mischung aus Lockerheit und purer Passion am Weitsprung, ebenso am Kräftemessen mit namhafter Konkurrenz.
In Rom passte alles zusammen: Die Konkurrenz war illustrer als je zuvor – mit Olympiasieger Miltiádis Tentóglou (Griechenland), Shootingstar Mattia Furlani (Italien), Urgewalt Simon Ehammer (Schweiz) und weiteren Springern mit Saisonbestleistungen jenseits der 8,20 Meter traf Luka Herden auf die stärkste europäische Weitsprungspitze seit Jahren und de facto auf einige der zurzeit besten Weitspringer der Welt. Mit sich im Reinen war der Student der Humanmedizin seit dem Moment der Nominierung für die EM durch den DLV – das ausgewiesene Ziel für 2024 war damit realisiert.
Voller Fokus auf der Qualifikation am ersten Wettkampftag
Unter diesen Prämissen hieß es für Luka: Alle Augen auf die Qualifikation am ersten Meisterschaftstag. „Ich bin mit dem Gedanken angereist, das Beste in der Quali zu geben – das war mein Hauptfokus. Da ich mein Saisonziel zu diesem Zeitpunkt bereits erreicht hatte, ist es mir gelungen, genauso in den Wettkampf zu gehen, wie ich es angepeilt hatte: befreit und voller Vorfreude.“ Sonne, Temperaturen von mehr als 30 Grad und die Uhrzeit am frühen Nachmittag taugten dem Deutschen dabei sehr gut. Indes wähnte er sich körperlich nicht in der besten Tagesform, auf 80 Prozent bezifferte Luka die empfundene physische Leistungsfähigkeit.
Der Aufschwung kam mit dem Einspringen: „Ich hatte erstmals ein passables Gesamtgefühl, war dann allerdings sehr erstaunt, als mein Trainer Uli Knapp meinen ersten voll durchgezogenen Warmup-Sprung im Bereich von 7,80 Meter sah“, so Herden, der anders als einige seiner Kontrahenten sehr gut mit der stark federnden Anlage zurechtkam – „auch darauf hat mich Uli sehr gut eingestellt“, dankt er seinem Trainer Uli Knapp, der auch Olympiasiegerin Malaika Mihambo betreut.
8,08 Meter: Luka Herden im ersten Versuch zum großen Q
Was dann beim ersten und letztlich einzigen Qualifikationssprung der Gruppe B geschah, war aber eine faustdicke Überraschung: Luka Herden, der mit einer Saisonbestleistung von 7,75 Metern angereist war, landete seinen ersten Sprung bei 8,08 Metern, wohlgemerkt bei 1,2 m/s Gegenwind. Erst zweimal in seiner Karriere ist er weiter gesprungen, im August 2023 bei perfekten Windbedingungen in der kleinen Anlage von Inneringen. Im riesigen Olympiastadion Roms sah Luka Herden seine gemessene Weite zunächst nicht, erst der Blick in Richtung der Tribüne brachte Aufschluss: „Ich sah großen Jubel bei meinem Trainer und Bundestrainer Uwe Florczak und man rief mir zu, ich sei 8,08 Meter gesprungen – das war der Moment, in dem ich etwas ausgerastet bin“, erlebte Luka Herden hochemotionale Augenblicke, die ihm das große Q in seiner Gruppe bescherten.
„Ich sah großen Jubel bei meinem Trainer und Bundestrainer Uwe Florczak und man rief mir zu, ich sei 8,08 Meter gesprungen – das war der Moment, in dem ich etwas ausgerastet bin.“ (Luka Herden)
Auf weitere Sprünge verzichtete er, um Kraft und Spritzigkeit zu sparen. Zum Ende der Qualifikation stand der Einzug als Sechstbester fest, dicht gefolgt vom Mannheimer Simon Batz (8,03 Meter) – mehr ging im Grunde nicht mehr für einen Springer, der noch vor zwei Jahren große Mühe hatte, das seit 2017 erreichte Plateau von Weiten in einem schmalen Korridor zwischen 7,50 Meter und 7,58 Meter zu überschreiten.
8,01 Meter: Luka Herden Teil eines Weltklasse-Finals
Tags darauf spürte Luka neben Stolz auf das Erreichte auch mentale wie physische Erschöpfung. „Die Qualifikation war auf den ersten Blick zwar entspannt, aber doch auch nervenaufreibend. Am Samstag fühlte ich mich deutlich erschöpfter, zumal Uhrzeit und Temperaturen nicht ganz nach meinem Geschmack waren“, berichtet er, setzt dem aber auch das positive Pfund der Atmosphäre entgegen: Zumindest am Samstagabend war das Stadio Olimpico recht gut gefüllt und den Weitspringern gelang es, beim Publikum Begeisterung zu entfachen.
Dafür sorgte nicht zuletzt der italienische Matador Mattia Furlani, der eine äußerst hochklassige Konkurrenz mit U20-Weltrekord von 8,38 Metern in Versuch eins eröffnete. Übertrumpft wurde Furlani von Miltiádis Tentóglou, der auf Anhieb eine Weltjahresbestleistung anbot (8,42 Meter). Auch Luka Herden war trotz Müdigkeit unmittelbar im Wettkampf: 7,92 Meter bescherten ihm den zwischenzeitlichen siebten Platz. Spätestens mit seiner Steigerung auf 8,01 Meter im dritten Versuch stand fest: Luka Herden hatte alles erreicht, was er sich für seine große internationale Meisterschaft bei den Erwachsenen hätte erträumen können. Dass die Final-Sprünge vier bis sechs keine weitere Steigerung brachten, geriet da zur Nebensache, zumal Luka aktiv dabei war, als an der Spitze Miltiádis Tentóglou mit Meisterschaftsrekord von 8,65 Meter einen großen Weitsprung-Abend krönte.
„Es war ein tolles Wochenende und ich glaube, es wird noch dauern, bis ich die Ereignisse verarbeitet habe. Zwei Mal über acht Meter, Achter in Europa und damit Finalteilnahme – das ist genial und fühlt sich ein bisschen surreal an.“ (Luka Herden)
Kurz nach Mitternacht zog Luka Herden unter den noch frischen Eindrücken für die LG Brillux Bilanz: „Es war ein tolles Wochenende und ich glaube, es wird noch dauern, bis ich die Ereignisse verarbeitet habe. Zwei Mal über acht Meter, Achter in Europa und damit Finalteilnahme – das ist genial und fühlt sich ein bisschen surreal an.“ Die nationale Konkurrenz hatte Luka Herden im Übrigen sicher im Griff: Der hoch gehandelte Simon Batz kam im Endkampf nicht über 7,65 Meter hinaus, der Münchner Maximilian Entholzner war trotz guter Leistung (7,89 Meter) in der Qualifikation ausgeschieden.
Für Luka Herden, der bereits am Sonntag nach Deutschland zurückgekehrt ist, steht jetzt eine kurze Phase der Regeneration an. „Danach schaue ich gemeinsam mit Uli, wie es weitergeht“, so der EM-Finalist. Beweisen muss er niemandem mehr etwas.