Kerstin Schulze Kalthoff führt starke Mittelstreckler:innen an

15.06.2024 | Bei Rennen in Brüssel, Hamburg und Dortmund haben die Mittelstreckler:innen DM-Normen und Bestzeiten am Fließband geliefert. Vor allem Kerstin Schulze Kalthoff beeindruckte auf den 3000 Metern Hindernis und den 1500 m.

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Daumen hoch: Kerstin Schulz Kalthoff bejubelt westfälisches 800 Meter-Gold. © FLVW

Mehr als ein Dutzend persönliche Bestzeiten und vier DM-Normen sackten die Mittelstreckler:innen der LG Brillux Münster bei Meetings in Brüssel, Hamburg und Dortmund ein. Aus einer starken Teamleistung stach Kerstin Schulze Kalthoff heraus: Kerstin drückte ihre Hindernis-PB um vier Sekunden auf ausgezeichnete 10:05,47 Minuten und schob sich damit auf Platz acht der deutschen Bestenliste. Zwei Wochen darauf gelang ihr binnen 24 Stunden ein beachtliches 1500/800 Meter-Doppel (4:24,11 min / 2:12,17 min), inklusive des Titels als 800 Meter-Westfalenmeisterin. Auf beiden klassischen Mittelstrecken folgte Pia Schlatmann ihrer Teamkameradin (4:25,64 min / 2:13,54 min), wobei sie sich über die 1500 Meter um über vier Sekunden steigerte. Eine satte Minute betrug die Steigerung von Lea Brückner über die 5000 Meter, mit hervorragenden 16:47,71 Minuten beim Track Grand Prix in Hamburg meldete sie ebenso wie Pia Schlattmann mit sicherer DM-B-Norm klare Ambitionen im Hinblick auf Braunschweig an. Im männlichen Bereich überzeugte U20-Athlet Cedrik Runde mit neuer 800 Meter-PB (1:55,44 min), gleichbedeutend mit seiner zweiten Norm für die U20-DM in Koblenz. Silas zahlten meldete sich nach krankheitsbedingter Pause seinerseits mit 800 Meter-PB (1:53,12 min) zurück.

10:05,47 Minuten: Kerstin Schulze Kalthoff steigert sich in Brüssel

Das hochklassig besetze IFAM Outdoor Meeting in Brüssel sollte für Kerstin Schulze Kalthoff ein Zwischenschritt auf dem Weg nach Braunschweig sein. Tatsächlich wurde weit mehr daraus: Im zweiten Rennen nach  22 Monaten ohne Hindernis-Einsatz unterbot die 25-Jährige mit starker kämpferischer Leistung ihre bisherige Bestleistung um vier Sekunden und steigerte sich auf erstklassige 10:05,47 Minuten – Kerstin sprang damit in die nationale Top 10 und ist jetzt in Schlagdistanz zur 10 Minuten-Schallmauer.

Eine besondere Note erhielt das Rennen in Brüssel angesichts zweier „Vollbäder“; bei Wassergraben-Überquerung fünf und sechs ereilte die Athletin von Trainer Robert Welp das Worst-Case-Szenario für Hindernis-Läuferinnen: der Sturz in den Wassergraben. „Ich habe jeweils beim Anlaufen auf den Wassergraben beschleunigt, um eine Konkurrentin zu überholen. Dabei habe ich offenbar so viel Geschwindigkeit mitgenommen, dass ich im Stile einer Hürdenläuferin über den Wassergraben gesprungen bin – ich hatte zu viel Vorlage und bin kopfüber in den Graben gestürzt“, erläutert Kerstin ihre Fauxpas, die noch dazu recht schmerzhaft für Beine und Hände waren.

„Ich habe mein Herz in die Hand genommen und bin losgezogen. Als es in die letzte Runde ging, wusste ich, dass ich noch 79 Sekunden zu meiner Bestzeit hatte. Ich habe mir gesagt: Lauf, du das!“ (Kerstin Schulze Kalthoff)

Zwei Stürze am Wassergraben können Kerstin nicht stoppen

Mit großem Kampfgeist rappelte sich Schulze Kalthoff auf, in den zweiten kompromisslosen Konter warf sie neben der Aussicht auf eine neue PB ihre immense Passion fürs Laufen: „Ich habe mein Herz in die Hand genommen und bin losgezogen. Als es in die letzte Runde ging, wusste ich, dass ich noch 79 Sekunden zu meiner Bestzeit hatte. Ich habe mir gesagt: Lauf, du schaffst das!“ Ihrer Kontrahentin Kim Bödi (VfL) Sindelfingen, die bei beiden Stürzen in unmittelbarer Nähe der Münsteranerin lief, nahm Kerstin auf den finalen 500 Metern noch elf Sekunden ab. Zwar kostete der ungewöhnliche Rennverlauf womöglich die erste Zeit unter 10 Minuten, dennoch herrschte unterm Strich große Zufriedenheit vor: „Im zweiten Rennen nach 22 Monaten ohne Hindernisse Bestzeit zu laufen, macht mich glücklich und stimmt mich positiv im Hinblick auf Braunschweig. Ich muss jetzt nicht mehr vom Comeback sprechen, denn ich bin jetzt komplett zurück.“

1500 / 800 Meter in 24 Stunden: LG-Quartett mit anspruchsvollem Härtetest

Ein anspruchsvolles Doppel wartete am ersten Juni-Wochenende auf die Mittelstrecklerinnen: In Dortmund-Hacheney gingen Kerstin Schulze Kalthoff, Pia Schlattmman, Franziska Dinkelborg und Anna Kamp am Samstag im Rahmen des Jump’n’Run Meeting über die 1500 Meter an den Start, ehe sie am Sonntag bei Teil I der FLVW Meisterschaften die 800 Meter nachlegten.

Ihre Topform unterstrichen insbesondere Kerstin Schulze Kalthoff und Pia Schlattmann: Über die 1500 Meter trotzten die Münsteranerinnen gleichermaßen den windigen Bedingungen wie dem unrhythmischen, zwischenzeitlich verbummelten Rennverlauf. Nach verhaltenen 2:59 Minuten für die ersten 1000 Meter packte Kerstin Schulze Kalthoff, die bereits zuvor einen Großteil der Nachführarbeit einer kompakten Verfolgergruppe von Spitzenläuferin Rahel Brömmel (Athletics Team Karben) geleistet hatte, eine pfeilschnelle Endbeschleunigung aus und finishte als Zweitplatzierte in 4:24,11 Minuten – erst einmal in ihrer Karriere war sie schneller. „Ich bin stolz auf meinem Spurt-Sieg in der Gruppe mit Mittelstrecken-Spezialistinnen, nachdem ich zuvor viel im Wind arbeiten musste“, gab Kerstin zu Protokoll.

4:25,64 Minuten: Pia Schlattmann steigert sich enorm, DM greifbar

Dahinter profitierte auch Pia Schlattmann vom schnellen letzten Renndrittel: In starken 4:25,64 Minuten steigerte sie ihre noch frische Bestzeit um weitere vier Sekunden – jahresübergreifend hat sich die Athletin von Robert Welp um sieben Sekunden verbessert. Pia machte damit in der deutschen Jahresbestenliste zahlreiche Plätze gut, sie belegt aktuell Rang 35. Bei einer maximalen Teilnehmerinnen-Zahl von 30 Athletinnen ist ein Aufrücken ins DM-Feld recht wahrscheinlich, keinesfalls alle vor ihr platzierten Läuferinnen dürften mit einem 1500 Meter-Start in Braunschweig planen.

„Ich freue mich sehr, jetzt schon das zweite Mal unter 4:30 Minuten und damit unter der B-Norm gelaufen zu sein. In den letzten Trainingseinheiten habe ich gemerkt, dass ich gut drauf bin, aber mit Steigerung habe ich nicht gerechnet.“ (Pia Schlattmann)

Prächtig aufgelegt war in Dortmund aber auch das Trio Lea Brückner, Franziska Dinkelborg und Anna Kamp mit deutlichen neuen 1500 Meter-Bestzeiten: Lea Brückner verblüffte in ihrer ersten ernstzunehmenden Bahnsaison in 4:31,17 Minuten – sie blieb damit satte sieben Sekunden unter ihrer alten PB und schickt sich an, zu einer kompletten Bahnläuferin zu werden, die von den 1500 bis zu den 10.000 Metern konkurrenzfähig ist. Auch Franziska Dinkelborg bestätigte ihren enormen Aufwärtstrend in der laufenden Freiluftsaison: In 4:34,67 Minuten toppte sie ihre vier Wochen junge PB um weitere zwei Sekunden, im Vergleich zu 2023 fällt die Steigerung mit acht Sekunden für Mittelstreckenverhältnisse riesig aus. Anna Kamp (4:37,12 Minuten / PB) und Leonie Kruse (4:39,95 Minuten) komplettierte das starke Team-Resultat der LG Brillux.

800 Meter Frauen: Westfälisches Gold und Bronze für LG Brillux

Dass Kerstin Schulze Kalthoff und Pia Schlattmann tags darauf bei den Westfalenmeisterschaften auch über die 800 Meter unter (Kerstin) bzw. knapp über (Pia) der persönlichen Bestzeit blieben, zeugt von hervorragender Regenerationsfähigkeit und tadelloser Leistungsbereitschaft. Kerstin sicherte sich in 2:12,71 Minute die Goldmedaille, Pia lief in 2:13,54 Minuten auf dem Bronzeplatz ein. Die Team-Performance komplettierten Franziska Dinkelborg als Vierte (2:18,04 Minuten) und Anna Kamp als Fünfte (2:20,16 Minuten). Das Spitzenduo der LG Brillux arbeitete bis eingangs der Zielkurve zusammen, verstärk von Carolin Bothe (LG Olympia Dortmund). Auf den letzten 50 Metern setzte sich Kerstin im Spurt durch und untermauerte ihre bereits in der Halle demonstrierte Endschnelligkeit.

Tags zuvor hatte beim Jump’n’Run Meeting auch Frieda Breitkopf angedeutet, dass sie auf der doppelten Stadionrund künftig eine gute Rolle spielen kann: Als Siegerin ihres Laufes bot sie vielversprechende 2:16,68 Minuten an und steigerte ihre PB um zwei Sekunden. Die frühere Sprint-/Langsprintspezialistin ist auf den Mittelstrecken immer noch in der Lernphase, ihr Potenzial ist indes offensichtlich.

5000 Meter: Lea Brückner steigert sich um eine Minute zur klaren DM-B-Norm

Bei der ersten Ausgabe des Hamburger Track Grand Prix ging Lea Brückner im stark besetzten Damenfeld an den Start. Nach ihrem starken Auftritt bei der 10.000 Meter-DM peilte Lea die B-Norm für Braunschweig (17:10 Minuten) an, bei einem idealen Verlauf liebäugelte sie mit der 17 Minuten-Marke. In 16:47,71 Minuten unterbot sie beide Zielsetzungen deutlich; von ihrer alten persönlichen Bestzeit (17:43,50 Minuten, Birmingham/Alabama 2023) blieb kaum mehr als die Erinnerung an die Rennen in den USA übrig. Seit ihrer Rückkehr gewinnt Lea Schritt für Schritt Selbstverständnis und Klasse zurück, die sie vor drei Jahren in den Fokus der Straßenlauf-Szene gerückt hatten.

„Ich habe im Rennen die Durchgangszeiten gehört und dachte mir: Das kann doch gar nicht sein, dass ich das gerade laufe.“ (Lea Brückner)

Dabei ist die 24-Jährige selbst von den enormen Steigerungsraten auf der Bahn immer noch überrascht: „Ich habe im Rennen die Durchgangszeiten gehört und dachte mir: Das kann doch gar nicht sein, dass ich das gerade laufe.“ Wie bereits bei der DM in Wassenberg deutet der Rennverlauf in Hamburg an, dass für Lea Brückner sogar noch mehr möglich ist: Nachdem bei etwa 1000 Metern ein Riss durchs Feld ging, verblieb Lea zunächst in der hinteren Gruppe, spürte dann aber bald das Potenzial für mehr und lief in der Folge fast 2000 Meter alleine. Bis auf Rang drei arbeitete sie sich nach vorne – „ich habe genau das abgerufen, was ich im Training gezeigt habe. Das war im letzten Jahr nicht der Fall“, freute sich die Studentin der Humanmedizin über den Ertrag für ihren kontinuierlichen Trainingsfleiß. Dass Lea als 29. der nationalen Bestenliste für Braunschweig bei einem Limit von 24 Teilnehmerinnen im Wartestand ist, nimmt sie gelassen zur Kenntnis: „Ich habe alles gegeben und es hängt jetzt davon ab, wer meldet.“

800 Meter Männer/U20: Silas Zahlten und Cedrik Runde mit Bestzeiten

Im männlichen Bereich überzeugten Silas Zahlten und Cedrik Runde auf den 800 Metern: Beim Jump’n’Run Meeting erzielten sie in 1:53,12 min (Silas) und 1:55,44 Minute neue persönliche Bestzeiten. Silas Zahlten meldete sich damit nach seiner krankheitsbedingten Absage des Brüsseler Meetings auf der Unterdistanz zurück. Cedrik sicherte sich nach der 3000 Meter Hindernis-Norm die zweite Norm für die U20-DM in Koblenz. „Nach der langen und guten Vorbereitung habe ich nun im dritten Rennen endlich gezeigt, was ich kann. Jetzt kann ich entspannt in die nächsten Renen gehen, da die DM-Quali abgehakt ist“, war der Athlet von Jörg Riethues sehr zufrieden mit seiner Leistung, mit der er in der FLVW Bestenliste Platz fünf belegt. Im ersten U20-Jahr ist die doppelte DM-Qualifikation für Cedrik ein Erfolg und zugleich der Lohn für die gesteigerte Trainingsintensität seit dem letzten Spätsommer. Tags darauf demonstrierte Cedrik auf der Stadionrunde in 53,16 Sekunden (PB) Zuwächse auch in de Schnelligkeit.

David Rajter lief bei den Männern beim Jump’n’Run-Meeting 1:57,30 Minuten nah an seine Bestzeit heran. Philipp Pfeiler belegte bei den Westfälischen 1:59,37 Minuten PB) Rang vier.