FLVW Meisterschaften Aktive/U20: LG Brillux holt 21 Medaillen 

21.06.2024 | Mit sieben Gold-, fünf Silber- und neun Bronzemedaillen zählten die Aktiven und U20-Athlet:innen der LG Brillux zu den stärksten Akteuren der FLVW Meisterschaften. Aus einem starken Team stach Tabea Christ heraus.

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4x100 Meter-Staffel: Maja Huesmann, Laura Brandhofe, Tabea Christ, Fiona Wildemann

Eine beeindruckende Darbietung an Qualität und Quantität gelang der westfälischen Leichtathletik an den zurückliegenden zwei Wochenenden: Mehr als 1500 Athletinnen und Athleten stellten bei den FLVW Meisterschaften I (Dortmund-Hacheney) sowie II und III (Gladbeck) eine Fülle an persönlichen Bestleistungen auf, mehr als 100 DM-Normen fielen in den unterschiedlichen Altersklassen.

Im Aktiven- und U20-Bereich stellte die LG Brillux Münster einige der Meisterschafts-Protagonist:innen: Sieben Titel nahm die LG aus dem Ruhrgebiet mit, dazu fünf Silber und neun Bronzemedaillen – im (Hürden-)Sprint ebenso wie im Weit- und Stabhochsprung, mit der Kugel, dem Speer und dem Diskus, zudem auf den Mittelstrecken (wir berichteten). Überragend: Tabea Christ mit einem formidablen Sprint-Sprung-Doppel. Überzeugend: Die dominanten 100 Meter-Männer um Jan-Eric Frehe und Leonard Horstmann, Hürden-Sprinter Joshua Wagner sowie die weibliche 4×100 Meter-Staffel.

Tabea Christ: Fulminantes Sprint-Sprung-Doppel

Disziplinübergreifend zählte Tabea Christ in Gladbeck zu den stärksten Aktiven. Auf ein geradezu spielerisches 100 Meter-Gold im Kräftemessen mit den Sprint-Spezialistinnen am Samstag folgte am Sontag ein atemberaubender Weitsprung-Flug und zum Abschluss eine Passage in der 4×100 Meter-Staffel – mit drei Titeln, zwei persönlichen Bestleistungen und dem Vorstoß in die nationale Weitsprung Top 10 eilt die 26-Jährige von Meilenstein zu Meilenstein.

„Die windunterstützten 11,69 Sekunden im Finale deuten an, was noch möglich ist.“ (Tabea Christ)

Bereits im 100 Meter-Vorlauf war Tabea Christ der Konkurrenz weit voraus: In 11,82 Sekunden drückte sie bei leichtem Gegenwind ihre noch junge PB weiter nach unten und blieb als Einzige Sprinterin unter 12 Sekunden. Auffrischender Wind verhalf den Aktiven-Finals dann zu einem Zeiten-Feuerwerk, verhinderte indes den Eintrag in Besten- und Qualifikationslisten. Bei 2,6 m/s Rückenwind brannte Tabea Christ 11,69 Sekunden auf die Bahn – am ehesten konnte noch Teamkameradin Maja Huesmann in 11,98 Sekunden folgen, auf Platz sechs bis acht folgten dicht gestaffelt weitere LG-Sprinterinnen (Guely Batantou: 12,73 s / Liv Patterson: 12,76 s / Sarah Krämer: 12,78 s).

Das für Tabea Christ hervorragende Gefühl schmälerten die irregulären Bedingungen nicht: „Ich bin mit meinen 100 Meter-Sprints zufrieden. Im Vorlauf konnte ich mit neuer PB meine Chancen auf einen DM-Start verbessert, die windunterstützte Zeit im Finale deutet an, was noch möglich ist“, gab sie zu Protokoll.

6,49 Meter: Karriere-Bestleistung nach sieben Jahren

Die Möglichkeiten, sie scheinen auch und vor allem im Weitsprung geradezu unerschöpflich zu sein. Mit guten 5,91 Meter war Tabea Christ Anfang Mai in die Saison eingestiegen, auf 6,32 Meter hatte sie sich beim Borsig-Meeting gesteigert. Einen Monat später hat die von Lars Goldbeck trainierte Athletin jetzt ihre sieben Jahre alte Karriere-Bestmarke (bisher: 6,41 Meter / 2017) geknackt: Bei herausragenden 6,49 Metern landete sie ihren sechsten Versuch und trotzte dabei den unwirtlichen Bedingungen.

„Ich hatte mich auf den Wettkampf sehr gefreut, wollte eine positive Erfahrung für die DM mitnehmen. Der Regen und der starke Wind gestalteten es dann aber nicht einfach und ich fand schwer in den Wettkampf – erst im dritten Sprung hatte ich das System einigermaßen justiert“, berichtet Tabea Christ, die mit 6,03 Metern aus dem Vorkampf ging, ehe sie den Schlüssel für die Herausforderungen des Tages fand. Mit dem letzten Sprung der Konkurrenz zauberte sie allgemeines Staunen an die Anlage und verließ die Sprunggrube selbst mit einem Strahlen. „Der letzte Versuch ist mein Lieblingsdurchgang und auch die Unterstützung des Publikums hat mir geholfen. Meine sieben Jahre alte PB zu verbessern, freut mich sehr“, war Tabea überglücklich.

„Der letzte Versuch ist mein Lieblingsdurchgang und auch die Unterstützung des Publikums hat mir geholfen. Meine sieben Jahre alte PB zu verbessern, freut mich sehr.“ (Tabea Christ)

Indes blieb sie auch im Moment des Erfolgs die gleichermaßen bescheidene wie akribische Athletin, die stets an sich arbeitet: „Ich muss für die DM dringend darauf hinwirken, dass direkt in den ersten drei Versuchen alles zusammenpasst. Die Konkurrenz ist sehr stark und eine Finalteilnahme absolut nicht selbstverständlich.“ In der nationalen Bestenliste verbesserte sich Tabea Christ auf Rang sieben.

100 Meter Männer: Sweep für LG Brillux bei schwierigen Bedingungen

Zu einer veritablen Sprint-Macht sind die Männer der LG Brillux aufgestiegen. Die 100 Meter gerieten auf der Vestischen Kampfbahn in Gladbeck zu einer Demonstration ihrer Stärke: Ein lupenreiner Sweep gelang Jan-Eric Frehe (10,43 Sekunden), Leonard Horstmann (10,47 Sekunden) und Gabriel Wusu (10,55 Sekunden), auf Platz fünf lief Jakob Bruns ein (10,60 Sekunden). Dass die Zeiten dabei buchstäblich vom Winde verweht waren (2,9 bzw. 3,6 m/s Rückenwind), blieb ein Wehrmutstropfen, zumal der Wind durchaus als Kompensation der für Sprinter kühlen Witterung getaugt hätte.

Auch Westfalenmeister Frehe haderte: „Nach einer Top-Trainingswoche fühlte ich mich gut und bin zuversichtlich zum Wettkampf gefahren. Die Bedingungen vor Ort waren dann aber schwierig – es ist den gesamten Samstag über recht kühl geblieben, hinzu kam der starke Wechselwind.“ 10,58 Sekunden im Vorlauf bei Gegenwind ernüchterten den hochambitionierten Sprinter, der gerne seine PB (10,42 Sekunden) attackiert hätte. „Es ging danach für mich nur noch darum, den Titel zu holen und den Bedingungen auf hohem Niveau zu trotzen. Dass das dann auch geklappt hat, freut mich natürlich“, fasst der 21-Jährige einen von gemischten Gefühlen geprägten Wettkampftag zusammen.

Westfalenmeister Frehe hofft auf Wetter-Umschwung

Im Hinblick auf die DM in Braunschweig hofft er auf einen Wetter-Umschwung: „Unsere Trainingsgruppe befindet sich gerade in einer starken Form, das Training sieht super vielversprechend aus. Jetzt hoffe ich auf Top-Bedingungen, ähnlich wie im letzten Jahr – da sind dann auch Ausreißer nach oben möglich, mit denen man vorher nicht rechnet.“

„Unsere Trainingsgruppe befindet sich gerade in einer starken Form, das Training sieht super vielversprechend aus. Jetzt hoffe ich auf Top-Bedingungen – da sind dann auch Ausreißer nach oben möglich.“ (Jan-Eric Frehe)

Auch Leonard Horstmann nahm seine Resultate eher sparsam zur Kenntnis; dabei war er im Vorlauf bei regulären Windbedingungen in 10,60 Sekunden nahe an seine Bestleistung herangelaufen und konnte seinem Teamkollegen im Finale weitgehend Paroli bieten. „Wegen des ständig drehenden Windes konnte ich mich über die sehr gute Zeit aber nur bedingt freuen“, kommentierte er. Wesentlich euphorischer stimmte ihn der Blick aufs komplette Team: „Es war sagenhaft, zusammen mit meinen Teamkollegen zu beweisen, dass die LG Brillux aus dem Sprint in Westfalen nicht mehr wegzudenken ist.“

110 Meter Hürden: Joshua Wagner nimmt Titel mit und peilt DM-Finale an

In seiner eigenen Hürden-Liga lief in Gladbeck Joshua Wagner: Mehr als eine Sekunde betrug sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Windunterstützte 14,38 Sekunden stellten ihn dabei nur bedingt zufrieden, ebenso die 14,49 Sekunden im Einlagelauf bei annähernder Windstille. „Die Performance war okay. In beiden Rennen war der erste Teil sehr gut, aber ich habe es nicht bis ins Ziel gebracht“, so Joshua, der im Hinblick auf Braunschweig hofft, aus seinem Zeiten-Korridor von 14,22 bis 14,49 Sekunden auszubrechen: „Meine Rennen sind zurzeit konsistent, aber es fehlt der Ausreißer nach oben, in den Bereich meiner PB oder sogar zu einer neuen PB. Hoffentlich klappt das bei den Deutschen mit einem gut umgesetzten Rennen – bzw. zwei Rennen, denn das Finale ist mein Ziel.“ Als Achter der nationalen Bestenliste möchte der von Jan Vogt und Lars Goldbeck trainierte Athlet zumindest das statistische Potenzial ausschöpfen.

100 Meter Hürden: Fiona Wildemann mit neuer Bestzeit

Der erhoffte Schub nach vorne gelang bei den Frauen Fiona Wildemann: In 14,18 Sekunden unterbot sie ihre ein Jahr alte persönliche Bestzeit um eine Hundertstelsekunde und holte damit die Bronzemedaille. „Die PB zeigt, dass die Richtung stimmt, auch wenn ich die letzten Hürden nicht sauber überquert habe. Speziell für das kalte Wetter war ich mit dem Finallauf zufrieden“, ging Fiona Wildemann gestärkt aus den Westfalenmeisterschaften hervor. Ihr Ticket für die U23-DM in Mönchengladbach (05.-07. Juli) hat die 21-Jährige ohnehin längst sicher.

4×100 Meter: Weibliches Quartett qualifiziert sich für die DM

Fiona Wildemann, Tabea Christ, Laura Brandhofe und Maja Huesmann traten in der Staffel mit dem primären Ziel an, den Stab ins Ziel zu bringen. „Wir haben auf Sicherheitswechsel gesetzt, um uns für die DM zu qualifizieren. In Braunschweig sollte dann nochmal eine bessere Zeit drin sein“, kommentierte Startläuferin Fiona Wildemann den Titelgewinn in 47,03 Sekunden – trotz hauchdünn verpasster A-Norm (47,00 s) reichte die Leistung für die DM-Qualifikation. Das stellte auch Trainer Jan Vogt zufrieden: „Die bisherigen zwei Läufe des Jahres mündeten in Wechselfehlern, entsprechend nervös waren die Mädels heute. Sie haben die Sicherheitsvariante gewählt und können jetzt in Braunschweig angreifen.“

„Wir haben auf Sicherheitswechsel gesetzt, um uns für die DM zu qualifizieren. In Braunschweig sollte dann nochmal eine bessere Zeit drin sein.“ (Fiona Wildemann)

Wurf: Guely Batantou, Ida Schwering und Marvin Staubermann holen Medaillen

Im Wurfbereich schraubte ein Trio die Medaillenbilanz nach oben: Guely Batantou blieb mit der Kugel (11,20 Meter) als Zweitplatzierte knapp unter ihrer persönlichen Bestweite, auch Ida Schwering kam als Dritte mit dem Speer (33,88 Meter) nahe an ihre PB heran. Gleiches galt für Marvin Staubermann mit dem Diskus (41,20 Meter / Platz 3), mit der Kugel (12,67 Meter) belegte er Platz fünf.

Stabhochsprung: Jule Glaßer mit 3,72 Meter auf Rang vier

Jule Glaßer nahm im Stabhochsprung über weite Strecken des Wettkampes Kurs in Richtung einer neuer Bestleistung: Abgesehen von einem Schönheitsfehler bei 3,52 Meter meisterte sie ihre Höhen im ersten Versuch. Bei der potenziellen neuen PB (3,82 Meter) war für die Athletin von Silke Spiegelburg dann aber Endstation. Als Nr. 12 der deutschen U23-Bestenliste kann Jule Glaßer dennoch optimistisch zur U23-DM fahren. Linda Grabenmeier belegte mit 3,42 Meter Platz acht.

Weibliche U20: Medaillen für Sophia Bundny, Laura Brandhofe und Lara Schirmbeck

Die stattliche Ausbeute von vier Medaillen heimsten die U20-Athletinnen in Dortmund und Gladbeck ein. Gleich zwei Mal Edelmetall schürfte über die Stadionrunde Sophia Budny – einmal ohne und einmal mit Hürden, dabei jeweils in persönlicher Bestzeit. Die „flachen“ 400 Meter legte die Athletin des SC Preußen in 60,75 Sekunden zurück und war damit 1,25 Sekunden schneller als je zuvor. Über die Langhürden setzte sie in 69,47 Sekunden eine erste Marke. Jeweils Silber schnappten sich Laura Brandhofe im Weitsprung und Lara Schirmbeck im Stabhochsprung: Laura, eine der Vielstarterinnen des Wochenendes, verzichtete nach ihrem 100 Meter-Vorlauf (12,90 Sekunden) auf das B-Finale und setzte den vollen Fokus auf den Weitsprung; zweimal landete sie dort bei 5,48 Meter und damit knapp unter ihrer Saisonbestweite – das reichte für den zweiten Platz hinter Joana Hermann (SV Teuto Riesenbeck / 5,65 Meter). Lara Schirmbeck (Grün-Weiß Marathon) konnte mit übersprungenen 3,20 Meter ihr Potenzial nicht ausschöpfen, belegte dennoch Platz zwei.

Männliche U20: Mieszko Szczerbiak schrammt an DM-Norm vorbei, Henrik Laufer holt zwei Medaillen

Trotz einer erneuten Steigerung begann die 100 Meter-Konkurrenz für Mieszko Szczerbiak unglücklich: Um drei Hundertstelsekunden schrammte der talentierte Sprinter des SC Preußen im Vorlauf an der Norm für die U20-DM vorbei – 11,18 Sekunden brachte Mieszko auf die Bahn. Für das Finale baute der von Ronja Siekmann trainierte Quereinsteiger dann aber neue Spannung auf und verteidigte bei Gegenwind seinen dritten Vorlauf-Platz (11,31 Sekunden). Direkt dahinter folgte Nils Bovekamp (11,40 Sekunden), der im Vorlauf gute 11,30 Sekunden angeboten hatte. Auf den 200 Metern gefiel das Duo mit Platz fünf (Mieszko / 22,80 Sekunden) bzw. sechs (Nils / 22,98 Sekunden / PB).

Der vielseitige veranlagte Henrik Laufer (TuS Hiltrup) packte sowohl mit dem Speer als auch mit der Kugel neue Bestweiten aus: 52,81 Meter bzw. 13,42 Meter wurden jeweils mit der Bronzemedaille belohnt, wobei er vor allem in der Speer-Konkurrenz zahlreiche Kontrahenten hinter sich ließ. Im Stabhochsprung maß sich U18-Athlet Niklas Frederik Workert mit der älteren Konkurrenz – verstecken musste er sich keinesfalls: Niklas stellte mit übersprungenen 4,00 Metern seine Bestleistung ein und wurde Vierter. Dahinter folgte mit Justus Wehner der nächste LG-Athlet: Justus überquerte 3,50 Meter – nie ist er höher gesprungen.

Mit Schwung nach Braunschweig und Mönchengladbach

Für das Trainer:innen-Team zog Jan Vogt eine positive Bilanz des Wochenendes: „Wir sind mit allen angerückt; alle waren fit und es war der letzte mögliche Termin, um sich für die Aktiven-DM zu qualifizieren, B-Normen zu verbessern. Die Bedingungen haben manch eine Hoffnung zunichte gemacht. Und doch entstehen daraus schöne Geschichten – von schnellen Rennen und begeisternden Wettkämpfen.“

„Die Bedingungen haben manch eine Hoffnung zunichte gemacht. Und doch entstehen daraus schöne Geschichten – von schnellen Rennen und begeisternden Wettkämpfen. Jetzt können wir mit breiter Brust nach Braunschweig und Mönchengladbach fahren.“ (Jan Vogt)

Nach der starken Performance bei den FLWV-Hallenmeisterschaften konnte die LG Brillux damit auch in der Freiluftsaison ihre Position als einer der stärksten westfälischen Vereine untermauern. Den Schwung nimmt das Team jetzt mit zu den nationalen Titelkämpfen: „Wir haben, auch in der Breite, beachtliche Resultate erzielt. Jetzt können wir mit breiter Brust nach Braunschweig und Mönchengladbach fahren.“