20,95 Sekunden: Leonard Horstmann läuft 200 Meter-Kreisrekord

26.06.2024 | Beim Bahn-Meeting in Oedt (Grefrath) hat Leonard Horstmann in 20,95 Sekunden einen neuen 200 Meter-Kreisrekord aufgestellt. Die 4×100 Meter-Staffel bot in 40,74 Sekunden eine gute DM-Generalprobe.

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Quantensprung: Leonard Horstmann durchbricht die 21,00-Barriere und stellt einen neuen Kreisrekord auf.

Rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt befindet sich Leonard Horstmann in Topform. Im niederrheinischen Oedt (Grefrath) sorgte der 19-Jährige auf den 200 Metern für einen Paukenschlag: 20,95 Sekunden brannte er auf die schnelle Nierskampfbahn. Nicht nur steigerte der Athlet aus der Trainingsgruppe von Lars Goldbeck und Jan Vogt damit seine erst einen Monat alte persönliche Bestzeit um drei Zehntelsekunden und durchbrach erstmals die 21,00 Sekunden-Schallmauer. Bei 1,4 m/s Windunterstützung überflügelte er auch die bisher schnellsten 200 Meter-Läufer in der Geschichte des Kreises Münster, Jonas Breitkopf (20,97 Sekunden/2017) und Kai Sparenberg (20,98 Sekunden/20,98 Sekunden).

4×100 Meter-Staffel steiget sich auf 40,74 Sekunden

Eigentlich bestand der Plan des Sprint-Teams darin, zehn Tage vor der Aktiven-DM eine Feinjustierung der 4×100 Meter-Staffel unter Wettkampfbedingungen vorzunehmen. Anders als zuletzt bei den Westfalenmeisterschaften war das Wetter den Speed-Disziplinen freundlich gesonnen und das Quartett Jan-Eric Frehe, Leonard Horstmann, Jakob Bruns und Gabriel Wusu nutzte das Angebot: In 40,74 Sekunden steigerte die Staffel ihre Saisonbestzeit um satte sechs Zehntelsekunden und rückte in der deutschen Bestenliste auf Platz vier vor – für Braunschweig hat sich die LG Brillux damit für den großen Fight um die Medaillen in Position gebracht.

Mit 20 Minuten Vorbereitung zum Kreisrekord

Die guten äußeren Bedingungen bewogen Leonard Horstmann und Lars Goldbeck zu einer Planänderung: „Wir haben für die 200 Meter nachgemeldet, wobei zwischen der Staffel und den 200 Metern nur 20 Minuten lagen. Die Wettkampf-Vorbereitung vor Ort war entsprechend unüblich, zumal wir aus dem vollen Training angereist sind“, berichtet Leonard von der mehr als kurzfristigen Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen sollte. Sein zwar immer noch junger, aber versierter Trainer Lars Goldbeck weiß, dass die Kombination aus schneller Bahn und guten Witterungsverhältnissen nicht alle Tage lockt. Dass Leonard indes die bisher viertschnellste 200 Meter-Zeit aller deutschen Sprinter im Jahr 2024 anbot, war dann aber doch ein enormes Pfund.

Im sechsten Zeitlauf steigerte Jakob Bruns seine Saisonbestleistung um 24 Hundertstelsekunden auf 21,76 Sekunden. Auch Jakob hatte bereits die Staffel in den Beinen, sodass die Verbesserung bei moderatem Rückenwind hoch einzuschätzen ist.

„Wir haben für die 200 Meter nachgemeldet, wobei zwischen der Staffel und den 200 Metern nur 20 Minuten lagen. Dies hat sich als die richtige Wahl herausgestellt.“ (Leonard Horstmann)

Leonard Horstmann schnappte sich mit seiner Steigerung auf 20,95 Sekunden nicht nur den Kreisrekord, sondern er nimmt auch Kurs auf den DLV-Perspektivkader. Dieser richtet den perspektivischen Blick nach Los Angeles, wo 2028 die Olympischen Spiele stattfinden und berücksichtigt all jene, denen man eine Olympia-Qualifikation zutraut. Für Athleten des Jahrgangs 2005, wie Leonard, verlangen die Nominierungsrichtlinien wahlweise die Kombination aus einer 200 Meter-Mindestleistung von 20,80 Sekunden und einer 100 Meter-Mindestleistung von 10,51 Sekunden oder drei 200 Meter-Sprints mit einem Schnitt von 20,95 Sekunden. Beide Varianten liegen für Leonard Horstmann im Bereich des Möglichen.

Selbstvertrauen für die DM geschöpft, DLV-Perspektivkader in Schlagdistanz

Zunächst gilt die volle Konzentration allerdings der Aktiven-DM in Braunschweig. Leonard strotzt nach seinem Gala-Auftritt vor Selbstvertrauen. „Wir reisen dank der Steigerung höchstwahrscheinlich als Drittschnellster an. Der Wettkampf hat mir sehr viel Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten geschenkt und war somit eine zauberhafte Vorbereitung für die deutschen Meisterschaften.“

Während in Braunschweig zuallererst die Platzierung im Zentrum des Interesses steht, ist Leonard Horstmann auch bei seiner kühnen Zeitenjagd über die DM hinaus voller Optimismus: „Vor dem Hintergrund der kurzen Abfolge von Staffel und 200 Metern in Oedt und der generell wenig gezielten Wettkampfvorbereitung glaube ich fest daran, dass es nochmal deutlich schneller geht.“

Der Student der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Münster nimmt seit seiner Fokussierung auf den Sprint vor einem knappen Jahr eine phänomenale Entwicklung und ist jetzt in der absoluten deutschen Spitze des Männer-Sprints angelangt. Im U23-Bereich hat Leonard bereits im Mai den Sprung in den Kreis der Elite geschafft, als er zusammen mit Teamkollege Jan-Eric Frehe in den Staffelpool für die U23-Europameisterschaft im kommenden Jahr aufgenommen wurde.

„Vor dem Hintergrund der kurzen Abfolge von Staffel und 200 Metern in Oedt und der generell wenig gezielten Wettkampfvorbereitung glaube ich fest daran, dass es nochmal deutlich schneller geht.“ (Leonard Horstmann)

Es läuft rund für Leonard Horstmann, den Lars Goldbeck als extrem ehrgeizig und zugleich passioniert beschreibt. Immer dann, wenn es um etwas geht, ist der Modell-Athlet da – das bewies Leonard nicht zuletzt bei seinem U20-DM-Triumph vor einem Jahr, als sein Sprint-Stern aufging: Angereist als Weitspringer mit Sprint-Ambitionen steigerte sich Leonard von Lauf zu Lauf und düpierte schließlich mit einem souveränen Final-Sieg die Spezialisten. Seitdem haben Horstmann und Goldbeck die Sprung-Säule schlafengelegt – wann und ob sie erneut aktiviert wird, bleibt bis auf Weiteres offen. Blickt man auf die steile Entwicklungskurve im Sprint, ist man geneigt, einen längeren Schlaf zu prognostizieren, denn Leonard Horstmann scheint gerade erst Fahrt aufzunehmen.