Bayer Hallenmeeting: Brillux-Team mit Sprint-Feuerwerk

07.02.2024 | Mit zwei DM-A-Normen, drei B-Normen und neun Bestleistungen trumpften die Sprinter:innen und Springer in Leverkusen groß auf. Aus einem starken Kollektiv stachen Jan-Eric Frehe, Joshua Wagner und Maxi Busse heraus.  

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Tabea Christ rasant auf dem Weg zur neuen PB © David Arvando

Für die einen war es die DM-Generalprobe, für die anderen die letzte Chance, um den Zug nach Leipzig noch zu erwischen. Am Ende lohnte sich der Ausflug nach Leverkusen für das komplette Team, das vor allem auf den Sprintstrecken ein veritables Feuerwerk entfachte: Fünf 60 Meter-Männer der LG Brillux blieben unter der Sieben-Sekunden-Marke. Ergänzt um Luka Herdens 6,81 Sekunden vom Sparkassen Indoor Meeting in Dortmund, ist die LG Brillux damit in der laufenden Saison deutschlandweit der Verein mit den meisten Sub-Sieben-Sekunden-Sprintern. Die LG-Frauen standen dem kaum nach: Maja Huesamnn und Tabea Christ machten mit erneuten Steigerungen ihre DM-Teilnahme nahezu perfekt – erstmals seit zehn Jahren wird die LG Brillux damit wieder bei einer Hallen-DM über die 60 Meter der Frauen vertreten sein.

60 Meter Hürden: Joshua Wagner stürmt in nationale Top 10

Die Initialzündung eines furiosen Nachmittages besorgte in der Fritz-Jacobi-Anlage Joshua Wagner. Noch vor zwei Wochen hatten Wagner und Trainer Jan Vogt „ein paar Hausaufgaben“ aus Dortmund mit nach Münster genommen. Die Heimarbeit viel offenbar akribisch und effektiv aus: In 8,02 Sekunden stürmte Johsua Wagner nicht zur zum überlegenen Sieg, sondern auch in die nationale Top 10. „Mit den Rennen bin ich super happy, da ich zweimal meine persönliche Bestleistung aufgestellt habe. Gleichzeitig erscheint das Ziel unter 8 Sekunden zu laufen immer wahrscheinlicher“, war der 23-Jährige mit seinem Auftritt im Rheinland hochzufrieden. Bereits im Vorlauf hatte sich Wagner auf 8,04 Sekunden gesteigert. Trainer Jan Vogt analysierte: „Joshua ist es heute gelungen, sauber an die erste Hürde heranzulaufen, das war in beiden Rennen der Schlüssel.

„Mit den Rennen bin ich super happy, da ich zweimal meine persönliche Bestleistung aufgestellt habe. Gleichzeitig erscheint das Ziel unter 8 Sekunden zu laufen immer wahrscheinlicher.“ (Joshua Wagner)

Beim Blick auf die Deutschen schielen Athlet und Trainer nach der zweifachen PB jetzt sogar aufs Finale – die Zielstellungen, sie wachsen mit den Steigerungsraten und als Nummer acht der deutschen Hallen-Bestenliste ist Joshua Wagner in der Tat zu einem Final-Kandidaten aufgestiegen. „Die Rennen geben mir Selbstvertrauen für die DM“, ist der Neuzugang bereit für das große nationale Kräftemessen des Winters.

60 Meter Frauen: Maja Huesmann und Tabea Christ mit nächster Steigerung

Neuerlichen Anschauungsunterricht in puncto Teamspirit boten über die 60 Meter Maja Huesmann und Tabea Christ. Wie bereits bei den Westfälischen vor zwei Wochen spornten sich die Trainings-Gefährtinnen zu persönlichen Bestleistungen an und machten vermutlich den entscheidenden Schritt nach Leipzig. Wiederum war es dabei Tabea Christ, die im Vorlauf alle Karten auf den Tisch legte: In vorzüglichen 7,55 Sekunden verbesserte sie nicht nur ihre Saisonbestzeit, sondern steigerte auch ihre sieben Jahre alte persönliche Bestleistung um fünf Hundertstelsekunden. „Ich habe mich darüber natürlich riesig gefreut. Mir war allerdings auch klar, dass ich alles geben musste, um meine Chancen für einen Start in Leipzig zu wahren“, ordnet die 25-Jährige ihr Rennen ein.

Im Finale blieb Tabea in 7,58 Sekunden erneut unter ihrer Marke des Jahres 2017, wurde aber von Maja Huesmann überflügelt, die sich ihrerseits um fünf Hundertstelsekunden auf 7,54 Sekunden steigerte. „Das Wochenende hat richtig Spaß gemacht. Alle Sprinterinnen und Sprinter sind mit PBs nach Hause gefahren, Tabea und ich konnten uns gemeinsam freuen. Es sieht recht gut aus, dass wir zusammen nach Leipzig fahren können“, so eine gelöste Maja Huesmann.

Gemeinsame DM-Teilnahme winkt, LG-Sprinterinnen kollektiv verbessert

Auf den Punkt scheint es den Vorzeige-Sprinterinnen der LG Brillux gelungen zu sein, das entscheidende Extra-Quäntchen für eine DM-Qualifikation erschlossen zu haben. In der vorläufigen DM-Meldeliste belegt die um eine Hundertstel schwächere Tabea Christ Platz 27 – maximal 32 Startplätze werden vergeben, erste Reise-Planungen für die sächsische Metropole können beginnen. Möglich sei das erst durch die Arbeit des Trainerteams geworden, betont Christ: „Wenn ich sehe, was das tolle Trainerteam hier in Münster in den letzten Wochen aus mir herausgeholt hat, bin ich zuversichtlich die LG Brillux gut vertreten zu können. Und auch über die Hallensaison hinaus versprechen die tollen Leistungen der anderen Brillux-Mädels eine super 4×100 Meter-Staffel. “

„Wenn ich sehe, was das tolle Trainerteam hier in Münster in den letzten Wochen aus mir herausgeholt hat, bin ich zuversichtlich die LG Brillux gut vertreten zu können.“ (Tabea Christ)

In der Tat hat die kollegiale Haltung des Trio Roberto Morales, Lars Goldbeck und Jan Vogt nicht nur Tabea Christ, sondern das komplette weibliche Sprintteam nach vorne gebracht. Untermauert wird das durch einen Blick in die aktuelle westfälische 60 Meter-Bestenliste: Mit zwei Athletinnen unter den Top 5, vier Athletinnen unter den Top 20 und sechs Athletinnen unter den Top 30 sind die Sprinterinnen der LG Brillux hinter dem TV Wattenscheid zur klaren Nr. 2 in Westfalen aufgestiegen.

60 Meter Männer: Fünf LG-Sprinter unter sieben Sekunden, Frehe mit doppelter A-Norm

Von den Männern ist man entsprechende Bestmarken aus den letzten Jahren gewohnt. Und doch übertraf sich das Team in Leverkusen selbst: Mit Jan-Eric Frehe (6,77 Sekunden), Leonard Horstmann (6,85 Sekunden), Jan-Luca Fröse (6,88 Sekunden), Gabriel Wusu (6,89 Sekunden) und Hendrik Jürgens (6,95 Sekunden) blieben gleich fünf Sprinter unter ihren bisherigen persönlichen Bestleistungen und gleichsam unter sieben Sekunden. Überragender Akteur war dabei Jan-Eric Frehe, der sowohl im Vorlauf als auch im Finale rasante 6,77 Sekunden auf die Bahn brannte. „Ich bin mit dem Resultat super happy. Endlich konnte ich das zeigen, was ich von mir selbst erwartet habe“, so ein glücklicher Frehe, der nach zweieinhalb Wochen mit muskulären Problemen und stark eingeschränktem Training mit einer gewissen Unsicherheit angereist war.

In der Fritz-Jacobi-Anlage konnte er sich davon rasch befreien: „Ich habe mich vom Warmup an gut gefühlt, habe sehr gute Rückmeldungen von Jan und Lars bekommen. In den Rennen konnte ich die Fehler aus Dortmund korrigieren“, gelang dem 20-Jährigen ein phänomenaler Doppelschlag unterhalb der A-Norm für Leipzig und ein Ausrufezeichen in Richtung der nationalen Konkurrenz. Im Moment des Durchbruchs würdigte Jan-Eric Frehe auch den oft im Verborgenen wirken LG-Staff: „Ein großes Dankeschön geht an unseren Physio Bene Wentrup, der mir in den Tagen vor Leverkusen sehr sehr geholfen hat.“

„Ich ruhe mich auf den 6,77 Sekunden nicht aus, vielmehr ist die DM direkt in meinem Kopf. Ich werde mit Jan und Lars weiterhin daran arbeiten, in der verbleibenden Zeit bis Leipzig das Maximum rauszuholen.“ (Jan-Eric Frehe)

Satt ist der Neuzugang damit mitnichten: „Ich ruhe mich auf den 6,77 Sekunden nicht aus, vielmehr ist die DM direkt in meinem Kopf. Ich werde mit Jan und Lars weiterhin daran arbeiten, in der verbleibenden Zeit bis Leipzig das Maximum rauszuholen“, so Frehe, der mit seinem neuerlichen Leistungssprung von acht Hundertstelsekunden in die nationale Top 15 vorstößt. Trainer Jan Vogt formuliert entsprechend die Zielstellung für Leipzig: „Wir sind guter Dinge, dass Jan-Eric dort zumindest in den Zwischenlauf einziehen kann.“

Leonard Horstmann mit großem Schritt in Richtung Leipzig

Ein großer Schritt in Richtung DM gelang in Leverkusen auch Leonard Horstmann, der im Vorlauf zunächst seine PB einstellte (6,88 Sekunden), um sich im Finale als Zweitplatzierter auf starke 6,85 Sekunden zu steigern. „Ich habe alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe – die PB noch einmal nach oben zu schrauben und damit die Chance auf eine DM-Teilnahme zu erhöhen“, bilanzierte Horstmann, der in seinem ersten Aktiven-Jahr auf Anhieb seine erste Individual-Aktiven-DM unter Dach und Fach bringen könnte. Sowohl über die 60 als auch über die 200 Meter hat der 19-Jährige gute Karten: „Natürlich kann ich mir nicht zu 100 Prozent sicher sein, aber besonders im Hinblick auf die Meldezeiten der letzten Jahre bin ich recht zuversichtlich“, taxiert der BWL-Student seine Möglichkeiten und sieht sein Limit dabei noch nicht erreicht: „Sofern ich laufen werde, bin ich zuversichtlich, dass ich meine PB nochmals toppen kann. Ich bin ein Athlet, der eher mehr Wettkämpfe braucht, um in die richtige Form zu kommen.“

„Sofern ich in Leipzig laufen werde, bin ich zuversichtlich, dass ich meine PB nochmals toppen kann. Ich bin ein Athlet, der eher mehr Wettkämpfe braucht, um in die richtige Form zu kommen.“ (Leonard Horstmann)

Trio Fröse, Wusu und Jürgens komplettieren überragende Team-Performance

Hinter den beiden Top-Sprintern überzeugte auch das Trio Jan-Luca Fröse, Gabriel Wusu und Hendrik Jürgens. Fröse (6,88 Sekunden) blieb ebenso wie Wusu (6,89 Sekunden) unter der DM-B-Norm und münzte damit den stetigen Aufwärtstrend der laufenden Saison in seine erste Zeit unter 6,90 Sekunden um. „Die Saison mit einer PB zu beenden ist schon nicht schlecht und lässt für die Freiluft-Saison hoffen. Zunächst wünsche ich aber meinen Teamkollegen, die in Leipzig starten, viel Erfolg“, zieht der 21-Jährige trotz geringer Chancen auf einen Platz im dichten DM-Männer-Feld eine positive Zwischenbilanz. Fulminant fällt die Indoor-Bilanz für Hendrik Jürgens aus, der seine persönliche Bestleistung in den zurückliegenden Wochen um zwei Zehntelsekunden steigerte.

Weitsprung: Maxi Busse (7,55 Meter) trotz Anlaufproblemen mit A-Norm

Mit Spannung erwartete man im Weitsprung den Saisoneinstieg von 8,14 Meter-Springer Luka Herden. Indes musste Luka noch vor dem ersten Sprung die Erwartungshaltung drosseln: Nach einer fiebrigen Grippe vor Wochenfrist konnte der 23-Jährige froh sein, überhaupt am Anlauf zu stehen. So war es Maxi Bussi, der sich über 7,42 Meter in Versuch drei auf starke 7,55 Meter in Versuch fünf steigerte – Hallen-PB und DM-A-Norm gingen für den 24-Jährigen in die Ergebnislisten ein. „Das war ein starkes Ding. Nachdem ich mit Anlaufproblemen nicht so gut in den Wettkampf eingestiegen bin, hat es in Versuch drei gezündet“, so Maxi Busse, der sich mit dem zweitweitesten Sprung seiner Karriere auf Platz neun der deutschen Hallen-Bestenliste vorschob. Gelingt es, in den verbleibenden zehn Tagen bis zur DM die „Baustelle Anlauf“ in den Griff zu bekommen, traut sich der Athlet von Lars Goldbeck eine weitere Steigerung zu: „Wir werden versuchen, den Anlauf etwas länger zu ziehen, sodass ich mit mehr Geschwindigkeit ans Brett komme – passt es dann vom Timing, sollte noch der eine oder andere Zentimeter drin sein.“

Luka Herden (7,49 Meter) von fiebriger Grippe geschwächt

Luka Herden zeigte in Leverkusen eine zumindest stabile Serie: Alle sechs Sprünge landete er in einem Weiten-Korridor von 13 Zentimetern (7,36 bis 7,49 Meter), im letzten Versuch erzielte er seine Tages-Bestweite. „Das war natürlich nicht der Einstieg, den ich mir für heute vorgenommen hatte. Aber scheinbar hat mir die Krankheit doch sehr zugesetzt“, bilanzierte Herden realistisch. Positiv stimmte ihn die Tatsache, dass er am Brett jeweils ca. 20 Zentimeter verschenkte. „Zwar gibt es letztlich keine Netto-Weiten, aber es stimmt mich optimistisch, dass ich schon heute 7,70 Meter in den Beinen hatte. Ich werde mich jetzt intensiv auf die Deutschen Meisterschaften vorbereiten“, blickt Luka Herden kämpferisch gen Leipzig . Seine große Konkurrenten im Kampf um die Medaillen haben indes erste Duftmarken gesetzt, insbesondere Simon Batz (MTG Mannheim), der die Jahresbestenliste mit starken 8,02 Metern anführt.

„Zwar gibt es letztlich keine Netto-Weiten, aber es stimmt mich optimistisch, dass ich schon heute 7,70 Meter in den Beinen hatte.“ (Luka Herden)

Fiona Wildemann verpasst erhoffte Steigerung, Mai Brit-Vaupel springt PB

Die erhoffte Steigerung blieb für Fiona Wildemann über die 60 Meter Hürden aus. Mit 8,75 Sekunden blieb sie zwar nur knapp über ihrer Saison-Bestleistung, ein DM-Start dürfte indes trotz B-Norm unrealistisch sein. Im Weitsprung übertraf Mai-Brit Vaupel gleich zweimal ihre bisherige Bestleistung, den weitesten Sprung landete sie im finalen Durchgang bei 5,55 Metern. Damit verzeichnet die 24-Jährige in der Hallensaison sowohl im Weitsprung als auch über die 60 Meter neue Hausrekorde.