Die kontinentalen Titelkämpfe der U20-Leichtathletinnen und -Leichtathleten sind eröffnet. In der israelischen Hauptstadt Jerusalem erleben bis einschließlich Donnerstag Nachwuchs-Talente aus 48 europäischen Staaten einen bedeutenden Meilenstein in ihrer noch jungen Karriere. Für die deutsche Mannschaft sind gleich drei Top-Talente der LG Brillux am Start: Silas Zahlten hat den Sprung in die Einzelkonkurrenz geschafft, Leonard Horstmann und Bastian Sundermann sind Teil der (Lang-)Sprint-Staffeln.

3000 Meter Hindernis, Silas Zahlten: Minimalziel Finale, Hoffnung auf mehr

Silas Zahlten als „alten Hasen“ auf internationalem Parkett zu bezeichnen, wäre übertrieben. Dennoch verfügt er bereits über gewisse internationale Meisterschaftserfahrung: Im letzten Jahr repräsentierte er die deutsche Nationalmannschaft sowohl bei den U20-Weltmeisterschaften in Cali (Kolumbien) als auch bei den Cross-Europameisterschaften in Turin (Italien). Standen die bisherigen Einsätze unter dem Motto des Lernens, sind die Vorzeichen in Jerusalem grundlegend anders: In den „Final Entries“, der tatsächlichen Meldeliste, belegt Silas Zahlten im 28-köpfigen Feld der 3000 Meter Hindernis-Konkurrenz Rang sieben (Vorleistung: 8:54,21 Minuten). „Mit dieser Ausgangsposition ist das erste Ziel selbstverständlich ein Erreichen des Finales“, steckt Silas das Minimalziel ab. Der 18-Jährige hat im bisherigen Saisonverlauf und zuletzt mit Gold und Silber bei der U20-DM in Rostock viel Selbstvertrauen gesammelt – dem entsprechend scheut er sich nicht, über das Minimalziel hinauszublicken: „Ich könnte im Finale ein Medaillenkandidat sein, den keiner auf dem Schirm hat. Ich habe sicherlich die Form, meine persönliche Bestzeit noch klar zu steigern.“

Halbfinale am frühen Dienstagmorgen

Angeführt wird die Meldeliste vom Spanier Sergio del Barrio, der in 8:39,16 Minuten als nomineller Favorit ins Rennen geht. Del Barrio hat glänzende Erinnerungen ans Givat-Ram-Stadion: Vor Jahresfrist triumphierte er an gleicher Stelle bei der U18-EM über die 2000 Meter Hindernis. Vorleistungen unter 08:50 Minuten bringen außerdem die Franzosen Youssef Boutayeb (8:46,13 Minuten) und Pierre Boudy (8:46,83 Minuten), der Spanier Rubén Leonardo (8:47,97 Minuten) und der Ungar Ferenc Soma Kovács (8:48,04 Minuten) mit. Im Halbfinale ist Silas am Dienstagfrüh (08:00 Uhr Ortszeit / 07:00 Uhr MEZ) gefordert, das Finale findet am Donnerstag (18:30 Uhr Ortszeit / 17:30 Uhr MEZ statt).

Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung erlebte Silas entspannt, seit der Ankunft in Jerusalem steht die Akklimatisierung im Fokus. Die Tagestemperaturen liegen in diesen Tagen in der Spitze bei 31 bis 33 Grad Celsius – eine gewisse Hitzeresistenz ist damit für alle jene Pflicht, die um die vorderen Plätze mitlaufen möchten.

4 x 400 Meter-Staffel, Bastian Sundermann: Aufgeregt und voller Vorfreude

Bastian Sundermann greift an Tag drei der Europameisterschaften ins Geschehen ein. Dank seiner Einzelleistungen im bisherigen Saisonverlauf ist Bastian für das 4 x 400 Meter-Halbfinale (09. August, 10:05 Uhr Ortszeit / 09:05 MEZ) gesetzt. „Voraussichtlich werde ich an Position vier laufen. Ich bin gleichermaßen aufgeregt wie auch in Vorfreude auf die kommenden Tage“, blickt der 19-Jährige voller Tatendrang auf den ersten großen internationalen Einsatz. Wie es sich anfühlt das Nationaltrikot zu tragen, kennt Bastian zwar von seinen Staffel-Einsätzen unter anderem bei der Mannheimer-Juniorengala, indes ist eine kontinentale Meisterschaft eine andere Hausnummer.

Neben Bastian Sundermann werden Florian Kroll, Niclas Jan Kaluza und Younes El Makrini die deutschen Farben repräsentieren, Bastian gebührt die verantwortungsvolle Rolle des Schlussläufers. Die individuellen Saisonbestzeiten wie auch der einzige Staffel-Auftritt des Jahres in Mannheim verleihen dem deutschen Quartett den Status eines klaren Final-Kandidaten. Gelingt der Einzug unter die Top acht, steht Donnerstagabend mit dem Wolfsburger Louis Quarata der nominell stärkste deutsche Viertelmeiler bereit; Quarata gelang als einziger Deutscher der Sprung in die 400 Meter-Einzelkonkurrenz, sodass er im Staffel-Halbfinale geschont wird.

4 x 100 Meter-Staffel, Leonard Horstmann

Als dritter Brillux-Athlet fiebert Leonard Horstmann seinem ersten Lauf im National-Trikot entgegen. Leonard hat sich als Sensations-Titelträger von Rostock und mit starken Eindrücken bei den biomechanischen Analysen in Frankfurt einen Platz im Team erkämpft. Ob Leonard am Donnerstagvormittag (09:55 Uhr Ortszeit / 08:55 Uhr MEZ) einer der vier Sprinter sein wird, die um ein Finalticket kämpfen, entscheidet sich erst bei letzten Tests vor Ort. „Die EM-Teilnahme als solche ist bereits ein großer Meilenstein. Leonard sprintet in dieser Saison in einer ganz anderen Liga – niemand konnte damit rechnen, dass er gegen die Spezialisten besteht“, betrachtet Trainer Lars Goldbeck seinen Schützling so oder so als einen der großen Gewinner des Jahres.

Voller Fokus auf den Wettkämpfen

Untergebracht ist das DLV-Team etwa 15 Minuten vom Stadion entfernt in einem Hotel. „Wir schlafen auf Dreier-Zimmern. Die Stimmung ist gut und das Essen war bisher sehr überzeugend“, fasst Silas Zahlten die wesentlichen Parameter der Unterkunft zusammen. Hier werden die Athletinnen und Athleten einen Großteil ihrer Zeit abseits der Wettkämpfe verbringen. „Die politische Lage in Israel und Jerusalem ist bekanntlich angespannt. Sightseeing steht deshalb nicht auf dem Programm“, so Leonard Horstmann über die Situation vor Ort. Immerhin könne man auf diese Weise den vollen Fokus auf die Rennen richten.

Die Wettbewerbe werden vom Europäischen Leichtathletikverband via Livestream übertragen.