Cross-DM: Silas Zahlten läuft zur EM, Justin Lukas überrascht

29.11.2022 | Krankheits- oder verletzungsbedingt stark dezimiert reiste die LG Brillux zur Cross-DM. Mit Platz fünf für Silas Zahlten in der U20, einem 10. Platz für Justin Lukas und Platz vier für die Männer-Mannschaft verkaufte sich das Team dennoch teuer.

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Das war Cross pur: hügeliges, teils tiefes Wiesengelände, angereichert mit aufgeschütteten Erdwällen und kräftezehrenden Sandpassagen, dazu scharfe Kehren als Rhythmusbrecher – der Kurs in Löningen verlangte den Läuferinnen un dLäufern der LG Brillux Münster alles ab. Sofern sie denn einsatzbereit waren: Schmerzhafte Ausfälle wie der von Emma Wöhrmann brachten die weibliche U20 um nahezu sicheres Mannschafts-Gold, bei den Frauen fehlten mit Kerstin Schulze-Kalthoff und Frederike Straeten ebenfalls die stärksten Crosserinnen.

Justin Lukas mit bisher bester DM-Platzierung

In die Bresche sprang in der Aktiven-Klasse einer, der eigentlich ausgewiesener Bahn-Spezialist ist und ohne große Erwartungen die Männer-Mittelstrecke (4,1 Kilometer) in Angriff nahm: Justin Lukas. Im gleichermaßen tief wie hochkarätig besetzten Feld (79 Teilnehmer) erwischte der 25-Jährige keinen guten Start, ein zeitraubendes Ausweichmanöver warf ihn zurück ins Mittelfeld. Jetzt hieß es Nerven bewahren und genau das tat Justin, widerstand dem Impuls einer überstürzten Aufholjagd und machte allmählich Plätze gut. „Zu Beginn der zweiten von drei Runden lag ich ca. auf Position 20 und fühlte mich noch sehr gut – zu diesem Zeitpunkt habe ich gemerkt, dass es ein sehr gutes Rennen werden kann“, so Justin, der sich als Teil einer Dreiergruppe sukzessive nach vorne schob und mit einem fulminanten Schlussspurt auf den letzten 300 Metern vier weitere Läufer „kassierte“. „Ich wusste im Ziel zuerst gar nicht, welche Platzierung ich erreicht hatte. Silas sagte mir: Du bist Zehnter geworden! – Ich wollte es erst gar nicht glauben“, war Justin Lukas (Endzeit 13:25 Minuten) nach seinem starken Finish gleichermaßen ausgepumpt und überglücklich. Trainer Jörg Riethues: „In dem Feld waren alle dabei, die Mittelstrecke rennen können – ein zehnter Platz ist da ein Top-Ergebnis.“

Zusammen mit einem mutig anlaufenden Jari Bender (Platz 28, 13:47 Minuten) und Jens Kassebeer (Platz 46, 14:24 Minuten) hätte sich Justin um ein Haar sogar die Team-Medaille gesichert: Drei Platzierungs-Punkte fehlten zu Bronze. „Sehr schade, allerdings hatten wir im Vorfeld gar nicht damit gerechnet, mit um die Medaillen zu laufen“, kommentierte Riethues.

Silas Zahlten bucht als Fünfter das EM-Ticket für Turin

In der U20 ging Silas Zahlten mit der kleinen Hoffnung auf eine Qualifikation für die Cross-Europameisterschaften auf den 6,3 Kilometer-Kurs. Gleich sechs Konkurrenten mit 10 Kilometer-Bestzeiten von unter 31 Minuten stellten den 18-Jährigen vor eine schwere Aufgabe, und tatsächlich eröffnete die Spitze derart rasant, dass Silas sich im hinteren Teil des Feldes wiederfand. Ähnlich wie Justin Lukas blieb auch Top-Talent Zahlten unbeeindruckt und setzte auf den moderaten Vormarsch. In der rennentscheidenden Phase war er längst zurück im Geschäft und hellwach, als Attacken die zehnköpfige Führungsgruppe dezimierten. „Auf der letzten Runde wurde es für mich sehr hart; ich musste eine Vierer-Gruppe 600 Meter vor dem Ziel ziehen lassen und habe dann versucht, meinen Platz zu verteidigen“, schildert Silas den Showdown um die EM-Tickets, den er mit keinem Geringeren als Christoph Schrick ausfoch – der Darmstädter hat eine 1500 Meter-Bestzeit von 3:42,10 Minuten und war bei der U20-WM in Cali gleich auf zwei Strecken am Start. So stieg auch bei Trainer Jörg Riethues am Streckenrand der Puls: „Silas zeigte sich an den letzten beiden Hügeln sehr stark und nahm sogar einen kleinen Vorsprung mit auf die Zielgerade; zu unserer großen Freude konnte er diesen halten – ein großer Erfolg!“

Silas selbst, der in 20:51 Minuten letztlich fünf Sekunden vor Christoph Schrick bliebt, stellte zufrieden fest: „Ich habe alles gegeben und wurde dafür belohnt.“ Dieser Lohn erwartet ihn am 11. Dezember, wenn er als Teil der deutschen Nationalmannschaft bei den kontinentalen Cross-Titelkämpfen in Turin antritt.

Pia Schlattmann überzeugt als Zehnte

Nach überstandener Erkältung war es in der weiblichen U20 (4,1 Kilometer) Pia Schlattmann, die für die LG Brillux die Akzente setzte und mit einem starken Finish noch bis auf Platz zehn nach vorne lief (15:37 Minuten). Dabei ließ die von Robert Welp trainierte Athletin etwa die amtierende Cross-Westfalenmeisterin Ida Lefering (LG Olympia Dortmund) deutlich hinter sich. Leonie Kurse haderte mit der Strecke, gab aber dennoch alles und verbuchte mit Platz 20 eine versöhnliche Leistung.

Marco Sietmann von Atemproblemen beeinträchtigt

In der männlichen U23 hatte Marco Sietmann nach seinem überzeugenden Auftritt in Hörstel-Riesenbeck eine Top 10-Platzierung fest im Visier. Leider erwischte er keinen guten Tag: Früh musste der 20-Jährige mit Atemproblemen abreißen lassen und auf der 7,7 Kilometer langen Distanz alle Hoffnungen begraben. „Marco hat sich auf der letzten Runde gefangen und konnte immerhin noch bis auf Platz 17 vorrücken“, so sein Trainer Robert Welp, der ihm indes ebenso wie Jörg Riethues ein deutlich größeres Leistungsvermögen bescheinigte. Der Hindernis-Spezialist geht als Teil des Perspektiv-Bundeskaders in die nächste Saison.

Cedrik Runde beachtlich, Frauen von Ausfällen geschwächt

Der jüngste LG-Starter Cedrik Runde demonstrierte wie bereits bei den Westfälischen, dass das Grundlagentraining der letzten acht Wochen Früchte trägt. Eigentlich auf den 400 und 800 Metern zu Hause, hielt er auf der 4,1 Kilometer langen Strecke gut mit und belegte Platz 47 von 84 Teilnehmern – „ein sehr ordentliches Arbeitszeugnis“, kommentierte Jörg Riethues.

Eine komplett besetzte Frauen-Mannschaft hätte in der Team-Wertung weit nach vorne laufen können. Ohne Kerstin Schulze-Kalthoff und Frederike Straeten kämpfte das verbleibende Trio auf der zunehmend tiefen Strecke nach besten Kräften. Margot Wyrwoll (Platz 62), Carla Weiser (Platz 86) und Vera Hypki (Platz 87) belegten in der Mannschaftswertung letztlich Platz 11.