Patrick Hüsken mit Westfalenrekord deutscher M15-Mehrkampf-Meister

27.08.2024 | Bei der Mehrkampf-DM in Hannover ist Patrick Hüsken der ganz große Coup gelungen: Mit herausragenden 5.631 Neunkampf-Punkten holte der 15-Jährige Gold. Er brach auch den Westfalenrekord.

Sponsor

Es ist Gold! Der deutsche M15-Neunkampfmeister Patrick Hüsken mit seiner Medaille. © Klaudia Schönfeld

Patrick Hüsken ist ein Phänomen. Jeweils zum Saisonhöhepunkt ruft das Top-Talent des TuS Hiltrup seine besten Leistungen ab und besticht im kräftezehrenden Mehrkampf mit physischer Stärke und mentaler Reife. Noch bei seiner DM-Qualifikation im Mai hatte er deutliche Reserven im Sprint und mit dem Stab offenbart, in Hannover steigerte er sich in diesen Disziplinen um jeweils mehr als 50 Punkte und zeigte auch davon abgesehen eine annähernd perfekte Komplexlistung: Sechs neue persönliche Bestleistungen bot er an, auf eine Schwäche hoffte die Konkurrenz vergeblich. Tag zwei geriet zur unwiderstehlichen Aufholjagd und mit klarer 1000 Meter-PB besiegelte der von Klaudia Schönfeld trainierte Athlet den bisher größten Erfolg seiner Karriere. 5.361 Punkte verzeichnete Hüsken in der Endabrechnung; damit  distanzierte er den zweitplatzierten Angermunder Phil Janitz um mehr als 100 Punkte und brach auch den Westfalenrekord der Altersklasse M15.

„Aus meiner Sicht hat Patrick den bisherigen Wettkampf seines Lebens gezeigt – es waren zwei unglaubliche Tage.“ (Klaudia Schönfeld)

„Aus meiner Sicht hat Patrick den bisherigen Wettkampf seines Lebens gezeigt – es waren zwei unglaubliche Tage“, kommentierte Klaudia Schönfeld den Triumph ihres jungen Schützlings und attestierte ihm eine hochkonzentrierte Leistung.

Tag 1: Starker Sprint-Auftakt als mentaler Booster

Zum Start in den Neunkampf durfte man gespannt sein, ob und wie sich die längere Wettkampfpause der Vormonate bemerkbar machen würde. Die Antwort gab Patrick Hüsken prompt: 12,05 Sekunden über die 100 Meter waren ein echtes Statement; der Hiltruper steigerte seine Bestleistung um nahezu eine halbe Sekunde und erzielte mit 585 Punkten seinen bei weitem besten Start in einen Neunkampf. „Die 100 Meter haben Patrick zum Auftakt beflügelt“, nahm auch Klaudia Schönfeld die erhebliche Steigerung als mentalen Booster wahr. Ein weiterer Booster blieb ihm im Weitsprung verwehrt: Der starke dritte Sprung war ungültig, gute 6,12 Meter (604 Punkte) gingen stattdessen in die Ergebnisliste ein. Zwar ärgerte das Athlet und Trainerin, längst verfügt Patrick Hüsken indes über die für einen Mehrkämpfer wertvolle Fähigkeit, den Blick stets nach vorne zu richten.

Da wartete auf den starken Werfer das Kugelstoßen und Hüsken lieferte: Mit neuer PB von 14,61 Metern (647 Punkte) machte er auf einen Großteil seiner ärgsten Kontrahenten Boden gut. Hatte man damit rechnen können, war der Stabhochsprung als Abschluss des ersten Tages mit weniger Selbstverständnis verbunden – noch in Gelnhausen hatte Patrick hier viele Punkte liegen lassen. Sein DM-Gesicht war jedoch ein anderes: Fokussiert meisterte er die ersten fünf Höhen auf Anhieb und hielt mental dagegen, als s bei 3,40 Metern erstmals eng wurde. Der Lohn für die Spannkraft in einer Disziplin, die sich bei 50 Neunkämpfern über Stunden zog, war eine neue PB (3,50 Meter / 582 Punkte). So übernachtete Patrick Hüsken auf Platz sieben der Konkurrenz – zwar mit respektablem Abstand zu den Medaillenrängen, jedoch voller Selbstvertrauen und Vorfreude auf Tag zwei.

Tag zwei: Unwiderstehliche Aufholjagd mit zwei 700 Punkte-Disziplinen

Die übliche Dynamik der Mehrkämpfe ihres Schützlings beschreibt Klaudia Schönfeld so: „Wenn man diese Parallele ziehen kann, dann gleicht Patricks Mehrkampf dem von Niklas Kaul: Der zweite Tag ist seiner.“ Ähnlich wie der Welt- und Europameister im Zehnkampf, Nilas Kaul, setzt Patrick Hüsken an Tag zwei regelmäßig Disziplin-Bestwerte.

„Wenn man diese Parallele ziehen kann, dann gleicht Patricks Mehrkampf dem von Niklas Kaul: Der zweite Tag ist seiner.“ (Klaudia Schönfeld)

In Hannover blies der 15-Jährige dem entsprechend prompt zur Aufholjagd. Den dreistündigen Hochsprung-Wettkampf besiegelte er mit der besten Höhe aller Springer: Übersprungene 1,80 Meter reichten für wertvolle 625 Zähler. Die Weichen in Richtung Gold stellte Hüsken dann mit seinen bevorzugten Wurfgeräten, dem Diskus und dem Speer. Erstmals überhaupt in seiner Karriere übertraf er dabei mit der ein Kilogramm schweren Wurfscheibe die 50 Meter: 50,84 Meter sorgten für die erste 700 Punkte-Disziplin (716 Punkte). Im Speerwurf war Patrick der Konkurrenz um mehr als vier Meter voraus (60,70 Meter/707 Punkte), den späteren Zweit- bis Fünftplatzierten der Gesamtwertung nahm der Münsteraner sogar zwischen zehn und zwanzig Metern ab. Patrick Hüsken hatte sich jetzt an die Spitze der Konkurrenz gesetzt.

11,71 Sekunden über die 80 Meter Hürden bedeuteten in der vorletzten Disziplin trotz Gegenwind PB Nummer fünf; Patrick verteidigte seinen Spitzenplatz gegen Phil Janitz, den stärksten Hürdensprinter unter den Top-Athleten. Nach acht von neun Disziplinen hatte er damit bereits eine Hand an der Goldmedaille. Auf den abschließenden 1000 Metern machte Patrick Hüsken in formidablen 2:55,50 Sekunden (590 Punkte) den Triumph perfekt – dass der stärkste Werfer des Feldes zugleich der drittstärkste Mittelstreckler des Feldes war, unterstreicht Hüskens bemerkenswerte Komplexleistung.

Gold mit 5.631 Punkten, Westfalenrekord als i-Tüpfelchen

In der Endabrechnung steigerte sich Patrick Hüsken im Vergleich zum Zehnkampf in Gelnhausen um etwa 250 Punkte auf 5.631 Punkte. Silber ging an Phil Janitz (TV Angermund / 5.516 Punkte), Bronze an Vincent Armstroff (RSV Mellensee 08 / 5.471 Punkte). Den bisherigen M15-Westfalenrekord von Ben Duwenbeck (LG Olympia Dortmund) übertraf Patrick Hüsken um mehr als 100 Punkte. Seinen eigenen Kreisrekord knackte der Hiltruper selbstredend.

Nach dem herausragenden Jahr 2024 werden Patrick Hüsken, seine Mehrkampftrainerin Klaudia Schönfeld und der Disziplintrainerstab um Ronja Siekmann (Hürde), Jule Glaßer (Stabhochsprung) und FLVW Landeskadertrainer Wurf, Thomas Stienemeier, innehalten. 2025 wartet dann der herausfordernde Sprung in den U18-Bereich, der gleichbedeutend mit dem Übergang vom Neun- zum Zehnkampf ist. Außer Frage steht indes, dass der neue deutsche M15-Mehrkampfmeister die Herausforderung mit Motivation und purer Freude an der komplexesten Disziplin der Leichtathletik annehmen wird.