Karlsruhe: Silas Zahlten und Kerstin Schulze Kalthoff zum Saisoneinstieg mit DM-A-Norm

19.05.2024 |Die lange Laufnacht in Karlsruhe bot mit riesigen Feldern die Chance auf Bestzeiten und Normen. Gebrauch davon machten u.a. Silas Zahlten, Kerstin Schulze Kalthoff, Pia Schlattmann und Franziska Dinkelborg.

Sponsor

Silas Zahlten knackte in seinem ersten Hindernis-Rennen als Erwachsener die DM-A-Norm

Silas ZAHLTEN (LG Brillux Muenster); 29. BAUHAUS Junioren-Gala im Michael-Hoffmann-Stadion in Mannheim am 24.06.2023, (Baden-Wuerttemberg).

Ein Fest für Läuferinnen und Läufer, mit Fug und Recht kann man die lange Laufnacht in Karlsruhe so bezeichnen. Felder mit bis zu 90 Starter:innen, verteilt auf bis zu elf Läufe pro Disziplin, bietet kein anderes Meeting in Deutschland. In den dicht gestaffelten Konkurrenzen eröffnet sich nahezu jedem die Möglichkeit, auf einen attraktiven Pace-Train in Richtung einer möglichen Bestzeit aufzuspringen. Die LG Brillux reiste unter diesen Vorzeichen mit zehn Aktive nach Karlsruhe; die lange Anreise lohnte sich für alle jene, die nicht das Pech hatten, im weit auseinandergezogenen Zeitplan einen Slot in der badischen Mai-Wärme zu erwischen.

8:53,83 min: Silas Zahlten im ersten Hindernisrennen der Saison mit DM-A-Norm

Silas Zahlten war nach einer Hallensaison mit Höhen und Tiefen Ende März nach Dullstroom (Südafrika) zurückgekehrt, wo er bereits im Herbst die Zelte aufgeschlagen hatte. Höhenluft, Wärme und die Gemeinschaft leistungsstarker Trainingspartner bekamen dem 19-Jährigen gut, sodass er in den Wochen vor Saisonstart viel Optimismus verspürte. „Ich hielt eine Zeit um 8:50 Minuten in jedem Fall für möglich“, ging Silas mit klarem PB-Kurs (bisher: 8:54,21 min.) ins Rennen. Anders als bei einem Großteil seiner bisherigen Hindernis-Auftritte, bei denen Silas häufig die Verantwortung für die Renngestaltung oblag, tummelte sich in Karlsruhe nationale und internationale Klasse: Sage und schreibe 31 Athleten unterboten in den Läufen II und III die 9 Minuten-Marke

„Ich habe auf dem Schlusskilometer einiges an Zeit liegen lassen, da mit den schwindenden Kräften auch meine Technik nachließ. Trotzdem hat mir der Ansatz bis dahin sehr gut gefallen und immerhin reichte es zu einer neuen Bestzeit.“ (Silas Zahlten)

Irgendwo im dichten Feld schwamm Silas auf Zug mit, sein Plan ging lange Zeit auf: „Ich hatte engen Kontakt zu den U23-Läufern Kurt Lauer und Florian Zittel, wir gingen die 2000 Meter in 5:52 Minuten durch.“ Auf dem Schlusskilometer brandete dann eine Welle der Ermüdung auf, der Silas nur bedingt standhalten konnte. „Ich habe einiges an Zeit liegen lassen, da mit den schwindenden Kräften auch meine Technik nachließ. Trotzdem hat mir der Ansatz bis dahin sehr gut gefallen und es reichte in 8:53,83 min immerhin zu einer neuen Bestzeit“, so die differenzierte Analyse des Athleten von LG-Chefcoach Jörg Riethues. Dieser stellte seinem Schützling für dessen ersten Hindernis-Auftritt als U23-Athlet ein gutes Zeugnis aus: „Trotz seiner Aufregung und der recht warmen Temperaturen hat Silas das sehr gut gemacht. Bei den nächsten Rennen ist eine weitere Steigerung möglich.“

In der nationalen U23-Bestenliste belegt Silas Zahlten vorerst Platz drei und hat im Übrigen die A-Norm für die Aktiven-DM und damit auch für die U23-DM abgehakt. In den kommenden Wochen stehen Starts in den Niederlanden (Nijmegen, 1500 Meter) und Belgien (Brüssel, 3000 Meter Hindernis) auf dem Programm. „Ich hoffe, bis Brüssel in der Lage zu sein, den Ansatz von Karlsruhe ins Ziel zu bringen“, ist Zahlten guter Dinge.

10:26,12 min: Kerstin Schulze Kalthoff bei Comeback-Rennen mit A-Norm und Reserven

22 Monate waren seit dem letzten Hindernis-Rennen von Kerstin Schulze Kalthoff vergangen – bei den Deutschen Meisterschaften 2022 in Berlin war sie in persönlicher Bestzeit von 10:09,81 Minuten auf einen ausgezeichneten sechsten Platz gelaufen. Die Freiluftsaison 2023 verpasste Kerstin verletzungsbedingt, mit einer enormen Energie- und Willensleistungen kämpfte sich die 25-Jährige zurück, zunächst auf die Straße, dann auf die Hallenrundbahn. Das Hindernis-Comeback stellte jetzt allerdings eine besondere Anforderung: „Nach fast zwei Jahren wieder ein Hindernis-Rennen zu absolvieren, war für mich eine echte Herausforderung. Der letzte Hindernis-Kilometer fordert uns Athlet:innen muskulär stärker als vielleicht jede andere Disziplin. Zudem ist meine Hindernis-Technik noch nicht wieder auf dem Level von 2022“, so Kerstin über die physischen und mentalen Prämissen, vor deren Hintergrund sie gemeinsam mit Trainer Robert Welp eine konservative Renntaktik wählte.

„Nach fast zwei Jahren wieder ein Hindernis-Rennen zu absolvieren, war für mich eine echte Herausforderung. Der letzte Hindernis-Kilometer fordert uns Athlet:innen muskulär stärker als vielleicht jede andere Disziplin.“ (Kerstin Schulze Kalthoff)

Der Plan ging auf: Kerstin absolvierte die ersten beiden Kilometer im Bereich von 3:29/3:30 Minuten und ging noch vergleichsweise frisch auf den Schlussabschnitt. Die A-Norm für Braunschweig (10:30,00 min) fest vor Augen, erlebte sie die letzten Runden als dynamische Progression: „Ich bin vom Empfinden her technisch runder und flüssiger gelaufen und konnte mich im Feld nach vorne arbeiten. Sicherlich zeigt der Rennverlauf auch, dass eine mutigere Renngestaltung möglich gewesen wäre, aber für mich persönlich war es für das Comeback der richtige Ansatz.“ Im Ziel blieb für Kerstin die Uhr bei 10:26,12 Minuten stehen. Kerstin Schulze Kalthoff und Robert Welp können damit für die Aktiven-DM planen. Der nächste Schritt zurück zu alter Klasse soll Ende Mai realisiert werden.

1500 Meter Frauen: Pia Schlattmann und Franziska Dinkelborg laufen klare PB

Zu zweit gingen Pia Schlattmann und Franziska Dinkelborg in die 1500 Meter-Konkurrenz. Beide brachten das Selbstbewusstsein einer guten Vorbereitungsphase mit. „Nach dem Trainingslager in Südafrika habe ich schon in den Trainingseinheiten gemerkt, dass die Läufe sehr gut waren. Mit diesem Bewusstsein und der Zielstellung PB bin ich dann auch in das Rennen gegangen“, so Pia Schlattman, deren Performance von Dynamik und Selbstbewusstsein geprägt war: Sie drückte dem 1500 Meter-Lauf IV ihren Stempel auf, münzte den von der Tempomacherin verbummelten Mittelteil in schnelle letzte 500 Meter um und erreicht als Laufsiegerin in klarer neuer Bestzeit von 4:29,70 Minuten das Ziel. „Ich habe mich bis zum Schluss auch vom Laufschritt her gut gefühlt. Zum Saisoneinstieg eine PB und damit auch die B-Norm für die Aktiven-DM unterbieten zu können, ist ein guter Start. Ich denke, dass in den nächsten 1500 Meter-Läufe mit einem konstanteren Tempo noch mehr drin sein kann“, analysierte Pia Schlattmann, die sich um drei Sekunden steigerte.

„Ich habe mich bis zum Schluss auch vom Laufschritt her gut gefühlt. Zum Saisoneinstieg eine PB und damit auch die B-Norm für die Aktiven-DM unterbieten zu können, ist ein guter Start.“ (Pia Schlattmann)

Sogar noch größer fiel die Steigerung bei Franziska Dinkelborg aus: In Lauf vier unterbot sie in 4:36,85 Minuten erstmals die Marke von 4:40 Minuten. Trainer Robert Welp lobte Franziska wie Pia für eine Saisoneröffnung auf klarem Bestzeit-Niveau: „Beide haben ihre Trainingseindrücke bestätigt und konnten vor allem im Schlussteil ihrer Rennen noch deutlich zulegen. Franziska hat dank einer Schlussrunde von 69 Sekunden einen echten Leistungssprung von sechs Sekunden erzielt.“

800 Meter: David Rajter mit gutem Auftakt, Cedrik Runde zahlt Lehrgeld

Über die 800 Meter boten sich David Rajter (Männer) und Cedrik Runde (U20) gute Felder für eine schnelle Saisoneröffnung. Rajter gelang ein überzeugender Auftritt, trotz verhaltenem Angangstempo kam er in 1:57,17 Minuten bereits nahe an seine Hallen-PB (1:56,73 Minuten) heran – „eine weitere Steigerung wird kommen“, ist sich Jörg Riethues sicher. Cedrik Runde musste im qualitativ dicht besetzten Feld viel arbeiten und brach auf der Zielgeraden ein. Jörg Riethues: „Die 1:59,50 Minuten spiegeln nicht Cedriks Leistungsstand wider, er ist grundsätzlich in einer sehr guten Verfassung. Cedrik ist noch nie in einem Feld wie in Karlsruhe gelaufen, dafür hat er Lehrgeld gezahlt.“ Im Übrigen hat Cedrik Runde die Norm für einen Start bei der U20-DM in Koblenz bereits in der Tasche: Bei seiner 3000 Meter-Hindernis-Premiere hatte er Ende April in 10:11,86 Minuten überrascht.

5000 Meter Männer: Jari Bender erstmals unter 15 Minuten

Als Einzelstarter ging Jari Bender zu später Stunde über die 5000 Meter an den Start. Einmal mehr zeigte der 24-Jährige eine Leistung, die in Relation zum Trainingspensum verblüffend ist: In 14:49,82 Minuten verwirklichte er sein Ziel, erstmals in der Karriere unter 15 Minuten zu laufen. „Jari hat auf dem Schlusskilometer den Turbo gezündet, er ist die letzten Runden in 66 bzw. 62 Sekunden gelaufen – das war sehr stark. Bedenkt man, dass er nur vier bis fünf Mal pro Woche ernsthaft trainieren kann und auch nur eine Einheit bei uns in der Gruppe absolviert, ist seine Leistung hoch einzuschätzen“, lobte Jörg Riethues den jungen Familienvater, der die pure Freude am Laufen  lebt.

„Jari hat auf dem Schlusskilometer den Turbo gezündet, das war sehr stark. Bedenkt man, dass er nur vier bis fünf Mal pro Woche ernsthaft trainieren kann, ist seine Leistung hoch einzuschätzen.“ (Jörg Riethues)

Leonie Kruse lässt in der Wärme Sekunden liegen, Anna Kamp mit DM-B-Norm

Am stärksten von der Nachmittags-Wärme beeinträchtigt waren aus LG-Sicht die 5000 Meter der Frauen und die 3000 Meter Hindernis, die DNF-Quote war jeweils erheblich. Leonie Kruse kämpfte sich durch die zwölfeinhalb Runden, konnte in 17:59,13 Minuten aber nicht die angepeilte neue Bestzeit erzielen. Bis auf zwei Sekunden näherte sich Anna Kamp über die 3000 Meter Hindernis nach schneller Renneröffnung in 10:54,31 Minuten ihrer PB; für die DM-B-Norm reichte es. Christina Lehnen musste dem hohen Angangstempo derart Tribut zollen, dass sie das Rennen nicht beenden konnte.