Jakob Bruns und Silas Zahlten holen Bronze bei U23-DM

05.07.2023 | Die erste große Meisterschaft der Freiluftsaison 2023 liegt hinter den Athletinnen und Athleten der LG Brillux. Bei der U23-DM in Göttingen waren es Jakob Bruns und Silas Zahlten, die mit zwei Bronzemedaillen für die Highlights sorgten.

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Ein breites Emotions-Spektrum durchlebte das 22-köpfige Team der LG Brillux bei den deutschen U23-Meisterschaften in Göttingen. Für eine vielversprechende Initialzündung sorgten die Sprinter, die zu dritt (Jan-Luca Fröse, Jakob Bruns, Leonard Horstmann) in die 100 Meter-Vorläufe starteten und als Duo ins Halbfinale einzogen. U20-Athlet Leonard Horstmann beeindruckte dabei mit der nächsten Leistungssteigerung auf 10,74 Sekunden auch seinen Trainer Lars Goldbeck: „Für einen U20er, der vor einem Jahr noch gar nicht an den Sprint als zweites Disziplin-Standbein gedacht hat, ist das überragend.“ Im Halbfinale war dann zwar für Leonard Horstmann und Jan-Luca Fröse Endstadion, es blieb indes ein positiver Fingerzeig für Meisterschaftstag zwei, da auch Jakob Bruns mit einem starken freien Lauf überzeugte.

Staffel verliert beim letzten Wechsel Gold

Tag zwei begann dann mit einem Wechselbad der Emotionen im Zeitraffer: Die 4 x 100 Meter Staffel in der Besetzung Ole Patterson, Jakob Bruns, Jan-Luca Fröse und Leonard Horstmann flog knapp vor den favorisierten Leverkusenern zum letzten Wechsel ein, Gold war in diesem Moment möglich. Sekundenbruchteile später waren der Titel verloren und das Finale beendet. „Leider ist Leonard etwas zu früh losgelaufen, Jan-Luca konnte ihn nicht erreichen. Leonard war nach seinem herausragenden Auftritt am Vortag sehr aufgeregt, zugleich hatte ich mich für die risikoreiche Wechselmarken-Variante entschieden, um den Leverkusenern im Kampf um Gold Paroli bieten zu können“, analysierte Lars Goldbeck ausgewogen. Was neben der Enttäuschung blieb, waren das Gefühl, stark genug für DM-Gold gewesen zu sein, aber auch die bedingungslose Rückendeckung für den aufstrebenden Schlussläufer Leonard Horstmann.

Jakob Bruns mit erster DM-Einzelmedaille

Jakob Bruns hakte das Missgeschick schnell ab, immerhin warteten knappe zwei Stunden später die 200 Meter-Halbfinals und damit Schritt eins zum ausgegebenen Ziel der ersten Einzelmedaille bei Deutschen Meisterschaften. Mit einer beeindruckenden Vorstellung untermauerte Jakob seine Ambitionen: In 21,20 Sekunden dominierte er sein Halbfinale spielerisch und konnte frühzeitig das Tempo reduzieren. Das Finale geriet dann zum perfekten Showdown: Gleichauf bogen der nominelle Favorit Simon Wulff (Bayer Leverkusen), James Adebola (SCC Berlin) und Jakob Bruns auf die Zielgerade ein. „Ich bin leider nach der Kurve etwas fest geworden, sodass ich an Geschwindigkeit verloren haben. Erst auf den letzten 50 Metern konnte ich mich davon befreien“, erlebte Jakob Bruns das Finale als große mentale Prüfung. Letztlich meisterte der 21-Jährige die Prüfung mit Bravour und schnappte sich Bronze. „Natürlich hätte ich mich auch über Silber oder Gold gefreut, aber ich bin über die erste Einzelmedaille meiner Karriere sehr glücklich“, so Jakob über den erreichten Karriere-Meilenstein.

Motivationsschub vor Aktiven-DM

Jakobs Trainer Lars Goldbeck sprach von einer überfälligen Medaille, die seinem Schützling auch im Hinblick auf die Aktiven-DM den letzten Motivationsschub verleihen dürfte: „Wir nehmen dort in einem überaus starken Feld das Finale ins Visier. Jakob hat gezeigt, dass sowohl die Form als auch die mentale Disposition stimmen.“

Silas Zahlten mit schnellem Schlusskilometer zu Bronze

Ausschließlich positive Facetten bildeten das Emotionsspektrum Silas Zahltens ab. In Göttingen gelang ihm das Kunststück, als einziger U20-Athlet des Hindernis-Feldes eine Medaille zu ergattern. Auch die Zeit war ein großes Ausrufezeichen: Silas blieb in 8:54,21 Minuten erstmals unter der 9 Minuten-Grenze und schob sich in der europäischen U20-Bestenliste auf einen hervorragenden siebten Platz.

Dabei entwickelte sich zunächst nicht das schnelle Rennen, auf das Trainer Jörg Riethues gehofft hatte. Der körperlich angeschlagene Marco Sietmann war bei seinem Bemühen um ein akzeptables Tempo zunächst allein auf weiter Flur. Während Marco im weiteren Verlauf das Rennen mit zunehmenden Hüftbeuger-Problemen nicht beenden konnte, war Silas im Taktik-Poker hellwach und blieb auch bei der entscheidenden Tempoverschärfung eingangs der vorletzten Runde an den Fersen der Favoriten Robin Müller (LC Top Team Thüringen) und Florian Zittel (LG Region Karlsruhe). Erst der formidablen Schlussrunde Robin Müllers, der in diesem Jahr einen enormen Leistungssprung gemacht hat, konnte Silas nichts entgegensetzen; dessen ungeachtet beeindruckte auch Zahlten mit 2:52 Minuten für Kilometer drei und einer souveränen Bronze-Medaille. „Ich bin sehr glücklich mit Bronze und einer deutlichen Steigerung meiner persönlichen Bestleistung. Sicherlich hat mir auf der Schlussrunde ein wenig der Mut gefehlt, Robins Attacke mitzugehen. Dennoch weiß ich, dass ich die 8:50 Minuten in den Beinen habe“, so Silas Zahlten.

Platz sieben der europäischen U20-Bestenliste

Die Aussichten für den weiteren Saisonverlauf sind hervorragend: Im nationalen U20-Bereich ungefährdet, klettert Silas im europäischen U20-Ranking weiter nach vorne. „Wenn man die Liste um zwei der fünf vor Silas platzierten Franzosen bereinigt, liegt Silas sogar auf Platz 5“, ordnete Jörg Riethues die Steigerung seines Schützlings ein. Für das Duo Zahlten-Riethues machte sich der Ansatz bezahlt, in Göttingen einmal nicht in der Verantwortung für die Renngestaltung zu stehen. Trotz technischer Reserven sammelte Silas Selbstvertrauen für die anstehenden Saisonhöhepunkte in Rostock (U20-DM) und Jerusalem (U20-EM): „Das Rennen gibt mir viel Sicherheit für die Europameisterschaften, zumal wir bis dahin noch an meiner Schnelligkeit arbeiten werden.“

Jean-Benoît Merté läuft clever auf Rang sechs

Mit einem cleveren taktischen Rennen lief Jean-Benoît Merté auf Rang sechs im Hindernisfeld. In 9:35,56 Minuten holte er das Maximum heraus und bescherte im Übrigen der LG Brillux wertvolle Punkte für das Vereins-Ranking.

Christina Lehnen schrammt trotz starker Bestzeit hauchdünn an Bronze vorbei

Disziplin-Kollegin Christina Lehnen versuchte im Endspurt alles, um Darja Michel (TuS Traunreut) zu bezwingen. Hinter der Ziellinie ging die 19-Jährige erschöpft und enttäuscht zu Boden – um weniger als eine Sekunde war sie an Bronze vorbeigeschrammt. Mit etwas Abstand überwog dann die Zufriedenheit über eine ausgezeichnete Leistung: „Ich habe letztlich keinen Grund unzufrieden zu sein. Ich bin ein mutiges Rennen und eine neue Bestzeit gelaufen“, so Lehnen, die ihre erste Saison im Dress der LG Brillux absolviert. Ihre Steigerung um satte 15 Sekunden auf starke 10:26,78 Minuten und der große Kampfgeist erfreuten auch Trainer Jörg Riethues: „Christina ist ein bärenstarkes Rennen gelaufen, sie hat auch taktisch alles richtig gemacht. Dass sie als Fünfte der Meldeliste um die Medaillen mitläuft, war so nicht erwartbar.“

Bastian Sundermann sprintet hochwertige 200 Meter-Bestzeit

Zur Riege der starken U20-Atheleten und Athletinnen zählte in Göttingen Bastian Sundermann, der einen Unterdistanzstart über die 200 Meter absolvierte. Hochwertige 21,61 Sekunden waren Balsam auf die Seele des amtierenden deutschen 400 Meter-Hallenmeisters der Klasse U20, der zuletzt eine zähe Stadionrunde in Mannheim verkraften musste. Dabei wäre der 19-Jährige beinahe ins Finale eingezogen, lediglich sechs Hundertstelsekunden fehlten. „Natürlich hatte ich nach meinem Rennen ein wenig auf den Sprung ins Finale gehofft, all in all bin ich aber zufrieden“, kommentierte Bastian seinen Ausflug auf die 200 Meter, der auch Trainer Jan Vogt optimistisch stimmt: „Basti hat genau das gemacht, was wir uns vorgenommen hatten: Nach dem drucklosen ersten Rennabschnitt von Mannheim war es das Ziel, das Feeling einer druckvollen ersten Kurve wiederzuerlangen. Das hat er mit Bravour gemeistert.“ Bastian Sundermann toppte seine bisherige persönliche Bestzeit um 15 Hundertstelsekunden, schob sich auf Platz sieben der deutschen U20-Bestenliste und unterbot – wenn auch verspätet – die B-Norm der Aktiven-DM. „Dieses Selbstvertrauen versuchen wir jetzt auf die 400 Meter zu transferieren“, so Jan Vogt.

Weibliche 4×100 Meter-Staffel mit herausragender zweiter Hälfte

Auf Team-Ebene sorgte die weibliche 4×100 Meter-Staffel für ein starkes Resultat: Fiona Wildemann, Greta Piepel, Maja Huesmann und Nicole Rodehutscord überzeugten vor allem auf der zweiten Rennhälfte und schoben sich immer weiter nach vorne. In 47,14 Sekunden landeten sie auf einem tollen sechsten Platz. „Alle hatten richtig Bock. Zwar war erste Wechsel war sehr knapp, danach haben wir aber Gas gegeben und uns mit Platz sechs belohnt“, freute sich Fiona Wildemann stellvertretend für das Quartett, dessen Auftritt Chefcoach Jörg Riethues als eines seiner persönlichen DM-Highlights würdigte. Der Auftritt war zugleich eine gelungene Generalprobe für die Aktiven-DM.

Freude und Enttäuschung bei Benjamin Gebhardt und Gabriel Wusu

Überaus gemischte Emotionen verzeichneten die Viertelmeiler: Ein glänzendes DM-Debüt gelang Benjamin Gebhard. Mit einer punktgenau getroffenen Norm (49,50 Sekunden) war der Athlet aus der Trainingsgruppe von Roberto Morales ins DM-Feld gerutscht, in Göttingen zeigte Benjamin nicht den Hauch von Lampenfieber – im dritten Halbfinale steigerte er sich auf starke 48,99 Sekunden und ließ insgesamt fünf vor ihm gemeldete Kontrahenten hinter sich. „Ich bin sehr zufrieden. Beim Saisonhöhepunkt eine PB zu laufen ist stets das Ziel. Dass es sogar eine Zeit unter 49 Sekunden wird, damit hatte ich trotz der guten Form nicht gerechnet“, zog Benjamin Gebhardt eine durchweg positive Bilanz. Mittlerweile steht für ihn eine Verbesserung um mehr als zwei Sekunden im Jahr 2023 zu Buche.

Tief enttäuscht verließ demgegenüber Gabriel Wusu das Jahnstadion. Angereist mit Final-Ambitionen und der Absicht, seine Visitenkarte für die 4 x 400 Meter-EM-Staffel in Finnland abzugeben, konnte Gabriel nicht an seine starke Leistung von Regensburg anknüpfen. Bitter: In 48,02 Sekunden fehlten nur zwei Hundertstelsekunden für das Finale und damit die zweite Chance, seine tolle Form unter Beweis zu stellen. „Man hat Gabriel die große Aufregung und Anspannung auf der DM-Bühne angemerkt. Nach dem Rennen war Gabriel dann verständlicherweise sehr geknickt. Aber wir müssen auch konstatieren: Dass Gabriel nach seinen langwierigen Verletzungsproblemen überhaupt den DM-Start realisieren konnte, bleibt ein großer Erfolg“, ordnete Trainer Jan Vogt den Auftritt seines Athleten differenziert ein.

Leonie Kruse über die 1500 Meter mit Achtungserfolg

Einen Achtungserfolg verbuchte über die 1500 Meter U20-Athletin Leonie Kruse. In 4:38,49 Minuten steigerte sie ihre persönliche Bestleistung um fast sieben Sekunden. „Leonie ist im Hinblick auf die U20-DM auf einem ausgezeichneten Weg. Mit drei persönlichen Bestleistungen in dieser Saison hat sie ein großes Spektrum“, lobte Jörg Riethues die 19-Jährige. Auch Franziska Dinkelborg (4:42,31 Minuten) wartete mit neuerlicher PB auf, obgleich sie selbstkritisch eine zu passive Renngestaltung beklagte.

Weitere Ergebnisse

100 Meter: Maja Huesmann, 12,29 Sekunden
100 Meter Hürden: Fiona Wildemann, 14,52 Sekunden / Berenike Paul, 14,62 Sekunden

Jörg Riethues zieht positive Bilanz

Für das komplette Team zog Jörg Riethues eine positive Bilanz: „Mit zwei Medaillen, sieben Finalteilnahmen und sechs persönlichen Bestleistungen können wir zufrieden sein. Auch für die DLV-Vereinsrangliste haben wir gut gepunktet, deutlich besser als in 2023. Dass wir mit 22 Athletinnen und Athleten in Göttingen waren, spricht für eine breite Spitze im Übergang vom U20- in den Aktiven-Bereich.“