Bastian Sundermann in Schlagdistanz zur U20-EM-Norm

22.05.2023 | Beim Nationalen Leichtathletik-Meeting in Hannover absolvierte Bastian Sundermann sein erstes 400 Meter-Rennen der Saison. 47,54 Sekunden bedeuteten eine klare neue Bestzeit und bringen ihn auf Schlagdistanz zur U20-EM-Norm.

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Als amtierender deutscher U20-Hallenmeister kann sich Bastian Sundermann der Rolle des Gejagten kaum erwehren. Entsprechend groß war die Anspannung vor dem ersten 400 Meter-Freiluft-Rennen der Saison, der 19-Jährige spürte beim Warmup deutlich die mitunter herausforderndste Seite des Spitzensports: die mentale Ausnahmesituation, das Training aus Wochen und Monaten in einer Momentaufnahme auf die Bahn zu bringen. Während noch vor einigen Jahren die Renn-Performance unter diesem inneren Druck gelitten hätte, gelingt es Bastian Sundermann heute, spätestens im Startblock ganz bei sich zu sein – so auch in Hannover: „Ich habe mir vorgenommen, mein Rennen einfach durchzuziehen“, benennt er den entscheidenden Schlüsselmoment im Kopf. Es folgte eine Demonstration der Stärke: In 47,54 Sekunden blieb Bastian eine halbe Sekunden unter seiner persönlichen Bestzeit und näherte sich der Norm für die U20-EM in Jerusalem (47,35 Sekunden) bis auf zwei Zehntelsekunden.

Trainer Jan Vogt beobachtete die Stadionrunde gleichermaßen begeistert wie verblüfft: „Alles unter 48 Sekunden wäre ein Highlight gewesen. Dass Basti eine 47,5 läuft, damit hatten wir nicht gerechnet“, kommentierte Vogt die Leistung seines Schützlings, der seinerseits angesichts der Trainingswerte auf eine hohe 47 gehofft hatte. Ausgezahlt hatte sich in diesem Moment auch die bewusste Entscheidung für ein Feld, in dem Bastian mit Lukas Krappe (SCC Berlin) und Tyrel Prenz (SC Potsdam) auf starke „alte Bekannte“ traf, die in ihrem ersten U23-Jahr zugleich keine direkte Konkurrenz darstellten. „Ich habe mich an meinen Vordermann Tyrel gehangen. Zwar war die Renneinteilung noch etwas ausbaufähig, aber im Endeffekt bin ich eine Zeit gelaufen, die ich mir zu diesem frühen Zeitpunkt nie erträumt hätte“, kommentierte Bastian Sundermann sein Rennen, das er als bester U20-Athlet auf Platz vier beendete.

Athlet und Trainer sind jetzt überzeugt, die fehlenden Zehntel bis zur Norm wettmachen zu können. „Es gibt noch einige Stellschrauben“, so Bastian Sundermann, der indes ebenso wie Jan Vogt mindestens vier Kontrahenten im Kopf, die ebenfalls Anspruch auf die drei Einzeltickets für Jerusalem anmelden. Aktuell belegt Bastian Sundermann Platz zwei der deutschen U20-Bestenliste. Bevor ab der zweiten Juni-Hälfte die großen Showdowns anstehen, warten jetzt Starts bei diversen Meetings in ganz Deutschland. Am Pfingst-Wochenende wird Bastian bei der Kurpfalz-Gala in Weinheim über die 100 und 200 Meter am Start sein.

Jakob Bruns steigert Saison-Bestzeit trotz Gegenwind

Wie bereits in Waltrop hoffte 200 Meter-Spezialist Jakob Bruns vergeblich auf günstige Wind-Verhältnisse. Die Vorbelastung auf der kurzen Sprintstrecke verhieß mit 2,3 Metern pro Sekunde Gegenwind wenig Gutes; Jakob trotzte den Verhältnissen mit mentaler Stärke und behielt in der 36 Mann starken Konkurrenz in 11,04 Sekunden die Oberhand. Auf seiner Spezialstrecke hatte er dann erneut den Wind im Gesicht, kämpfte aber bravourös und steigerte seine Saisonbestzeit auf 21,66 Sekunden. „Im ersten Moment bin ich bei solchen Zeiten einfach nur genervt. Ich habe dann aber das Rennen Revue passieren lassen und realisiert, dass wir gegen eine ziemliche Wand gelaufen sind – dafür stimmen mich die 21,66 Sekunden dann doch sehr zufrieden“, brauchte Jakob Bruns eine Weile, um den Wert seiner Performance einzuschätzen. Jakob hofft jetzt, bei den nächsten Starts in der beständigen Windlotterie ein besseres Los zu ziehen.

Leonard Horstmann sprintet U20-DM Norm, Gabriel Wusus Comeback glückt

Ähnlich wie Jakob Bruns machte auch U20-Athlet Leonard Horstmann das Beste aus den widrigen Verhältnissen. Das Beste war de facto gleichbedeutend mit der U20-DM-Norm über die 100 Meter: Trotz 1,1 Meter pro Sekunden Gegenwind steigerte Leonard seine noch frische persönliche Bestleistung um mehr als eine Zehntelsekunde und knackte in 11,11 Sekunden den DLV-Standard für Rostock. Im Feld der 17 Sprinter war niemand schneller, Teamkollege Bastian Sundermann konnte bei seiner 200 Meter-Vorbelastung in 11,15 Sekunden noch am besten folgen. Auch im Weitsprung tastete sich Leonard Horstmann mit 6,77 Metern an die Norm (7,00 Meter) heran.

U23-Athlet Gabriel Wusu feierte in Hannover sein Comeback nach langwierigen Beuger-Problemen. Bei starkem Gegenwind (-2,3 Meter pro Sekunde) waren 11,06 Sekunden über die 100 Meter sehr ermutigend. „Hinter Gabriel liegt ein langer Aufbauprozess und es ging in Hannover darum, überhaupt wieder Wettkampfluft zu schnuppern. Zwar ist es ein Wehrmutstropfen, dass er die U23 DM-Norm für Göttingen um sechs Hundertstel verpasst hat, aber ich bin mir sicher, dass Gabriel bald nachlegen wird“, freute sich Jan Vogt über die Rückkehr seines Schützlings, der eigentlich auf den 200 und 400 Metern zu Hause ist.