Luka Herden veredelt Hallen-DM mit Weitsprung-Bronze
22.02.2023 | Drei Final-Teilnahmen, darunter Platz fünf für Jakob Bruns über 200 Meter und als Höhepunkt Weitsprung-Bronze für Luka Herden: Die LG Brillux Münster präsentierte sich bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in ausgezeichneter Verfassung.
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Es war der sechste Versuch, als Luka Herden beim Verlassen der Weitsprunggrube die Faust ballte und in die Hände klatschte. Der 22-Jährige wusste sofort: Das war der eine Flug, bei dem endlich alles zusammenpasste, nicht weniger als das Ende einer Warteschleife, in der Luka seit wohl drei, vier Jahren beständig um den entscheidenden Schritt nach vorne gekämpft hatte. Als auf der Anzeigetafel die Weite von 7,72 Metern aufleuchtete, kannte der Jubel bei Luka Herden und seinem Trainer Lars Goldbeck keine Grenzen. Das I-Tüpfelchen folgte in den Minuten darauf: Weder Valentin Brenner (LC Top Team Thüringen) noch Fabian Heinle (VfB Stuttgart) noch Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) vermochten den Wahnsinns-Satz zu kontern, sodass Luka Herden mit seinem letzten Sprung von Rang sechs in die Medaillen vorrückte.
„In Lukas Kopf ist ein Knoten geplatzt“
Was von außen betrachten den Charakter einer formvollendeten Dramaturgie hatte, war de facto eine mentale und taktische Meisterleistung des Athleten Luka Herden und seines Trainers Lars Goldbeck: „Luka hat vom ersten Sprung an eine unglaubliche mentale Stärke gezeigt, wie ich sie lange nicht mehr gesehen habe. Er hat mir vermittelt: Heute schaffen wir etwas und können mutig sein!“, nahm Lars Goldbeck bei seinem Schützling früh die Bereitschaft für Großes wahr. Indes setzte das Duo zunächst auf die sichere Endkampfteil der besten acht, was sich in den Versuchen eins bis drei mit beeindruckender Konstanz (7,38 Meter / 7,51 Meter / 7,56 Meter) bei teils reichlich verschenktem Platz zum Brett widerspiegelte. Danach lösten Herden und Goldbeck sukzessive die Handbremse, tasteten sich in den Versuchen vier und fünf in Richtung Brett. „Beim letzten Versuch haben wir dann mit dem nötigen Mut nochmal den Anlauf korrigiert. Luka traf das Brett und ich konnte von der Tribüne aus erkennen, wie bei Luka im Kopf ein Knoten geplatzt ist, der sich in den letzten Jahren nicht lösen wollte“, war Goldbeck für seinen Vorzeige-Athleten überglücklich.
„Die Weite ist mir wichtiger als die Platzierung“
Auch Luka Herden selbst war anzumerken, wie sehr er diesen Moment genoss. „Die Weite ist mir definitiv wichtiger als die Platzierung und die Medaille. Selbst wenn ich damit nur Sechster geworden wäre – die 7,72 Meter hätten mir ebenso viel bedeutet“, kommentierte er seinen Coup. In der Helmut-Körnig-Halle überflügelte er auch zwei Bundeskader-Athleten, darunter den hoch dekorierten Fabian Heinle. Es war in diesem Sinne auch ein klares Signal, dass Luka Herden nie weg war und noch einiges vor dem immer noch jungen Mann liegt. LG Brillux-Sportwart Jörg Riethues würdigte die Leistung als Highlight des Wochenendes und freute sich für den großen Erfolg eines Athleten, der dem Verein seit 17 Jahren die Treue hält. Für Luka Herden waren in Dortmund selbst Gold (Simon Batz, MTG Mannheim/7,86 Meter) und Silber (Max Heß, LAC Erdgas Chemnitz/7,76 Meter) nicht allzu weit entfernt, sodass er mit einem gehörigen Motivationsschub in Richtung Sommer blicken dürfte.
200 Meter: Jakob Bruns von unglücklichem Fehltritt gebremst
Jakob Bruns, das zweite „heiße Eisen“ der LG Brillux Münster, hatte im wegweisenden 200 Meter-Vorlauf Pech, als ihn ein buchstäblicher Fehltritt ereilte: Nach starken ersten 150 Metern trat er auf der unebenen Bahn sechs in Führung liegend in ein kleines Loch und verlor seinen Rhythmus. Trainer Lars Goldbeck musste beobachten, wie Jakob seinen bis dahin flüssigen Stil einbüßte und noch von Daniel Hoffmann (Bayer Leverkusen) abgefangen wurde. 21,53 Sekunden bedeuteten letztlich zwar eine starke Zeit, im Kampf um die Bahnvergabe für das Finale der Top 6 reichte es für Jakob aber nur für die ungünstige Bahn zwei, die mit einem engen Kurvenradius die ganz schnellen Zeiten quasi unmöglich macht. Zu allem Übel verletzte Jakob sich in Folge seines Fehltritts leicht und musste physiotherapeutisch behandelt werden. „Ein Dankeschön geht an Bene Wentrup vom ZfS Münster, der Jakob fürs Finale fit gemacht hat“, so Lars Goldbeck.
„Ich habe das Beste aus Bahn zwei gemacht“
Im Finale gab Jakob Bruns alles und konnte beim Sieg von Robin Ganter (MTG Mannheim) in 22,02 Sekunden Platz fünf sichern. „Ich denke, ich habe das Beste aus Bahn zwei gemacht. Es war das erste Finale bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven und obwohl ich im Vorfeld mit etwas mehr geliebäugelt hatte, bin ich unterm Strich sehr zufrieden“, kommentierte er seinen Auftritt. In der Tat füllte der 21-Jährige während der kompletten Hallensaison die ihm bisher unbekannte Position als nationaler Top5-Sprinter selbstbewusst aus. Auch bei der DM präsentierte er sich in hervorragender mentaler Verfassung: „Jakob wusste, was er draufhat und hat in seinem ersten großen Finale eine sehr reife Leistung gezeigt“, war auch Lars Goldbeck beeindruckt.
Kai Sparenberg auf Platz 14
Kai Sparenberg, der zur eigenen Überraschung noch einen Startplatz ergattern konnte, verkaufte sich auf einer ungünstigen Bahn gut und beschloss die für ihn schwierige Hallensaison mit 22,15 Sekunden auf Rang 14. Kai richtet den Fokus jetzt auf die Freiluftsaison.
1500 Meter Frauen: Kerstin Schulze Kalthoff mit Mut und Größe ins Finale
Mentale Stärke zeigte auch Kerstin Schulze Kalthoff über die 1500 Meter: Trotz verletzungsbedingtem Trainingsausfall stand sie kämpferisch an der Startlinie und war bereit, für ein Finalticket notfalls tief in den roten Bereich zu gehen. Keinesfalls alle Athletinnen und Athleten bringen den Mut und die Größe auf, das Wissen um Form-Abstriche beiseite zu schieben und sich der Konkurrenz zu stellen. Dabei verwies Kerstin auf die gemeinschaftliche Anstrengung ihres Teams, die den DM-Start erst möglich gemacht habe: „Ich bin stolz und dankbar, dass mein Team um Robert Welp, Jan Vogt und Jans Trainingsgruppe in den Wochen vor der DM geschlossen hinter mir stand und habe daraus viel Kraft gezogen“, so Kerstin. Die Kraft reichte, um in 4:29,46 Minuten sicher ins Finale einzuziehen.
Am Folgetag musste sie dann den Wochen ohne harte Laufbelastungen Tribut zollen: „Ich hatte schon zur Hälfte des Rennens das Gefühl, dass mir der Stecker gezogen wurde. Die letzten dreieinhalb Runden bin ich mit Kribbeln in den Armen gelaufen. Ich habe alles versucht, um im Bereich von Platz sechs oder sieben zu laufen und kann mir nichts vorwerfen – selbst wenn ich meinem Umfeld gerne mehr zurückgegeben hätte“, bilanzierte Kerstin ihr Rennen, dass sie als Zwölfte in 4:35,55 Minuten beendete.
1500 Meter Männer: Marco Sietmann und Silas Zahlten in hochkarätigem Feld
Bei den Männern reichte ein flüchtiger Blick in die Meldeliste, um zu wissen: Sowohl für Marco Sietmann als auch für Silas Zahlten würde es nur bei einem optimalen Rennverlauf ins Finale gehen. „Alles, was in Deutschland rennen kann, ist die 1500 Meter gelaufen“, verwies Jörg Riethues auf Namen wie Amos Bartelsmeyer, Maximilian Thorwirt und Christoph Kessler, die dem 1500 Meter-Feld eine weitaus höhere Qualität verliehen als die 800 Meter und die 3000 Meter-Konkurrenz aufwiesen.
Marco Sietmann warf in Lauf eins alles in die Waagschale und näherte sich trotz langsamer Renneröffnung der Spitze in 3:49,36 Minuten seiner Bestzeit an. Hauchdünn wurde auf der Zielgeraden von Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch / 3:49,31 Minuten) auf Rang sieben verwiesen, sodass in der Bilanz der Vorläufe fünf Hundertstel für das Finale fehlten. „Natürlich ist es sehr schade, dass ich das Finale so knapp verpasst habe. Zugleich ist es keine Schande, gegen Niklas Buchholz zu verlieren, der bei der EM in München im Hindernis-Finale stand“, konnte Marco mit seinem Rennen zufrieden sein. Für die Freiluftsaison ist der Athlet von Robert Welp auf einem guten Weg.
Silas Zahlten tankt Motivation für die U20-DM
Als einziger U20-Athlet überhaupt stellte sich Silas Zahlten der 1500 Meter-Konkurrenz. Die Marschroute war entsprechend darauf ausgelegt im Feld mitzuschwimmen und bei einer günstigen Konstellation seine Chance auf den letzten Runden zu suchen. Silas Löste die Herkulesaufgabe gut, musste letztlich aber die körperliche Überlegenheit der Männer anerkennen. „Die großen Jungs sind im Finale einfach deutlich stärker und ich habe im Kampf um die Positionen viel Kraft gelassen“, beschreibt Silas die Herausforderung eines Jugend-Athleten bei der Aktiven-DM. In 3:50,94 Minuten lief er eine starke Zeit und zog ebenso wie sein Trainer Jörg Riethues eine positive Bilanz: „Ich bin dankbar für die Möglichkeit, hier am Start gewesen zu sein. Es war mein erstes Rennen vor einer nahezu vollen Halle und ich nehme viel Motivation für die U20-DM am nächsten Wochenende mit.“
60 Meter: Luka Herden und Markus Greufe erfüllen Zielstellung
Ebenso wie über die 1500 Meter stellten sich auch auf den 60 Metern der Männer zwei Rothemden der LG Brillux der geballten nationalen Konkurrenz. Sowohl Luka Herden als auch Markus Greufe erfüllten mit dem Halbfinaleinzug die erklärte Zielstellung. Luka Herden zeigte dabei in 7,76 bzw. 7,77 Sekunden zwei herausragende Leistungen und baute an Tag eins der Nationals jenes Selbstvertrauen auf, mit dem er am Folgetag zu Bronze sprang. „Mit einer persönlichen Bestleistung in die DM zu starten, war für Luka ein super Auftakt. Davon abgesehen belegen die Zeiten, dass wir auf den Punkt topfit waren“, ordnete Lars Goldbeck die 60 Meter-Sprints von Luka Herden ein. Dass die Trauben für ein Finalticket außerordentlich hoch hingen, belegen die Zeiten Konkurrenz: Mit Ownen Ansah (Hamburger SV), Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München) und Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) brannten gleich drei Sprinter in den Halbfinals 6,58 Sekunden auf die Bahn, womit sie auch im europäischen Vergleich mithalten können.
Markus Greufe, der sich in der laufenden Saison von Rennen zu Rennen gesteigert hatte, war zur leistungssportlichen Unzeit voll im Beruf gefordert: In der unmittelbaren DM-Vorbereitung musste er für vier Tage nach München. Greufe ist indes Athlet durch und durch und verwies bei der DM-Analyse lediglich auf eigene Fehler: „Ich wäre gerne nochmal eine 6,75 gelaufen, konnte es aber technisch nicht richtig umsetzen.“ 6,80 und 6,82 Sekunden gingen für Markus Greufe in die Ergebnislisten ein. Angesichts der schwierigen Saisonvorbereitung, in der Markus Greufe mit hartnäckigen Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte, war er mit der Gesamtbilanz seiner Indoor-Rennen aber ebenso zufrieden wie Trainer Lars Goldbeck. Goldbeck attestierte sowohl Luka Herden als auch Markus Greufe einen fokussierten Auftritt mit blitzsauberen Leistungen.
60 Meter Hürden: Fiona Wildemann saugt Atmosphäre auf
In ihrem ersten Aktiven-Jahr war bereits die DM-Teilnahme für Fiona Wildemann ein großer Erfolg. In Dortmund hatte sie die Chance, sich mit den Besten der Zunft zu messen und zeigte mit der viertbesten Zeit ihrer bisherigen Karriere (8,77 Sekunden) eine gute Leistung. „Es war ein schöner Wettkampf vor einem lautstarken Publikum. Es versteht sich dennoch von selbst, dass ich bei den Deutschen Meisterschaften gerne an meine persönliche Bestleistung herangelaufen wäre“, zog Fiona eine austariere Bilanz. Trainer Lars Goldbeck merkte seiner Athletin die Aufregung vor der großen Kulisse an: „Eine Aktiven-DM ist im Jahr nach den Jugendklassen nicht ohne. Fiona konnte die Atmosphäre aufsaugen, hat sich gezeigt und das Bestmögliche rausgeholt“, lobte er ihren Auftritt.
Jörg Riethues zieht erfreuliche Bilanz
Sportwart Jörg Riethues zog für die LG Brillux eine erfreuliche Meisterschafts-Bilanz: „Alle Athleten haben sich in Topform präsentiert und ihre beste Leistung gebracht. Mit Platz fünf für Jakob Bruns und Bronze für Luka Herden können wir in der Spitze zwei herausragende Resultate verbuchen.“