Silvesterläufe: Marco Sietmann in Münster vorne, Kerstin Schulze Kalthoff behauptet sich im Trierer Elitefeld
10.01.2023 | Ein Jahresabschluss ohne Silvesterlauf oder Trainingslager ist für Läuferinnen und Läufer der LG Brillux undenkbar.
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Während sich ein Teil der Trainingsgruppe von Jörg Riethues und Robert Welp für Variante zwei entschied und den Jahreswechsel in Portugal verbrachte, starteten die Daheimgebliebenen bei den Silvesterläufen in Münster und Trier. Beide Events kehrten nach zweijähriger Corona-Pause zurück.
Eine starke Männer-Fraktion der LG Brillux drückte der 32. Ausgabe des Münsteraner Silvesterlaufs ihren Stempel auf: Unter den Top 5 der 5 Kilometer-Distanz tummelten sich gleich drei „Rothemden“. Dabei war es Hindernis-Spezialist Marco Sietmann, der seine Favoritenrolle mit offensiver Renneröffnung annahm und in Richtung einer Sub-15-Zeit marschierte. Erhebliche Sturmböen verwehten seine angepeilte Zielzeit dann aber buchstäblich. „Auf Kilometer zwei standen wir vollständig im Gegenwind und haben 15 Sekunden verloren“, berichtete er vom Kampf mit den Elementen. Nichtsdestotrotz blieb Marco „auf Zug“ und überquerte in 15:23 Minuten mit einem Vorsprung von acht Sekunden auf den Dorstener Lutz Holste die Ziellinie im Sportpark Sentruper Höhe. Als Drittplatzierter lief Jens Kassebeer in 15:47 Minuten im Bereich seiner persönlichen Bestzeit, gefolgt von Jari Bender auf Rang fünf (15:54 Minuten), der gerade noch rechtzeitig von einer Erkältung genesen war. 800 Meter-Spezialist Cedrik Runde belegte bei seinem Überdistanzrennen in 17:52 Minuten Platz neun, in der U18-Klasse war er ungefährdet.
Marco Sietmann: Von Münster in den Flieger nach Monte Gordo
Sieger Marco Sietmann sprach nach der windigen Angelegenheit von einer grundsoliden Leistung und war froh, zum Jahreswechsel die Chance auf einen Wettkampf direkt vor der Haustür genutzt zu haben: „Ein entspannter Straßenlauf in Münster mit schneller, unkomplizierter Anreise – so sieht eine schöne Abwechslung vom Trainingsalltag aus. Ich hatte Spaß und habe viele Leute wiedergesehen, sodass es ein gelungenerJahresabschluss war.“
Indes gestaltet sich der Start ins neue Jahr für den 20-Jährigen weniger entspannt: Marco folgte seiner Trainingsgruppe mit dem Flieger nach Monte Gordo. An der Südküste der Algarve bereitet er sich bis zum 13. Januar auf die Hallensaison vor. Die international frequentierte Läufer-Hochburg lockt mit Pinien- und Kiefernwäldern, einer abwechslungsreichen Topografie und frühsommerlichem Wetter – beste Bedingungen, um sich für schnelle Rennen unterm Hallendach zu rüsten. Am 22. Januar wird Marco bei den Westfälischen Hallenmeisterschaften in Dortmund über die 3000 Meter einsteigen; danach gilt sein Fokus den 1500 Metern, er peilt einen Start bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften an. Die Erinnerungen könnten besser nicht sein: Vor Jahresfrist glänzte Marco als Fünftplatzierter.
Kerstin Schulze Kalthoff: Bei berauschender Atmosphäre sechstbeste Deutsche
Die Elitefelder des Silvesterlaufs in Trier suchen in Deutschland ihresgleichen. Neben den deutschen Top-Läufer*innen sind jedes Jahr auch starke afrikanische Athlet*innen in der schmucken Trierer Altstadt vertreten und auch die Stimmung am Rande des 1 Kilometer-Rundkurses verdient das Attribut Extraklasse. Für Kerstin Schulze Kalthoff war es insofern eine Auszeichnung, dass der Veranstalter ihr einen Platz im 43-köpfigen Frauenfeld anbot. Indes entschieden sie zusammen mit Trainer Robert Welp erst bei der Abschlusseinheit vor Heiligabend, die Start-Option auch wirklich wahrzunehmen – die Nachwirkungen vom Hörsteler Crosslauf Anfang November, bei dem Kerstin im tiefen Geläuf mehrfach umgeknickt war, hatten sie zuvor auf die Folter gespannt.
Die Reise nach Trier entschädigte speziell in atmosphärisch-motivationaler Hinsicht für den langwierigen Rekonvaleszenz-Prozess: „So eine Stimmung habe ich in einer kleinen Altstadt noch nie erlebt. Fast der komplette Streckenrand war von Zuschauern mit Trillerpfeifen und Trommeln gesäumt. Im Übrigen bin ich noch nie in einem so stark besetzten Feld gelaufen“, war Kerstin beeindruckt. Aus der nationalen Spitze waren unter anderem die Zwillinge Deborah und Rabea Schöneborn, die EM-Silbermedaillen-Gewinnerin Lea Meyer und die Neu-Triererin Gesa Krause vertreten, wobei letztere in Erwartung eines Kindes mit angezogener Handbremse lief. Kerstin hielt sich vortrefflich, musste zugleich die Gesetze eines internationalen Events anerkennen: „Zwischenzeitlich war es eine Art taktisches Rennen, in dem das Tempo meiner Gruppe immer wieder verschleppt wurde. Ich selbst habe in der Mittelphase für einen schnellen Kilometer gesorgt, hätte an der einen oder anderen Stelle aber auch aktiver agieren können“, fasste die 24-Jährige das Rennen gewohnt reflektiert zusammen.
Am Ende landete Kerstin mit einer Zeit von 17:03 Minuten auf Platz 13, zugleich war sie sechstbeste Deutsche und ließ unter anderem Rabea Schöneborn und Gesa Krause hinter sich. Nur knapp verpasste sie damit ihr persönliches Ziel von einer Sub-17-Zeit und auch der eigene Westfalenrekord (16:54 Minuten) war in Reichweite. Kerstin bewies damit vor allem sich selbst, dass sie die schwierigen Wochen hinter sich gelassen hat und zum Jahreswechsel zurück in der Spur ist.