U20-WM: Silas Zahlten sammelt in Cali wertvolle Erfahrung

08.08.2022 | Die U20-WM in Cali ist Geschichte. Hindernis-Ass Silas Zahlten bescherte sie den ersten Auftritt auf der ganz großen internationalen Bühne.

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Und selbst wenn sein WM-Vorlauf bei extremen Bedingungen nicht in die erhoffte Leistung mündete, nimmt der 17-Jährige viele positive Erfahrungen für seine noch junge Karriere mit.

Silas Zahlten hatte sich eine Menge vorgenommen, als er in den Morgenstunden von WM-Tag drei (03.08.) mit seinem Renn-Equipment das Hotel verließ. Das Eintreffen im Pascual Guerrero Olympic Stadium hielt dann die erste unangenehme Erkenntnis bereit: „Mir fiel sofort auf, dass die Luft steht“, schildert Silas die widrigen klimatischen Bedingungen vor Ort. Mittelstreckenrennen in Kolumbien bedeuten zumeist zweierlei Form von Kampf: Die Athleten kämpfen untereinander um die Positionen und sie kämpfen gegen den zermürbenden Einfluss von 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, Höhenlage und Wärme.

Extreme Klimabedingungen zwingen europäische Läufer*innen in die Knie

Beherzt nahm Silas dessen ungeachtet sein Rennen auf, in dem er auf Konkurrenten aller Kontinente traf: Unter anderem waren in seinem Heat Läufer aus Australien, Bahrain (Asien), Brasilien (Südamerika), Portugal (Europa), Uganda (Afrika) und den USA (Nordamerika) vertreten. Eng aneinandergereiht passierten die dreizehn Athleten die 1000 Meter-Marke – Silas ging in 3:01 Minuten durch und lief zu diesem Zeitpunkt noch auf Bestzeitkurs. Für die mutige Fahrt musste er dann jedoch zunehmend büßen: „Ich wurde extrem kurzatmig, konnte nicht mehr tief einatmen. Ich fiel immer weiter nach hinten, da sich viel Laktat in den Armen und Beinen bildete“, erlebte Silas bereits den zweiten Kilometer als zunehmende körperliche Strapaze. Nach einem 2000 Meter-Split in 6:09 Minuten ging es für ihn auf dem Schlusskilometer an die absoluten Grenzen: „Ich hatte extrem zu kämpfen und war im Ziel einfach nur fertig. Auch nach dem Rennen hatte ich Probleme beim tiefen Einatmen.“ Silas finishte das Rennen letztlich auf Rang zehn in 9:29,08 Minuten, ein gutes Stück hinter den Finaltickets. Ähnliches ereilte Team-Kamerad Kurt Lauer: Deutschlands überragender U20-Hindernisläufer des Jahres 2022 musste sich in Lauf drei mit einer Zeit von 9:31,73 Minuten begnügen. „Exakt die gleichen Atemprobleme wie bei mir und Kurt traten bei sehr vielen europäischen Läuferinnen und Läufern auf“, berichtet Silas von verbreiteten Schwierigkeiten all jener, die aus ihrer Heimat das Laufen bei Höhe und zugleich immenser Luftfeuchtigkeit nicht gewohnt sind.

„Eine Ehre, mich mit den besten Hindernisläufern der Welt zu messen“

Und dennoch nimmt Silas eine Menge positiver Erfahrungen von der U20-WM mit: „Es war mir eine Ehre, mich mit den besten Hindernisläufern der Welt zu messen und den Support des sensationellen deutschen Teams zu spüren. Ich verlasse Kolumbien mit viel Motivation für das kommende EM-Jahr.“ Tatsächlich hat das Top-Talent der LG Brillux Münster in seinem ersten U20-Jahr alles erreicht, erhobenen Hauptes kann Silas die Rückreise nach Deutschland antreten. Hinter ihm liegt die beste Saison seiner noch jungen Karriere und das unbeschreibliche Gefühl, Schulter an Schulter mit den besten Nachwuchsläufern der Welt gelaufen zu sein – der in Silas‘ Vorlauf siegreiche Marokkaner Salaheddine Ben Yazide holte drei Tage später im Finale die Silbermedaille.

Silas konnte diesen Fight um die Hindernis-Medaillen (Gold ging an den Äthiopier Samuel Duguna in 8:37,92 Minuten) wie auch die anderen Entscheidungen der WM-Tage vier bis sechs entspannt auf der Tribüne betrachten und die Kamerad*innen anfeuern. „Ich habe die Zeit nach meinem Rennen genossen. Als Teil des großen Teams konnte ich manche deutsche Medaille feiern und das macht extrem viel Spaß.“

Verdiente Saisonpause mit Abstecher zur Heim-EM in München

Auf Silas wartet jetzt die verdiente Saisonpause. Ganz ohne Leichtathletik geht es aber nicht: Wenn vom 11.–21. August in München die Europameisterschaft der Erwachsenen stattfindet, wird Silas für einige Tage unter den Zuschauern sein. Auch viele seiner Cali-Mitreisenden wird er dort treffen. Sicherlich werden die jungen Athlet*innen auf das Abenteuer Kolumbien zurückblicken und bereits neue Pläne für weitere Einsätze im Nationaltrikot schmieden.